von Marcel Kleffmann,

Red Shell: Marketing- und Analyse-Programm steht in der Kritik; viele Spiele-Entwickler wollen es entfernen

Red Shell (Sonstiges) von
Red Shell (Sonstiges) von - Bildquelle: Innervate
Seit einigen Tagen formiert sich eine wachsende Front gegen Red Shell, ein häufig als Spyware bezeichnetes Tracking-Programm, das in vielen PC-Spielen zu Marketingzwecken zum Einsatz kommt. Die Diskussion kochte bei Reddit hoch und dort wird explizit aufgeführt, welche Spiele diese Software zur Marktforschung nutzen. Einige Spiele-Entwickler haben bereits auf die Kritik an Red Shell reagiert und versprochen, das Zusatzprogramm aus ihrem Spiel zu entfernen. Die entsprechende Liste findet ihr weiter unten oder bei Reddit.

Red Shell von Innervate ist ein Marketing- und Analyse-Softwaretoolkit für Spiele, das Entwickler in ihre Titel implementieren können und dadurch Zugriff auf spezifische Analysedaten erhalten. Es wird hauptsächlich bei PC-Spielen auf Steam eingesetzt, soll aber auch bei Konsolen-Titeln funktionieren. Red Sheel soll "es Entwicklern ermöglichen, genau zu verstehen, woher ihre zahlenden Kunden auf dem Steam PC-Gaming-Portal kommen."

Der Dokumentation auf der offiziellen Webseite ist zu entnehmen, dass Informationen einschließlich Betriebssystem, Browser-Version, IP-Adresse (anonymisiert durch Hashing), Bildschirmauflösung, Benutzer-ID im Spiel und Schriftartenprofile gesammelt werden. Allerdings hebt Innervate hervor, dass keine persönlichen Informationen über die Spieler gesammelt werden - also keine Adressen (geographische Position), Namen oder E-Mail-Adressen. Im Prinzip sollen Daten wie zum Beispiel "der Käufer des Spiels X hat auch auf das YouTube-Video Y geklickt" zusammengetragen werden. Dennoch erhalten die Spiele-Nutzer eine individuelle id-Nummer, auf deren Basis die Daten gesammelt und ausgewertet werden können. In der Fragen-und-Antworten-Sektion spricht Innervate davon, dass Red Shell keine Spyware ist, da "kein Code auf dem Computer außerhalb des Spiels ausführt wird".

Spiele, die Red Shell nutzen und deren Entwickler versprochen haben, das Toolkit zu entfernen oder es bereits entfernt haben (Stand: 18. Juni 2018):
  • The Elder Scrolls Online
  • Conan Exiles
  • Ylands
  • Holy Potatoes! We're in Space?!
  • Alle Spiele aus der Total-War-Reihe
  • Warhammer: Vermintide 2
  • Warhammer: Vermintide (unklar)
  • My Time At Portia)
  • Dead by Daylight
  • Battlerite
  • AER Memories of Old)
  • Magic the Gathering Arena (Closed Beta; nicht bei Steam)
  • Secret World Legends
  • Hunt: Showdown
  • The Escapists 2
  • Omensight
  • Ballistic Overkill

Weitere Spiele, die Red Shell nutzen (noch kein Kommentar der Entwickler):
  • Civilization 6
  • Kerbal Space Program
  • Guardians of Ember
  • The Onion Knights
  • Realm Grinder
  • Heroine Anthem Zero
  • Warhammer 40k Eternal Crusade
  • Krosmaga
  • Eternal Card Game
  • Sniper Ghost Warrior 3
  • Astro Boy: Edge of Time
  • Cabals: Card Blitz
  • CityBattle | Virtual Earth
  • Desolate
  • Doodle God
  • Doodle God Blitz
  • Dungeon Rushers
  • Labyrinth
  • My Free Farm 2
  • NosTale
  • RockShot
  • Shadowverse
  • SOS & SOS Classic
  • SoulWorker
  • Stonies
  • Tales from Candlekeep: Tomb of Annihilation
  • War Robots
  • Survived By
  • Injustice 2
  • The Wild Eight
  • Yoku's Island Express
  • Raging Justice
  • Warriors: Rise to Glory!
  • Trailmakers
  • Clone Drone in the Danger Zone
  • Vaporum
  • Robothorium
  • League of Pirates
  • Doodle God: Genesis Secrets

Quellen: Reddit, Bleeping Computer, PC GamesN, CSO, Google Docs, Innervate

Letztes aktuelles Video: Meet Red Shell





Kommentare

tomtom73 schrieb am
Ich steige einfach auf GoG um und spiele von nun an nur noch offline. MP interessiert mich ohnehin nicht.
Kobba schrieb am
gEoNeO hat geschrieben: ?21.06.2018 13:53
Wer sich über Datensammlung aufregt bzw. Sorgt. Sollte aus dem Internet und auch Teils aus der Gesellschaft austreten. Alles ist heute auf Marketing ausgelegt.
Warum sollte man nicht die Gesellschaft kritisieren an der man Teil nimmt? Die Kritik an RedShell steht ja nicht für sich alleine, sondern ist Teil der Kritik an einer Gesellschaft die bereitwillig ihre Privatssphäre aufgibt. Selbstkritik ist natürlich ebenfalls ein Teil davon!
CritsJumper schrieb am
gEoNeO hat geschrieben: ?21.06.2018 13:53 Wer sich über Datensammlung aufregt bzw. Sorgt. Sollte aus dem Internet und auch Teils aus der Gesellschaft austreten. Alles ist heute auf Marketing ausgelegt, ohne Einwilligung gegenüber dessen AGBs kann ich z.b Spiel/Produkt XYZ nicht benutzen. Wir leben in einer Digitalisierung, da muss man sich nicht wundern woher Daten bzw. Werbungen auf mich abgestimmt werden.
Das halte ich für Unfug. Man kann sehr einfach genauso uneingeschränkt autonom sicher zu Kommunizieren wie bisher, nur hundert Prozent vertraulich unter vier Augen. Das ging vorhin und das geht auch weiterhin. Im Grunde trifft es mal wieder nur die Menschen die alles kommentarlos über sich ergehen und mit sich machen lassen anders.
Dadurch wird ganz bestimmt kein Vorteil erwachsen, auch wenn es so scheint. Das System soll ja eben diese Sicherheit und den Komfort vermitteln, genauso wie den Eindruck das "alle" es machen. Dabei ist es so offensichtlich das es so nicht funktioniert.
Wenn du dir so sicher bist das du Werbung unbedingt brauchst.. und es dich weiter bringt. Dann schau doch lieber mehr Werbung, statt zu Arbeiten oder etwas zu lernen das dir einen finanziellen, körperlichen oder geistigen Vorteil bringt. Ich bezweifle weiterhin das es funktioniert. Ein low or no Privacy Verständnis wirft den Menschen nur mehr überflüssige Steine in den Weg welche sie aus bremst. Letztlich zahlen sie höhere Preise, konsumieren mehr und haben das Marketing gefressen das es besonders hilfreich war. Ihre Lebenszeit wird fremd gesteuert. Gut bei wenigen führt es wahrscheinlich schon dazu das sich die Lebensumstände verbessern.
Doch im Grunde ist in einer konkurrierenden Welt kein Platz an der Sonne verfügbar, für Menschen welche dem im Hintergrund agierenden Databroker, die eigenen Schwachstellen gratis zur Verfügung stellen.
Nuracus schrieb am
Blackcucumbermage hat geschrieben: ?19.06.2018 17:48 Das Ding gehört begraben, sowie die meisten Marketing Sektionen in Unternehmen. Marketing ist die Lehre davon wie man Kunden möglichst heiße Luft verkauft.
Öh, ich weiß nicht, aber für mich liest sich die Beschreibung von Red Shell anders - geht es da nicht darum, herauszufinden, auf welche Weise und an welchen Orten sich ein Spieler im Internet rumtreibt?
Sozusagen:
Spieler X hat unseren Kassenschlager gekauft. Bei welchen Youtube-Kanälen muss ich Werbung schalten, damit er mich erreicht?
Ist es nicht so?
cM0 schrieb am
ronny_83 hat geschrieben: ?21.06.2018 14:03
cM0 hat geschrieben: ?21.06.2018 13:41 Das verstehe ich ja, warum du dadurch ein besseres Spiel erhälst, ist mir allerdings nicht klar. Dass Unternehmen dadurch Vorteile haben, ist logisch, sonst würden sies ja nicht machen.
Ob ein besseres Spiel tatsächlich Auswirkung von Marktforschung und Kundenprofilen ist, kann ich nicht zusichern. Kann genauso gut Glück sein. Aber wenn Unternehmen z.B. Kapazitäten der Programmierer darin investieren, möglichst viele Betriebssysteme zu unterstützen, dafür keines davon besonders intensiv und deren Kundenprofile verdeutlichen, dass sie sich Anpassungen an Windows XP und Windows Vista sowie Mac sparen können (weil niemand es nutzt). Und besonders viele Windows 7 benutzen. So können die verfügbaren Ressourcen eher darauf fokussiert werden und ggf. ist das Spielerlebnis dadurch positiv beeinflusst, weil das Spiel dort besonders sauber läuft.
Ist jetzt nur ein fiktives Beispiel, dass ich so aber auf viele Punkte übertragen kann, besondern leicht auf Hardware-Spezifikationen.
Dass Hardwaredaten sinnvoll sind, habe ich ja schon auf Seite 2 geschrieben. Daten dazu welches Betriebssystem verwendet wird, sind natürlich genauso wichtig. Nur sollte man trotzdem den User fragen, ob er damit einverstanden ist, dass diese Daten gesammelt werden. Und wie auch schon erwähnt: Dafür reicht die Steamhardwareumfrage, so ganz ohne Zwang. Was der Entwickler dann aber mit meiner IP oder meinem Standort will, ist mir weiterhin ein Rätsel. Doch wir drehen uns im Kreis. Das habe ich so alles b ereits mehrfach geschrieben, genau wie der Punkt der mich am meisten stört: Man wird nicht gefragt. Daran gibts nichts schön zu reden und ein "ist woanders auch so" machts nicht besser. Darüber sollte man sich genauso aufregen wie über Redshell.
schrieb am