Star Trek Online
21.08.2009 12:11, Benjamin Schmädig

gc-Eindruck: Wo noch nie ein MMO...?

Der Onlineraum, unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs En... ach, denkt euch doch selbst einen Namen aus! Wer will denn schon die olle 1701 steuern, wenn er sein ureigenes Galaxie-Vehikel nicht nur selbst benennt, sondern auch das Aussehen der Rettungskapseln bestimmt, die technische Bezeichnung des Potts ändert, die Warpgondeln nach Belieben platziert und, und, und. Außerdem spielt Star Trek Online ein knappes halbes Jahrhundert nach Nemesis - obwohl die alte Technologie weiterhin existiert, gibt es also längst viel modernere Sternenschlitten. Allerdings: Fast in einem Nebensatz erwähnen die Cryptic-Entwickler plötzlich Zeitreisen als einen der vielen Missionstypen, andere Quests finden sogar in dem bekannten Spiegeluniversum statt. Und wo könnte eine solche Zeitreise hinführen? Man wird z.B. an der Seite der originalen Enterprise kämpfen. Na also, da ist sie ja!

Eine typische Mission soll dabei ähnlich verlaufen wie viele der TV-Episoden - tatsächlich spricht Cryptic auch von "Episoden", anstatt sie Akte, Quests oder Kapitel zu nennen. Während der Präsentation sehen wir, wie ein leichter Kreuzer der Föderation in einen Kampf mit den Klingonen verwickelt wird. Immerhin ist zwischen den Menschen und den Gagh-Liebhabern erneut Krieg ausgebrochen, entsprechende PvP-Gefechte finden in der neutralen Zone statt. Abgesehen davon halten sich Entwickler mit Informationen zu dem Kampf zwischen menschlichen Spielern allerdings noch zurück. Vier Markierungen zeigen also um den Demo-Kreuzer den Zustand der entsprechenden Schilde an, wobei das Gefecht taktisch gesehen nur in zwei Dimensionen stattfindet. Schade, aber das dürfte den spannenden Auseinandersetzungen nicht schaden.

Immerhin muss man nicht nur clever feindlichem Beschuss ausweichen, damit sich die feindlichen Phaser nicht durch einen der Schilde brennen und anschließend die Hülle verletzen. Um das zu verhindern, kann man außerdem die Energie nicht nur zwischen den Schilden, sondern auch zwischen verschiedenen Systemen transferieren. Vielleicht will man ja lieber seine Phaser voll ausreizen, anstatt die Schilde zu stärken. Das Prinzip erinnert frappierend an Star Trek: Tactical Assault  - offenbar hat sich Cryptic ausführlich in diesem Universum umgesehen. Auf jeden Fall ist das aktive taktische Kämpfen nicht nur eine erfrischende Abwechslung zum Bodenkampf gewöhnlicher Online-Rollenspiele und hebt sich auch deutlich von Eve Online oder den Raumschlachten eines Jumpgate: Evolution ab. Irgendwann ist das Gefecht jedenfalls beendet und der letzte klingonische Flieger geht in einer recht eindrucksvollen Explosion auf. Jetzt gilt es, den Planeten nach weiteren Hinweisen zu erforschen. Zum genauen Missionshergang erfahren wir wenig - die Vorführung soll zunächst einmal zeigen, worum es spielerisch überhaupt geht.

Wenige Sekunden später stehen fünf Mitglieder der Sternenflotte auf einem von hohen Bäumen umgebenen Pfad. Farne und Gräser erfüllen den Wald mit Leben und in unmittelbarer Nähe steht ein bewachter feindlicher Außenposten - so wie die Schiffe wunderbar plastisch in das vertraute Universum passen und wie große Planeten dem Hintergrund fast bildschirmfüllend Farbe verleihen, so wirkt Star Trek Online auch am Boden angenehm lebendig. Eine leichte Überzeichnung verleiht den Charakteren und der Umgebung dabei einen comichaften Touch. Doch wer sind die vier Mitglieder des Außenteams, die zusammen mit dem Kapitän auf die Außenmission gebeamt wurden? Es sind Crew-Mitglieder, von denen jeder Kapitän im Verlauf seiner Karriere bis zu zwölf für "seinen Stall" anheuern kann. Als "MMO-Pets auf einem neuen Level" bezeichnen die Entwickler die Mannschaft, deren Fähigkeiten das ersetzt, was in anderen Online-Rollenspielen die Fähigkeiten des eigentlichen Charakters sind.

Die Anzahl der jeweils aktiven Mitglieder ist natürlich begrenzt, und so muss man wählen: Bevorzugt man wissenschaftliche Mitglieder, welche als Heiler aktiv werden oder kurzzeitig bestimmte Werte verstärken? Nimmt man vielleicht lieber einen weiteren Techniker mit, der mit Gerätschaften wie einem Tricorder z.B. ein Stase-Feld erzeugt, das Gegner zurückstößt? Oder verlässt man sich hauptsächlich auf die taktischen Offiziere, welche im Umgang mit den unterschiedlichen Waffen glänzen? Und sollen die Mitstreiter eigentlich autark agieren oder entsprechend grundlegender taktischer Vorgaben wie "Greif an!" oder "Bewache die Umgebung!" ins Geschehen eingreifen? Sollte man ich mit einer Gruppe anderer Kapitäne einen Außenauftrag erledigen, bleibt die Crew übrigens an Bord; dann müssen sich dich Kapitäne selbst beweisen.

Zwei Waffen kann das Alter Ego sowie seine Offiziere jeweils tragen, wobei eine Waffe mehrere Feuerarten beherrschen kann. Und obwohl der Kampf am Boden der klassischen Genre-Action gleicht, so unterscheidet er sich immerhin dadurch, dass der Schwerpunkt auf Feuergefechten liegt. Nahkämpfe gibt es bei Star Trek schließlich selten. Doch die Crew wird nicht nur aktiv, wenn eine Außenmission ansteht - sie ist auch an Bord des Raumschiffs aktiv. Je nach Sternensegler haben dabei unterschiedlich viele Offiziere auf der Brücke Platz und auch die maximale Anzahl der aktiven Techniker, Wissenschaftler sowie Taktiker ist vorgegeben. Klar: Auf einem Kriegsschiff befinden sich weniger Stationen für Wissenschaftler als auf einem Forschungskahn. Cryptic erklärt dazu, dass es durchaus sinnvoll ist, die Crew zu spezialisieren. Abgesehen davon, dass man die Offiziere selbst benennen kann, sollte man z.B. einen taktischen Offizier so trainieren, dass seine Fähigkeiten vorrangig im Weltall helfen - die Entwickler nennen eine Salve Photonentorpedos, wo man sonst nur einzelne Sprengkörper abschießen könnte. Einen anderen Taktiker könnte man dann auf die Bedingungen einer Außenmission spezialisieren.

Und was ist mit dem eigenen Charakter? Was hat ein Kapitän auf dem Kasten, der nicht die gesamte Arbeit seiner Crew überlassen will? Zunächst einmal gehört auch der Hausherr auf dem Schiff einer der drei Berufsgruppen an und beherrscht entsprechende Fähigkeiten. Außerdem hängt die Auswahl verfügbarer Schiffe nicht nur davon ab, wie viel Währung man zur Verfügung und welchen Rang das Alter Ego innehat (es gibt fünf Ränge mit weiteren Sub-Rängen, was laut Cryptic einem Level von Stufe 50 entspricht). Es hängt auch davon ab, welcher Fraktion man zu Beginn beigetreten ist: So finden die Menschen selbstverständlich in den Schiffen der Föderation und die Klingonen nur in den ihren ein Zuhause. Da sich auch andere Parteien in den Konflikt einmischen bzw. anderweitig eine Rolle spielen, darf man später aber auch in deren Raumfliegern Platz nehmen. Egal, wie sehr man die Schiffe aber an seine Vorlieben anpasst: Sie fallen dem Star Trek-geübten Auge nie negativ auf. Sammler dürften sich außerdem die Hände reiben: Die Garagen angehender Weltall-Kapitäne müssen sich keine Sorgen wegen begrenzter Stellplätze machen.

Apropos anpassen: Obwohl man sich zu Beginn entweder für die Föderation oder das klingonische Imperium entscheiden muss, ist man äußerlich nicht auf eine der beiden Rassen festgelegt. Stattdessen dürfen Neulinge sogar ihre eigene Rasse erstellen! Sie können dann nicht nur über das Aussehen ihrer Figur entscheiden, sondern auch Kleinigkeiten wie die zu den Offiziersrängen gehörenden Farben selbst bestimmen. Den Charakter-Editor führte Cryptic nicht vor und auch zum Erstellen eigener Gegnstände schweigen sich die Entwickler noch aus, doch wenn man aus Champions Online Schlüsse zieht, dürften sehr bald viele interessante Völker dorthin gehen, wo Kirk damals nicht hingekommen ist.

Die zwei 4Players-Serienfans hatten einiges, aber nicht viel erwartet - und wir wurden positiv überrascht. Star Trek Online sieht nämlich nicht nur gut aus, es verspricht auch ungewöhnliche, taktische Weltraumschlachten, eine interessante Charakterentwicklung, bei der vor allem die Crew-Mitglieder eine entscheidende Rolle spielen und nicht zuletzt natürlich viele Star Trek-typische Momente. Ich gebe ja zu: Schon als gleich am Anfang der Präsentation die Phaser durch das Asteroidenfeld zischten, konnte ich es kaum erwarten, endlich selbst mein eigenes Raumschiff zu erstellen. Umso besser, dass Cryptic nicht nur Serienfans befriedigen will, sondern vor allem einen spielerisch interessanten Kandidaten in den Online-Weltraum schickt!

gc-Eindruck: sehr gut

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