von Michael Krosta,

Allgemein: "Handel trägt (Mit-)Schuld an unfertigen Spielen"

Für Steve Peterson von Gamesindustry.biz steht fest: Der Handel ist einer der Hauptverantwortlichen, warum in jüngster Vergangenheit zunehmend unfertige und verbuggte Spiele veröffentlicht wurden. Zwar räumt er auch dem Übergang zur neuen Konsolengeneration und den damit verbundenen neuen Werkzeugen sowie Entwicklungsumgebungen eine Mitschuld ein, doch bleibt es in seinen Augen vor allem der Handel, der die Produktion negativ beeinflusst bzw. die Publisher, die den Wünschen und Anforderungen des Handels nachkommen wollen.

Der Ausgangspunkt seiner Argumentation bilden die Vorbestellungen. Je früher ein Artikel angeboten wird - am besten noch mit diversen Boni für die Vorbesteller -, desto verlässlicher lassen sich für die Publisher die zu erwartenden Verkäufe abschätzen. Die Kehrseite der Medaille: Je früher man in den Vorverkauf startet, desto eher wird sich auch auf einen genauen Veröffentlichungstermin festgelegt, bei dem man oft auf Biegen und Brechen versucht, ihn auch einzuhalten - und sei es durch den Kompromiss, ein halb fertiges Spiel zu veröffentlichen, das man erst später durch Patches finalisiert, denn immerhin erlauben seit geraumer Zeit auch die Konsolen eine solche Möglichkeit.

Zudem wird weiter die gängige Releasepolitik kritisiert und als einer der Gründe für unfertige Spiele heran geführt. Warum? Weil sich Publisher und Handel immer noch zu sehr auf die Weihnachtszeit fokussieren anstatt die Veröffentlichungen besser über das Jahr zu verteilen. Einen Hoffnungsschimmer sieht der Autor in schmerzhaften, aber sinnvollen Verschiebungen einiger großer Titel, ohne Rücksicht auf die mögliche Negativentwicklung des Aktienkurs. So war es für Peterson eine gute Entscheidung von Ubisoft, Watch_Dogs zu verschieben und prophezeit auch Battlefield Hardline, dass der Titel von der Verlegung ins nächste Jahr profitieren wird.

Zudem setzt Peterson auf die Möglichkeiten, welche die digitale Distribution von Spielen eröffnet und im Idealfall dazu führen könnten, dass Publisher das Konzept hinter ihren Produkt komplett überdenken.

Am Ende schließt er sein Credo für mehr Qualität und weniger Priorität zur Zufriedenstellung des Handels mit folgendem Aufruf in Richtung der Publisher ab: "Ja, der Handel ist ein wichtiger Partner und das wird auch in der Zukunft so sein. Aber opfert nicht die Spielqualität auf dem Altar der Händler."


Quelle: Gamesindustry.biz

Kommentare

Wulgaru schrieb am
MattWii hat geschrieben:Da fragt man sich wirklich, wie es Nintendo schafft 2 Spiele (Smash und Cpt. Toad) um jeweils eine Woche nach vorn zu legen!

Nintendo hält diese beiden Titel aber auch künstlich zurück. Sie sind längst fertig und werden nur zu einem Datum veröffentlicht welches Nintendo für kommerziell günstig hält. Das ist per se auch völlig egal, aber man sollte das nicht als leuchtendes Beispiel nehmen.
Ich persönlich bin der Meinung das das ganze nicht so schlimm ist, sofern der Kram der nicht funktioniert innerhalb der ersten Tage durch Patches behoben werden kann. Wenn das Spiel danach in Ordnung ist, habe ich nichts weiter zu beanstanden. Übel ist es nur wenn auch das erst mal nicht passiert wie bei Sim City zum Beispiel.
rainji schrieb am
Wieso Mitschuld? Woran trägt der Handel eine Mitschuld? Der Verkauft ein Produkt nur weiter. Schuld sind immernoch die Publisher bzw. Entwickler. Ende.
Pile of Shame und Nintendo in einem Satz :D Oo. Eine der wenigen Firmen, wo ich kein Tag-1-Kauf bereut habe, ausser vielleicht Mario Kart ein wenig.
PC wird eh erst im Sale gekauft, Vollpreis gibt es nur für Spiele ohne Day1DLC und DRM.
crewmate schrieb am
Das war keine Rechtfertigung.
Der Artikel benennt ja auch nur eine Mitschuld.
Klar ist Vorbestellen Unfug. Als ginge es um etwas limitiertes. Die meisten Editionen sind aber noch lange nach dem Launch verfügbar. Ich konnte die Infamous 2 Limited Edition mit Rucksack noch ein halbes Jahr später bestellen.Ein Einzelfall?
Auch das Bedürfnis, den neuen Shit sofort zu haben, kann ich persönlich nicht nach vollziehen. Bei dem Pile of Shame, den wohl so gut wie Jeder hier auf Steam, PlayStation, Xbox, Nintendo oder Ouya hat.
danke15jahre4p schrieb am
crewmate hat geschrieben:Es existieren auf der anderen Seite aber auch Verträge zwischen Publisher und Gamestop. So läuft das eben bei den großen Publishern
klar existieren die, nur ist nachwievor der publisher in der pflicht sein produkt kundenzufriedenstellend an ein releasedatum zu koppeln.
wenn man meint sich einem druck vom handel auszusetzen in dem man verträge abschliesst und ggfls. sogar konventionalstrafe vereinbart wenn man ein releasedatum nicht packt, dafür aber bessere konditionen bekommt, ist man einfach ein scheiss publisher.
und nachwievor ist es in publishers hand die qualität zu gewährleisten.
leider scheint jedoch die branche nicht nur bei majors irgendwie grad ein wenig zu kränkeln, auch indies wollen die schnelle markt per EA oder kickstarter machen und die qualität steht nur an zweiter stelle.
vielleicht sollte man als käufer mal einfach wieder einen gang zurückschalten aktuell, nicht vorbestellen und EA sowie kickstarter um einiges kritischer beäugen, darf ja nicht sein, dass man die toleranzgrenze der käufer systematisch nach unten verschiebt um geld dort abzugreifen wo man eigentlich garnix abgreifen sollen dürfte.
greetingz
crewmate schrieb am
leifman hat geschrieben:
Eridrael hat geschrieben:Okay, also: der Publisher bombardiert mich mit Videos davon, was für tolle Editionen von seinem Spiel rauskommen, dass ich selbige vorbestellen soll und dass alles an Tag X kommt. Wenn an Tag X das Spiel dann halbfertiger Mist ist, dann ist der Handel mit "seinen" Vorbestellungen schuld? #fucklogic
najo, der handel ist erfüllungsgehilfe, und erfüllungsgehilfen sind nie frei von schuld, allerdings obliegt dem handel keine qualitätskontrolle, wie auch.
demnach ist es eigentlich, wie du richtig schreibst, bullshit von einer aktiven mitschuld zu sprechen.
greetingz
Es existieren auf der anderen Seite aber auch Verträge zwischen Publisher und Gamestop. So läuft das eben bei den großen Publishern
schrieb am