von Jörg Luibl,

Atari: Um "Deeskalation" bemüht?

Atari (Unternehmen) von
Atari (Unternehmen) von
Ataris Anwälte verklagen uns, Ataris PR beschwichtigt in der Presse: Das Magazin DerWesten.de hat im Gegensatz zu uns eine erste Stellungnahme zum Alone in the Dark-Fall bekommen:

"ATARI Deutschland achtet und schätzt das Recht auf freie Berichterstattung und Pressefreiheit. Es ist weder im Interesse von ATARI Deutschland, noch Stil des Unternehmens, Medien welcher Gattung und Größe auch immer, anzugreifen oder unter Druck zu setzen. Dennoch ist ATARI Deutschland der Ansicht, dass Berichterstattung fair und nicht tendenziös sein sollte.

ATARI Deutschland behält sich, gerade auch im Wiederholungsfall vor, sich gegen unfaire und mutwillig geschäftsschädigende Praktiken zu wehren und notfalls juristisch vorzugehen.

Im konkreten Fall, der Berichterstattung von 4Players zu dem Spiel "Alone in the Dark", ist ATARI um Deeskalation bemüht. Eine entsprechende Kampagne ist in Vorbereitung und startet Anfang der nächsten Woche."
 

Da wir nicht kontaktiert worden sind und diese Stellungnahme über das Wochenende nicht ignorieren wollen, gibt es einen Direkt-Kommentar:

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Achtet und schätzt das Recht auf Pressefreiheit? Oder muss es nicht eher heißen: Achtet und schätzt das Recht auf Pressefreiheit nur für gut wertende Magazine? Mir kommt angesichts der Meldung von Shacknews gerade die Galle hoch - auch niederländische Kollegen wurden bedrängt:

"Within an hour [after posting], Atari called to have the review pulled off, claiming there was an embargo till Friday," Bergervoet said in a comment to Shacknews. "Our review copy was sent directly to us by Atari and [was] not a pirated copy. They explicitly told [Gamer.nl] that they only let high scoring reviews break the post-release embargo date."

Sorry, aber das Wörtchen "Deeskalation" ist ein Witz - bis zum heutigen Samstag hat sich niemand von Atari bei uns gemeldet. Selbst diese Erklärung haben wir nicht erhalten. Und seit wann besteht Deeskalation aus einer "Kampagne", die man eine Woche nachdem man den juristischen Hammer kreisen ließ, starten will? Besteht "Deeskalation" nicht aus "Kommunikation"?

Es gab seit der Veröffentlichung unserer Vorschau vom 20. Mai 2008 (!) trotz E-Mail-Nachfrage unsererseits (!) weder telefonisch noch per E-Mail einen Kontaktversuch seitens Atari. Wir haben lediglich eine Reaktion zu spüren bekommen, als unser Test online ging: Die Unterlassungsklage vom 18. Juni, die bis heute nicht zurückgezogen wurde, die uns mit strenger Frist bis 14 Uhr ohne Vorwarnung (!) ins Haus fiel und unseren Test mit unverschämten Unterstellungen ins Offline-Nirvana verbannen sollte.

Diese Wir-schätzen-die Pressefreiheit-Erklärung von Atari ist reine Krisen-PR und hat nichts mit der Praxis zu tun, die das Unternehmen uns und anderen Online-Magazinen
gegenüber in den letzten Tagen und bis heute gezeigt hat - auch norwegische Kollegen(Gamereactor.no) und jetzt auch noch die niederländische Seite (Gamers.nl)  wurden aufgrund ihrer schlechten Tests vom Hersteller bedrängt, die Artikel zu entfernen. Das Ganze ist mittlerweile derart auf europäischer Ebene eskaliert und auch auf zig Spiele-Webseiten in den USA ein Thema, dass Atari jetzt plötzlich um "Deeskalation" bemüht ist.

Dagegen haben wir theoretisch nichts. Aber die beginnt in der Praxis nicht damit, dass man sich als Kläger in eine scheinheilige Opferrolle retten will, die sich gegen "Wiederholungtäter" wehren muss, sondern erst dann, wenn die Unterlassungsklage und damit die unverschämten Anschuldigungen, die unsere und andere Redaktionen kriminalisieren, zurückgezogen werden. "Geschäftsschädigend" ist nicht die Presse, sondern nur eines: Schlechte Spiele, schlechte PR..

Jörg Luibl
Chefredakteur



Kommentare

keen Magnus schrieb am
hallo, eigentlich bin ich eher ein stiller betrachter der Dinge die so kommen, aber mal ganz vom Rechtsstreit abgesehen muss man sich doch das prinzip eines solchen Tests mal anschauen.
Der Test der gemacht wurde zeigt mit unwiderlegbaren "beweisen" das die meisten genannten Punkte nunmal der wahrheit entsprechen oder ?
es hat eine grausige syncro
die ganzen Dialoge wurde von irgendeinem Praktikanten geschrieben, einem einwöchigen Schuldpraktikanten der mal Gärtner werden möchte aber keine stelle gefunden hat
diverse gameplay-aspekte sind Humbug und nicht gerade atmosphärisch
diese Punkte aber könnt/können ihr/wir annehmen, wir müssen aber nicht, es wird doch nicht gesagt das dies für jeden Spieler zutrifft.
es gab mal einen Bericht über silent hill 3, nicht auf 4P in dem stand das diese Spiel kaum subtilen horror beinhaltet,...
hallo, hat der Testder das auch mal gespielt :x , war meine Reaktion :roll:, aber vielleicht wirkte es auf Tester X so, da muss ich dann selber entscheiden.
Ein Test wird wird von Menschen geschrieben und ist deswegen nicht in allen Punkten perfekt, ob wir es annehmen liegt an der einzelnen Person und zum Überblick, als gehhielfe und übersicht für uns dient der Test.
die Reaktion von Atari zeigt aber eben das sie bestimmen wollen was man über das Spiel erfährt und der Käufer dann doch besser die Katze im Sack kaufen sollte
wären die Herren von Atari auf die Spieler zugekommen (nicht auf 4P) und hätten defizite zugegeben und vielleicht sogar den Preis etwas gesenkt wäre das für deren Ruf zig mal besser gewesen als mit so einem Kleinkrieg anzufangen.
jetzt ist es wieder eins der spiele die in nem Jahr aufem grabbeltisch für nen 10ner zu kriegen ist, so macht man sich keine Freunde und keinen Gewinn.
GoreFutzy schrieb am
....aber einige Passagen im Testbericht sind schon ein wenig arg formuliert.
Ich kann Atari´s Frust nachvollziehen, aber nicht die Art und Weise, wie
sie soetwas angehen.
danke15jahre4p schrieb am
4P|no_name hat geschrieben:Und genau aus dem Grund muss sich jeder Leser und Käufer genau überlegen wo er was zu lesen bekommt und
wie viel Vertrauen man dem schenken kann. Das muss jeder für sich entscheiden!
ich kann nur für mich sprechen und ich würde nie ein spiel kaufen/bestellen, nicht kaufen/stornieren aufgrund einer guten bzw. schlechten kritik!
eine kritik vermittelt vielleicht und möglicherweise eine tendenz aber mehr auch nicht!
ich kann mich glücklichschätzen eine videothek in der nähe zu haben die 360-games verleiht! somit wird jeder potenzieller titel der meinen geschmack treffen könnte, ersteinmal ausgeliehen!
greetingz
4P|Marco schrieb am
Roderick99 hat geschrieben:Was mich stört ist, dass Magazine unter Druck gesetz werden um höhere Wertungen zu vergeben als das Spiel verdient hat. Denn am Ende ist der Käufer der Leidtragende. Er liest den Test über dieses vermeindlich großartige Spiel und kauft es sich. Und was hat er am Ende? Mittelmäßigkeit, wo Großartiges versprochen wurde; rausgeschmissenes Geld.
Und genau aus dem Grund muss sich jeder Leser und Käufer genau überlegen wo er was zu lesen bekommt und
wie viel Vertrauen man dem schenken kann. Das muss jeder für sich entscheiden!
stefan251 schrieb am
Ich hab mich jetz nicht durch alle 14 seiten des Threats gequält und daher weiß ich nicht ob das schon mal zur Sprache kam; Trotzdem:
Ich persönlich finde die Reaktion von 4Players die einzig richtige, obwohl ich als Leser der News hier natürlich nur eine Seite der Medaille kenne und die vermutlich nicht mal komplett, dennoch bin ich derselben Meinung wie Jörg und würde auch in so einer sagen wir mal erregten Weise antworten. Was mich jetz interessiert: Ich hab bezüglich des Atari Falls mich auch in den Foren und Kommentaren anderer deutschsprachiger Videospielseiten umgesehen und mir ist etwas witziges/erstaunliches/wie auch immer aufgefallen. Man kann die deutschen Onlinemagazine und deren Stammleser eigentlich recht gut in Pro 4Players und Contra 4Players aufteilen. Die einen loben 4Players und vor allem Jörg, wegen seines Engagements in Sachen Pressefreiheit, seiner schonungslosen und auch harschen und unverblümten Worte, ohne auf sagen wir mal "politische Korrektheit" zu achten und auch weil er weiß eine nicht zu übersehende sarkastische Klinge zu führen.
Die anderen belächeln 4Players (und auch hier wieder vor allem Jörg) als überkritisch und über das Ziel hinausschießend, als eine jähzornige Witzfigur mit akutem Geltungsdrang und Selbstwertproblemen, der seine Leser von vorn bis hinten manipuliert und ihnen nur Halbwahrheiten auftischt und vor allem viel heiße Luft absondert.
Wie gesagt ich bin auch froh, dass es wen gibt, der ohne große Vorrede sagt, wie der Hase läuft oder auch zu laufen hat (siehe: Pressefreiheit) nur anscheinend stoßen sich genauso viele Leute an dieser Einstellung.
Würd gern wissen was ihr so darüber denkt?
schrieb am