von Benjamin Schmädig,

E3-Eindruck: Uncharted 2



Dabei wollte ich doch gar nicht stehen bleiben! Eigentlich bin ich nicht einmal absichtlich hier vorbei geschlendert, da mir im Vorgänger sowohl die Steuerung als auch die Action von der Stange nicht so recht geschmeckt hatten. Aber wie dem auch sei: Plötzlich stehe ich vor einer kleinen Bucht, in der E3-Gäste einen Blick auf Uncharted 2 werfen dürfen. Sieht richtig gut aus - sagt man ja. Und wie ich sehe, bietet der Nachfolger zu Nathan Drakes erstem Abenteuer nicht nur klassische Mehrspieler-Gefechte, sondern auch kooperative Action für zwei oder drei Abenteurer. Also was soll's; wenn gerade niemand spielt, schnappe ich mir eben einen Controller.

Als Nathan, seine neue Begleiterin Chloe Frazer und sein alter Kumpel Victor ziehen wir zu dritt los, um uns gegen recht knackige Widersacher zu behaupten. Die Sache mit dem "Abenteuer" rückt in dieser Spielvariante natürlich in den Hintergrund - der Fokus liegt ganz klar auf dem heißen Bleiwechsel. Dabei tauchen neue Gegnergrüppchen stets dann auf, wenn wir die vorherige Truppe just eliminiert haben. Unser Ziel ist das Erreichen eines Checkpunktes, und sind alle angekommen, führt uns eine kurze Filmsequenz über sonst unüberwindbare Hindernisse in den darauf folgenden Abschnitt - die klassische Uncharted-Action kann weitergehen: Wir schießen mit Pistolen sowie diversen Gewehren, schmeißen Granaten, weichen selbigen aus und gehen in Deckung. Nahkampfangriffe komplettieren das Repertoire. Schade, dass die Figuren dabei immer noch oft verzögert auf Eingaben reagieren. Die Bewegungen fühlen sich deshalb nach wie vor unpräzise an. Noch wissen die Entwickler bei Naughty Dog übrigens gar nicht, wie viele der separaten Levels sie für den Koop-Modus anbieten werden.

Doch schon bevor der gemeinschaftliche Abstecher ein Ende hat, fällt mein Blick auf einen ganz anderen Monitor - einen Bildschirm, auf dem Nathan nicht nur von einem bulligen Truck durch enge Gassen gehetzt wird, sondern die Filmszene als interaktive Achterbahnfahrt erlebt! Ich lege mein Gamepad also beiseite und frage den Entwickler, ob ich die hier erstmals gezeigten Einzelspieler-Szenen selbst erleben darf. Schade: Naughty Dog spielt nämlich nur vor, E3-Gäste dürfen nicht selbst Hand anlegen. Sei's drum; sehen will ich sie trotzdem!

Die erste Szene beginnt mit Nathan und Chloe, die auf dem Dach eines hohen Turms ankommen und sich zunächst einmal umschauen. Und WIE viel Ruhe sich der Entwickler dabei lässt! Völlig zurecht, denn um solche Motive wird Uncharted 2 beneidet werden! Die niedrigen steinernen Häuser einer kleinen Stadt ruhen sich in der gleißenden Mittagssonne aus, während die Berghänge des Himalaya den Hintergrund grün einfärben - wunderschön! Der Ausblick ist gigantisch.

Doch Chloe und Nate müssen weiter und rutschen an einer langen, schrägen Stange vier Häuser weiter und drei Stockwerke tiefer. Von dort hangelt Drake an einem morschen Holzbalken zum gegenüberliegenden Gebäude - als sich plötzlich ein grüner Kampfhubschrauber bildschirmfüllend postiert. Das marode Holz gibt unter dem Beschuss nach, Drake kann sich kurz vor dem Absturz gerade noch an einem Dachgiebel festhalten. Auf dem Dach angekommen, wartet bereits eine Hand voll Wachen auf ihn und die gewohnte Uncharted-Action explodiert. Der Helikopter schwebt noch immer wenige Meter über Nathan, die Blätter großer Pflanzen werden vom Wind der Rotorblätter wild umher geworfen. Irgendwann entledigt sich Drake dann des letzten Gegners, indem er den Burschen kurzerhand vom Dach kickt. Meine Frage nach ähnlichen Finishern beantwortet der Entwickler damit, dass Nate je nach Situation verschiedene Aktionen ausführt. Schleicht er sich leise an einen Feind heran, kann er ihn sogar lautlos ausknocken.

Aber zurück zu dem grünen Zwischengegner, der den Takt der Action vorgibt. Die Ereignisse überschlagen sich, als Drake wieder ins Innere gelangt, Tische umkippt und als Deckung nutzt, sich von Stockwerk zu Stockwerk gegen immer mehr Gegner durchsetzt und dem Kugelhagel ausweicht. Längst hämmern die schweren Geschütze des Helikopters gegen die Hauswand; die Ziegelsteine geben nach, Löcher werden in die Wände gerissen, das Fundament zittert so heftig, dass Hängelampen wilde Lichtertänze vollführen - aber der Höhepunkt steht erst noch bevor...

Denn irgendwann gibt die Fassade dem starken Beschuss nach. Die gesamte gegenüberliegende Hauswand wird herausgerissen, davor heizen zahlreiche Feinde dem Abenteurer ein. Und irgendwann dauert es dem Hubschrauber-Piloten einfach zu lange: Er feuert eine Hand voll Raketen aus unmittelbarer Nähe in das Gebäude. Drake überlebt - das Haus nicht. Durch den Panoramablick der fehlenden Fassade sehe ich, wie das gesamte Haus langsam zusammensackt. Das gegenüberliegende Gebäude zieht dabei nicht nur von unten nach oben vorbei, es kommt auch immer näher! Nate fasst sich also ein Herz, rennt los - und springt in letzter Sekunde durch eine große Fensterfront des Gebäudes, vor dem das zerstörte Haus in die Knie ging. Dann kann er endlich aufatmen.

Eigentlich bräuchte ich ein paar Minuten, um dieses breite Grinsen aus meinem Gesicht zu verbannen, aber der Entwickler lädt kurzerhand die zweite E3-exklusive Szene, in der vor allem Drakes akrobatische Fähigkeiten gefragt sind. Nachdem der erwähnte Truck nämlich wie ein gestürzter Elefant zwischen den engen Gassen zum Stehen kommt, muss Nathan über Laternenmasten, herausgefallene Ziegelsteine und die Werbeschilder kleiner Läden kraxeln, balancieren, schwingen. Naughty Dog betont dabei, dass es mitunter verschiedene Wege geben soll. Und auch hier wirkt das Geschehen angenehm lebendig, wenn eine quer stehende Stange, an die sich Nate mit einem kurzen Hüpfer schwingt, unter seinem Gewicht nachgibt und die gesamte Verankerung zehn Zentimeter weit aus der Mauer bricht. Tomb Raider wirkt im Vergleich fast schon unangenehm statisch.

Abschließend bekommt es Nathan noch einmal mit zahlreichen Gegnern zu tun - der Clou ist aber, dass er sich in dieser Situation auch unbemerkt anschleichen kann, indem er vorsichtig von Deckung zu Deckung huscht und die Wachen mit einem kurzen Finisher unschädlich macht. Von Stealth-Action will Uncharted 2 natürlich nichts wissen! Der "Garrett Fisher" in mir stellte aber erfreut fest, dass es Naughty Dog nicht nur um die plumpe Action geht.

E3-Fazit: Die Verbindung von Film und Spiel könnte in Kürze einen gewaltigen Schritt nach vorne machen! Immerhin handelte es sich bei den in Los Angeles gezeigten Abschnitten nicht um vorberechnete Sequenzen, sondern um zum größten Teil aktive Spielszenen, deren Spannungsaufbau man mit Spielberg vergleichen muss! Dass die Steuerung noch immer nicht unmittelbar auf alle Bewegungseingaben reagiert, ist schade. Und auch die herkömmliche kooperative Mehrspieler-Action haut mich dem ersten Eindruck nach nicht aus den Socken. Doch falls Uncharted 2 die Dynamik der gezeigten Momente über weite Strecken halten kann, wird das keine Rolle spielen. Denn genau so sieht ein modernes Action-Abenteuer aus! (Video: E3-Spielszenen).

E3-Eindruck: sehr gut



Kommentare

Neo00 schrieb am
ramonsetsfire hat geschrieben:Ba, das sieht so geil aus Oo
Uncharted 1 war ja schon total wow!
word! ich warte mal das endprodukt ab, aber das wäre vielleicht mal wieder ein spiel, das man sich vollpreis holen könnte.
ramonsetsfire schrieb am
Ba, das sieht so geil aus Oo
Uncharted 1 war ja schon total wow!
the0verseer schrieb am
also ich hab die demo bereits gespielt und muss sagen, dass es mir besser gefällt als der erste teil, vor allem die waffen finde ich etwas knackiger als im ersten teil...grafisch sieht selbst der multiplayer sehr nice aus.
ich denke ich werds vorbestellen kann man wohl nich viel mit verkehrt machen
scorpion or monkey schrieb am
Sieht ja verdammt geil aus! Das Spiel verspricht echt Atmosphäre, sprich pure Spannung, aber auch wunderschöne Umgebungen. Hoffentlich erlebt man das Gezeigte nachher auch so im Spiel und wird hier nicht nur mit einem inszenierten Filmchen an der Nase herumgeführt.
Auf jeden Fall kann es jetzt schon dem Vorgänger das Wasser reichen. Letzteren hab ich mir vor kurzem angeschafft und ich muss sagen, der enttäuscht mich teilweise mit Einfallslosigkeit und wenig origineller Story. Trotzdem überzeugt er mich mehr als "Tomb Raider", denn die Atmosphäre während dem Spielen und die guten Videosequenzen deuten das Potenzial an, was in dem Entwicklerstudio steckt. Außerdem macht das Ballern schon ziemlichen Spaß, jedoch sind die Gegnermengen meiner Meinung nach zu übertrieben, das sorgt für keinen Nervenkitzel, sondern nervt lediglich. Ich schweife ab, um beim Thema zu bleiben, ich beobachte das Spiel weiterhin und besorge mir mehrere Tests und Meinungen zur finalen Fassung.
L'amore finisce mai schrieb am
Die Multiplayer Szenen haben mich auch beeindruckt! Wird unterhaltsam werden.
Allerdings weiß ich nicht, ob ichs mir direkt für ca. 50 Euro aus UK holen soll oder n halbes Jahr bis 3 Monate warten soll und es nur noch für ca 25 bekommen kann.
schrieb am
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