von Marcel Kleffmann,

gc-Eindruck: Diablo III

Diablo 3 (Rollenspiel) von Activision Blizzard
Diablo 3 (Rollenspiel) von Activision Blizzard - Bildquelle: Activision Blizzard
Nach den ganzen kontroversen Ankündigungen rund um das (optionale) Echtgeld-Auktionshaus, den Online-Zwang, dem Wegfall der Talentbäume, der automatischen Werteverbesserung (Stärke, Vitalität etc.) beim Level-Up und der Reduktion auf ein Set aus sechs aktiven Fertigkeiten (von ca. 20-30 pro Klasse; vgl. Guild Wars), das jederzeit verändert und die Fähigkeiten durch Runensteine stark individualisiert werden können, war meine Vorfreude auf Diablo III etwas getrübt. Doch irgendwie sprang der Funke auf der gamescom trotzdem wieder über, obwohl Blizzard keine neue Version zeigte, sondern nur die Fassung von der letzten BlizzCon mitgebracht hatte (Bilder).

Barbarische Wucht

Mit meinem Barbaren der Stufe 9 startete ich im ockerfarbenen und finster schimmernden "Halls of Agony"-Dungeon. Ich haute mit dem Standardangriff erstmal einige Fässer und andere (blutende) Behältnisse auf, die sogar ein wenig Erfahrungspunkte brachten. Ansonsten kann der muskelbepackte Krieger "Spalten", d.h. einen Angriff vollführen, der mehrere Feinde vor ihm trifft sowie einen "Donnerstampfer" machen, der alle Gegner in einem bestimmten Umkreis betäubt. Zusätzlich darf er einen weiteren Flächenangriff um sich herum loslassen, der moderaten Schaden anrichtet und ihn um fünf Prozent der Lebensenergie pro getroffenen Gegner heilt. Weitere Fähigkeiten werden mit steigendem Level freigeschaltet - wie "Furious Charge" (Sturmangriff), "Taunt" (Spott) und Wirbelwind bei Stufe 26. Bis Level 30 sollen alle Fähigkeiten verfügbar sein.

Mit diesen Basisfähigkeiten klicke ich meinen Barbaren durch die zufallsgenerierten und dennoch reichlich ausstaffierten bzw. geschmückten Katakomben. Im Vergleich zu Torchlight II wirkt das Art-Design wesentlich düsterer, detailreicher und dank der zahlreichen im Dungeon vorhanden Folterinstrumente und Fallen sowie dem schummrigen Licht wird eine reichlich düstere Stimmung erzeugt. Verstärkt wird die Atmosphäre durch die wuchtig bis brachial wirkenden Aktionen des Barbaren, denn die Gegner werden mit lauten Kampfschreien und seinen machtvollen Hieben in Stücke gerissen. Das virtuelle Blut besudelt (dynamisch) die gesamte Umgebung. Wo der Barbar zuhaut, entstehen Blutspuren, Blutexplosionen, Blutwurst und Blutlachen.

Die Kämpfe im Detail

Bei dem wilden Geklicke mit dem Maus bzw. dem Auslösen der Fähigkeiten mit der Tastatur ist mir aufgefallen, dass die einzelnen Kämpfe bei Diablo III länger dauern als bei Torchlight II und etwas langsamer sind. Zudem wirken die Gefechte bei dem Spiel von Blizzard Entertainment brachialer und machtvoller, was u.a. an dem eben beschriebenen Blutregen und dem wesentlich stimmungsvolleren Art-Design liegt. Abgesehen von diesen Unterschieden wirkten die Gegner bzw. die Monsterauswahl und die Kombination der Fieslinge in Diablo III geringfügig gefährlicher - sofern man überhaupt davon sprechen kann. Die Kämpfe sind taktischer als beim Konkurrenten, da man oftmals auf Mischungen aus Nah- und Fernkämpfer trifft, schnelle und langsame Kreaturen sich abwechseln oder Feinde mit Spezialfertigkeiten auf der Bildfläche erscheinen, auf die entsprechend reagiert werden muss (wie z.B. betäubende Schläge, Verbesserung einer anderen Kreatur, Spawn neuer Viecher, Explosion nach dem Tod etc.).

Video
Dämonenjäger (Klasse) in Aktion.


Und da nicht jedes erschlagene Monster die Lebensenergie wiederherstellenden "Gesundheitsorbs" hinterlässt, kann man sich nicht immer kopflos durch die Monsterscharen klicken. Insbesondere wenn man auf größere Ansammlungen, rare Feinde oder Champions in Gruppen trifft, ist es meist vorbei mit "Reinstürmen und Raufhauen". Somit ist es angebracht, die Fertigkeiten zu kombinieren, z.B. zuerst der Betäubungsstampfer, danach der heilende Flächenangriff und dann Spalten, Spalten, Spalten. In längeren Kämpfen wie gegen einen einzigartigen Champion-Zombie, der regelmäßig die Umgebung mit Blitz-Flächenschaden überzieht oder Monster mit stinkender Giftaura, ist es übrigens so, dass ihr zwischendurch immer wieder Gesundheitsorbs (vom Boss) erhaltet.

Darüber hinaus gibt es mehr Möglichkeiten mit der Umgebung zu interagieren. So krabbeln permanent Zombies aus "Eisernen Jungfrauen", die aber ganz einfach zerschlagen werden können. Interessanter sind dort Brunnen, aus denen Skelette gekrochen kommen. Diese könnt ihr versiegeln, wenn ihr einen Hebel umlegt und unlängst fällt dann krachend der Steindeckel auf den Brunnen. Ergänzend dazu gibt es noch Flammenfallen, die in regelmäßigen Abständen ein Feuer entzünden und Gegner verbrennen. Besonders heiß: Wenn ihr langsam schlurfende Zombies durch die Feuerfallen lockt, kämpft ihr gegen langsam schlurfende brennende Zombies. An der nächsten Ecke gibt es automatisierte überdimensionale Hackebeile, die in regelmäßigen Abständen zu Boden sausen und beträchtlichen Schaden anrichten, wenn man ungünstig steht. Gerade hier ist es praktisch, mehrere Gegner einzusammeln und diese genau dort zu betäuben, wo das Hackebeil landen wird. Ist die Arbeit erledigt, entweder per Hand oder Hackebeil, könnt ihr die Beute einsammeln. Wenn Gegenstände von besonderer Qualität - wie z.B. rare Items - hinterlassen werden, ist das Item auf dem Boden praktischerweise von einem blauen Licht umgeben.

Quests, Kobolde und Leoric

Auf dem Weg durch das Dungeon traf ich übrigens auf einen hyperaktiv herumspringenden Kobold, der immer wieder Gold beim Weglaufen verlor und versuchte mit einem "Town Portal" zu fliehen. Doch vorher konnte ich ihn umhauen und mir sein Gold einverleiben. Kurz nach diesem Kobold-Event erreichte mein Barbar die Stufe 10 und ich durfte eine von den bekannten Fähigkeiten im Rang erhöhen. Das war's. Mehr war nicht zu tun, da ja keine Punkte mehr in die Attribute gesteckt werden dürfen. Beim Level-Up auf 11 war es nicht anders, nur dass zusätzlich ein passiver Skill (Trait) ausgebaut werden konnte.

Nachdem ich die "Halls of Agony" durchquert hatte und in die "Hochland Passage" kam, traf ich auf einen Waffenschmied, der sich an einem alten Bekannten rächen wollte, dazu aber Hilfe brauchte. Ich nahm seine Quests an (sehr trockene und textlastige Präsentation - hoffentlich ein Platzhalter) und daraufhin folgte er mir, kämpfte automatisch an meiner Seite und freute sich darüber als ich seinen alten Kontrahenten über die Wupper schickte. Damit war der Oberwelt-Aufenthalt schon zu Ende und ich durfte in eine Gruft, um dort gegen Skelettkönig Leoric zu kämpfen - vorher musste ich in den finsteren Katakomben aber noch sechs Skelette läutern. Beim Boss (Leoric) galt es insbesondere einem mächtigen Schwinger mit seiner Keule auszuweichen, was mit etwas Aufmerksamkeit nicht sonderlich schwer war. Nerviger waren da eher die Skelette, die zusätzlich beschworen wurden, jedoch zur Regeneration (Gesundheitsorbs) nötig waren.

gc-Eindruck: sehr gut

Wir hatten außerdem die Möglichkeit in einem Interview mit Jay Wilson (Game Director) zu sprechen und seinen Aussagen nach, soll der "Online-Zwang" das Spielerlebnis für alle erhöhen, weil dadurch den Cheatern das Leben schwer gemacht wird und alle in einem sicheren Umfeld spielen können. Den Online-Zwang sieht er nicht als Problem an. Zum LAN-Modus und Offline-Play äußerte er sich nicht. Zudem hält er weiterhin an den Veränderungen am Level-Up-System fest, denn er ist der Meinung, dass das neue Skillsystem mit der Individualisierung durch die Runensteine weitaus sinnvoller ist als die Talentbäume und die Werteverteilung auf die Attribute. Schließlich würden sich die meisten Muster für Talentbäume in Diablo II kaum unterscheiden und die Werte würden größtenteils nahezu identisch bei den Klassen verteilt. Daher war die Chance zur Individualisierung auch in Diablo II längst nicht so umfangreich wie sie wirkte. Diablo III soll mit den Runensteinen daher mehr Potenzial haben.

Video
Spielszenen (Beta)



Kommentare

Stereomud schrieb am
Ich konnt mich nie wirklich mit den Spielereihenm anfreunden, ausgenommen Mario auf dem Gameboy, deswegen darf ich mich auch aufrichtig drüber lustig machen =)
Und btw. Heroin/Kokain ist auch seit Jahrzenten erfolgreich auf dem AMrkt und trotzdem verdammt uncool....hrhrhrhrhr nochn Schenkelklopfer XD
Sir Richfield schrieb am
Stereomud hat geschrieben:Nintendo entwickelt Spiele? Ich dachte die bringen seit 20 Jahren jedes jahr das gleiche Mario, Metroid und Zelda auf den Markt....hrhrhrhr XD
Das ist richtig und man könnte sich darüber auch lustig machen - wenn die genannten Spielereihen nicht immer noch grenzenlos erfolgreich wären und in Sachen Spielspaß und Design die next Gen Konkurrenz regelmäßig in den Schatten stellen würde.
Von sowas wie der Mario/Zelda/Metroid Franchise kann EA nur träumen...
Stereomud schrieb am
Naja, oder hol Dir eine Wii. Nintendo weiß noch nicht so richtig, was Internet ist. Wink
Nintendo entwickelt Spiele? Ich dachte die bringen seit 20 Jahren jedes jahr das gleiche Mario, Metroid und Zelda auf den Markt....hrhrhrhr XD
Sir Richfield schrieb am
Korun hat geschrieben:wandere ich eh weg vom PC, der immer alles nur noch Online erlaubt und hin zu den Konsolen, auf denen irgendwie immer alles funktioniert, ohne dass ich mich irgendwo registrieren muss, XX Tools installieren muss, immer online sein muss und selbstherrlichen Spielefirmen die Füße küssen muss.
Dann kauf Dir lieber Brettspiele!!
Die Konsolen sind zwar noch nicht ganz so weit, aber die fangen da auch schon an.
Einige Demos und manchen Kram bekommst Du ja auch nur, wenn Du MS oder SONY die Füße küsst und deren Online Feature bezahlst.
MS hat doch mit dem Live-Krempel eine Menge vorgemacht.
Naja, oder hol Dir eine Wii. Nintendo weiß noch nicht so richtig, was Internet ist. ;)
Korun schrieb am
Ich spiele aktuell wieder Diablo2 und erfreue mich an dem Spiel. Aber alles was ich bisher von D3 gesehen habe, lässt mich erschaudern. Das Spiel wird glattgebügelt, vereinfacht und in den üblichen WoW-Einheitslook gepresst.
Ob ich dann am ende nur noch "irgendein free to play"-MMO spiele oder nicht, ist dann vermutlich scheißegal. Da ich D2 primär Offline spiele und hier auch nur selten mal Internet habe, welches zum spielen reicht (äh... spät nachts manchmal...) wandere ich eh weg vom PC, der immer alles nur noch Online erlaubt und hin zu den Konsolen, auf denen irgendwie immer alles funktioniert, ohne dass ich mich irgendwo registrieren muss, XX Tools installieren muss, immer online sein muss und selbstherrlichen Spielefirmen die Füße küssen muss.
schrieb am
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