von Eike Cramer,

Hatred: Studio verteidigt sich gegen Neonazi-Vorwürfe

Hatred (Action) von
Hatred (Action) von - Bildquelle: Destructive Creations
Aktualisierung vom 22. Oktober, 11:00 Uhr:

Nach den Vorwürfen, einige der Entwickler des Amoklauf-Shooters Hatred würden neonazistischen Organisationen in Polen nahestehen, hat das Studio nun offiziell Stellung bezogen. Nachdem man zunächst der internationalen Presse für die gratis-PR dankt, kommen einige Mitglieder des Teams zu Wort.

"Mein Urgroßvater wurde von der Gestapo ermordet", so Jaroslaw Zielinski, der sich Vorwürfen ausgesetzt sieht, die rechtsradikale Polska Liga Obrony auf Facebook zu liken. "Einige Mitglieder meiner Familie kämpften gegen die Nazibesatzung in der Armia Krajowa. Meine Vorfahren litten stark unter totalitären Regimen. Wer wäre ich, dass ich ernsthaft Nazi-Aktivisten unterstützen würde? Leute verteilen ständig Likes auf Facebook, auch wenn sie nicht genau wissen was hinter dieser oder jener Fanpage steckt. Ich habe das Gleiche getan. Das macht mich plötzlich zu einem Neonazi, fein, habt Spaß ihr verdammten Scheiß-Hater"

Auch andere Entwickler kommentieren die aktuellen Vorwürfe. "Nazi-Deutschland ist verantwortlich für den Tod von sechs Millionen Menschen in Polen", so FX-Artist Marcin Kazmierczak. "Die Hälfte von ihnen Juden, die andere Hälfte Polen. Meine Familie hat während des Zweiten Weltkrieges viele Angehörige verloren. [...] Ich bin kein Neonazi oder Faschist und es ist unheimlich ekelhaft so genannt zu werden. Und es ist für mich überraschend, wie jemand aus den USA Probleme damit haben kann, so einfache Werte wie Patriotismus, das Ehren der eigenen nationalen Symbole und die Sorge um die Zukunft des Landes zu verstehen. Werte wie Pluralismus, demokratische Opposition und das Recht die eigenen Sichtweisen darzustellen sollte nicht 'fehlende Toleranz' genannt werden. Letzlich zu meine Einstellung gegenüber Schwulen, lasst mich nur sagen, ich habe ein paar schwule Freunde die ich als Menschen tief respektiere. Ich habe kein Problem mit ihrer sexuellen Ausrichtung."    

Letzlich nimmt auch Jakub Stychno Stellung zu den Vorwürfen, er würde auf einem Team-Foto das T-Shirt einer antikommunistischen Widerstandsgruppe tragen, die immer wieder von Nationalisten instrumentalisiert wird. "Das T-Shirt, das ich auf unserem Teamfoto trage bezieht sich auf Truppen der Nationalen Polnischen Armee, die sich 1945 weigerten ihre Waffen niederzulegen und gegen die neuen Invasoren kämpften, um das unabhängige Polen zurückzugewinnen. Sie taten dies, weil sie richtigerweise sowjetische Repressionen durch die Geheimdienste gegen die bereits entwaffnete polnische Armee antizipierten. Ich möchte außerdem betonen, dass diese Truppen bis 1945 aktiv gegen die Besatzung des Dritten Reiches gekämpft haben. Diese Soldaten sind polnische Nationalhelden und verdienen die Erinnerung. [...] Im Bezug auf Organisationen deren Profile ich [auf Facebook, Anm. d. Red] folge: Diese beziehen sich auf patriotische und freiheitliche Traditionen und nicht auf die totalitäre Ideologie."      

Ursprüngliche Meldung vom 21. Oktober 2014, 17:11 Uhr:


Das Studio hinter dem Amoklauf-Shooter Hatred (wir berichteten) steht seit Kurzem unter dem Verdacht, Verbindungen zu einer polnischen Neonazi-Organisation zu haben. Wie der Blog Fucknovideogames.com berichtet hat u.a. Teamchef Jaroslaw Zielinski via Facebook seine Sympathie gegenüber der Polksa Liga Obrony (PLO) bekannt, die von islamophobiawatch.co.uk als "islamophobe, Anti-Einwanderungs-Hassgemeinschaft" bezeichnet wird und angeblich auch gewalttätig gegen Muslime und arabischstämmige Einwanderer vorgeht.

Zudem habe einer der Entwickler auf dem Gruppenbild ein T-Shirt mit dem Symbol einer in Polen bekannten antikommunistischen Widerstandsgruppe im Zweiten Weltkrieg getragen, die oft von Nationalisten instrumentalisiert wird.

Gegenüber Polygon verwehrt sich das Studio gegen diese Anschuldigungen. Diese seien "verdammt albern", so Zielinski. "Wenn es darum geht, dass ich die PLO unterstütze: Ich like diese Seite auf Facebook, denn sie ist eine Quelle für Informationen darüber, was im Mittleren Osten und Europa vorgeht. Einige Dinge, die die Medien nicht zeigen und erzählen würden. Also: nein. Ich bin kein 'Unterstützer' [...] Ich glaube nicht, dass das Liken einer Seite bereits etwas unterstützt."

Zudem beteuert der Studiochef, dass er nicht persönlich mit der PLO verbunden ist. "Sie wissen nicht einmal, dass es mich gibt", so Zielinski. Morgen soll ein Statement auf der Seite von Destructive Creations folgen.
Quelle: Polygon.com, Fucknovideogames.com, islamophobiawatch.co.uk

Kommentare

dx1 schrieb am
Inconceivable. Aber danke für das Update. :D
Temeter  schrieb am
Spiel ist wieder im Store drin, also hat sich die Sache eigentlich erledigt.
Zero Enna schrieb am
4P|dx1 hat geschrieben:
Zero Enna hat geschrieben:so ein rotz. das spiel wäre wenigstens interessant, im gegensatz zur zwünfunddrölfzigsten zombie-survival-sandbox-aufbau-kopie
Entwicklung und Vertrieb des Spiels sind nicht beendet, also wirst Du aller Wahrscheinlichkeit nach dafür bezahlen dürfen, wenn Du möchtest. Lediglich Trading Cards und Profile Backgrounds für Dein Steamprofil wird es nicht geben.
es wird weiter über steam vertrieben, kann also mal in nem sale sein? es ist jetzt kein spiel für das ich nen vollpreis hinlegen würd aber fürn fünfer mal in nem sale. und ich kann da die entscheidung von dem lombardi-futzi nich nachvollziehen, andere spiele mit mehr roter masse sind auch erhältlich
Temeter  schrieb am
Kajetan hat geschrieben:Bedank Dich bei den Entwicklern, die ihre dumme Klappe nicht halten konnten ...
Oder wie wärs mit Journalisten, die das Spiel so sehr hassten, dass sie es auf ihre Titelseite brachten? Viele Devs nutzen diverse Arten von PR und Werbung, aber die Aufmerksamkeit gegenüber Hatred war ganz sicher nicht das Ergebnis von cleverem taktieren.
schrieb am