E3 2006
16.05.2006 13:00, Marcel Kleffmann

Kommentar: PC überraschend stark

Wer hätte das gedacht? Obwohl die E3 2006 im Zeichen der PlayStation 3 und des Wii stand und Microsoft sich unter Umständen als lachender Dritter im Konsolen-Krieg mausert, trumpft der PC erstaunlich stark auf. Nicht nur, dass die Prozessor-Manufraktur Intel mit dem Core 2 Extreme die Leistung der PlayStation 3 übertreffen möchte, auch die auf der Messe gezeigten Titel braucht sich keineswegs vor den Next-Generation-Konsolen verstecken, egal ob spielerisch oder technisch.

Wer die beste Grafik auf dem Showfloor suchte, wurde weder auf PlayStation 3 noch auf der Xbox 360 (Halo 3 oder Gears of War ) fündig, vom Wii ganz zu schweigen. Das optische Highlight war zweifelsohne ein PC-Shooter und zwar aus deutschen Landen. Crysis , das zweite Spiel der Far Cry-Macher, stellt alles bisher Gesehene in den Schatten. So spottet die Darstellung des Dschungels allen Beschreibungen, da sämtliche Pflanzen und ihre Blätter (z.B. bei Farn) animiert sind, sich bei Berührungen physikalisch korrekt bewegen und Bäume nicht nur an Sollbruchstellen auseinander fallen, sondern exakt dort wo ihr gerade hingeschossen habt - vergleichbar mit der Minigun-Szene im kultigen Actionfilm "Predator" könnt ihr den ganzen Dschungel abholzen. Aber auch die apokalyptisch wirkenden Eislandschaften oder Innenlevels (z.B. auf einem Flugzeugträger) überzeugen mit dynamischer Echtzeit-Lichtberechnung aller Gegenstände, hochkarätigen Texturen und streckenweise gigantischen Gegnern, die dank geschickter Überbeleuchtung und HDR-Effekten für Begeisterungsstürme beim zockenden Publikum sorgte - gleiches gilt für alle Charaktere-Modelle. Natürlich zieht der Shooter dabei alle vorhandenen Technik-Register und erfordert Bombast-Hardware, aber im Gegensatz zu vielen PS3- oder Xbox 360-Titeln sieht man bei Crysis überdeutlich, wofür man so viel Geld auf den Tisch legt. Zum Glück war Crysis nicht allein. Für ähnlich sperrangelweit aufstehende Kinnladen sorgten: Hellgate: London , Unreal Tournament 2007 World in Conflict und Command & Conquer 3: Tiberium Wars .

Apropos Echtzeit-Strategiespiele: In diesem Jahr scheint das Genre wieder auf dem Vormarsch zu sein. Neben dem bisher großartig aussehenden World in Conflict, zeigte Chris Taylor mit Supreme Commander den geistigen und würdigen Nachfolger zu Total Annihilation und obwohl von C&C 3 bisher wenig zu sehen war, schürt das Megaprojekt die scheinbar aufkeimende Lust auf RTS. Kein Wunder, warum so viele Spiele aus dem Genre anzutreffen waren: Warhammer Mark of Chaos, Paraworld, Warfront Turning Point, Star Trek Legacy, Sparta Ancient War, Rise & Fall, Anno 1701, Joint Task Force, um nur einige zu nennen.

Auch das größte E3-Highlight fußt auf heimischen PC-Untergrund. Die Rede ist von Spore . Selbst unser Berufsskeptiker Mathias konnte nach der Präsentation des neuen Werks von Will Wright nur noch ungläubig mit dem Kopf schütteln und der Applaus des Fachpublikums für das Machwerk des Sims-Schöpfers sprach Bände. Die Schlange für die Spore-Präsentation wurde übrigens von Stunde zu Stunde länger und reichte am Freitag locker am EA-Stand vorbei. Schließlich ist nichts so spannend und mittlerweile auch unterhaltsam wie die Entwicklung des Lebens an sich, in einem spielerischen Ausmaß, das man sich bisher nur ansatzweise vorstellen konnte und da man alle Gebäude, Spezies, Fahrzeuge und Co. selbst gestalten kann, kommt ein enormer kreativer Faktor hinzu. Wer braucht da Spielzeug wie eine Kamera für Konsolen oder einen Controller, der auf Bewegungen reagiert? Ich jedenfalls nicht!

Marcel Kleffmann
4P|Redakteur

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