von Marcel Kleffmann,

Deutscher Computerspielpreis 2017: "Bestes Deutsches Spiel" ist Portal Knights; Shadow Tactics prämiert, Preis aber abgelehnt; Publikumspreis für The Witcher 3

Deutscher Computerspielpreis (Awards) von GAME und BIU
Deutscher Computerspielpreis (Awards) von GAME und BIU - Bildquelle: GAME und BIU
Am gestrigen Abend fand in Berlin die Preisverleihung des Deutschen Computerspielpreises 2017 (DCP) statt. Der mit 110.000 Euro dotierte Hauptpreis für das "Beste Deutsche Spiel" ging an Portal Knights von Keen Games. Shadow Tactics: Blades of the Shogun gewann den Preis für das "Beste Gamedesign", allerdings lehnten die Entwickler den Preis (aus bisher nicht publizierten Gründen) ab. Allem Anschein nach gab es Unstimmigkeiten und Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Stimmen. Als "bestes internationales Spiel" wurde The Legend of Zelda: Breath of the Wild ausgezeichnet. Der Publikumspreis (über 30.000 Stimmen wurden abgegeben) ging an The Witcher 3: Wild Hunt - Blood and Wine. Übersicht der Preisträger 2017 und die Begründungen der Jury:

Bestes Deutsches Spiel (dotiert mit 110.000 Euro)
  • Portal Knights (Keen Games, Frankfurt am Main / 505 Games, Mailand)
  • Jurybegründung: Das Action-Rollenspiel Portal Knights besticht durch eine kunterbunte und clevere Mischung aus bekannten Spieleelementen und überzeugt sowohl große als auch kleine Spieler.

Bestes Nachwuchskonzept (dotiert mit insgesamt 90.000 Euro, 1. Platz 45.000 Euro, 2. Platz 30.000 Euro, 3. Platz 15.000 Euro)
  1. DYO von Josia Roncancio, Maximilian Warsinke, Ragnar Thomsen, Fabian Golz, Oliver Langkowski (HTW Berlin)
    Jurybegründung: Der Plattformer DYO überzeugt mit erfrischend konzipierten Rätseln in einem zweidimensionalen Labyrinth, einem unverbrauchten Setting und bietet mit einem permanenten 'Um-die-Ecke-Denken' ein kooperatives Spielerlebnis.
  2. Isometric Epilepsy von Utz Stauder, György János Droste, Bálint Márk, Juan Camilo Orjuela Lozano (TH Köln)
    Jurybegründung: Das innovative 3D-Musikspiel Isometric Epilepsy begeistert mit einer gelungenen Kombination aus bewährten Puzzle-Elementen, rhythmisch-musikalischen Elementen und verrückter Ästhetik.
  3. ViSP - Virtual Space Port von Timo Falcke, Sandro Heuberger, Ngoc Hoang Tran (HTW Berlin)
    Jurybegründung: Das VR-Spiel ViSP - Virtual Space Port beeindruckt mit einem guten Konzept aus Kreativität, bei dem logisches Denken gefragt ist, einem hohen Spielspaß und Wiederspielwert sowie dem sozialen Austausch der ViSP-Community.

Bestes Kinderspiel (dotiert mit 75.000 Euro)
  • She Remembered Caterpillars (Jumpsuit Entertainment, Kassel / Ysbryd Games, Brighton)
  • Jurybegründung: She Remembered Caterpillars ist auf Anhieb voller Tiefe, märchenhaft und beeindruckte die Jury mit einer fantastischen Ästhetik, viel Detailliebe und einer exzellenten Artdirektion. Die Erzählebene über Liebe, Trauer und Akzeptanz führt zu einem für die Jury ganz besonderen Erfahren des Spielers: nur in Symbiose ist Zusammenleben möglich.

Bestes Jugendspiel (dotiert mit 75.000 Euro)
  • Code 7 - Episode 0: Allocation (Goodwolf Studio, Bonn)
  • Jurybegründung: Code 7 - Episode 0: Allocation ist ein gelungenes Beispiel für das innovative Modell eines Crowd-finanzierten Episodenspiels. Das dystopische Science-Fiction-Adventure begeistert mit einer intelligenten Geschichte und einer außergewöhnlichen Umsetzung. Vor allem die zeitkritischen Sequenzen, die die relevante Diskussion zu Überwachung und künstliche Intelligenz bewirken, sind hervorzuheben.

Beste Innovation (dotiert mit 40.000 Euro)
  • VR Coaster Rides und Coastiality App (VR Coaster, Kaiserslautern)
  • Jurybegründung: Die VR Coaster Rides und Coastiality App ist eine beeindruckende Demonstration von deutscher Innovationskraft mit internationaler Relevanz und schafft eine neue Dimension der Unterhaltung. Hochwertige 3D-Grafiken in 4K-Auflösung und die Möglichkeit, die Inhalte je nach Einsatz zu adaptieren sind nur ausgewählte Punkte, die die Jury überzeugt haben.

Beste Inszenierung (dotiert mit 40.000 Euro)
  • Robinson: The Journey (Crytek, Frankfurt am Main)
  • Jurybegründung: Robinson: The Journey ist ein technisch und ästhetisch auf höchstem Niveau entwickeltes VR-Spiel mit mehreren Stunden Spielzeit, intuitiver Steuerung, einer flexiblen Erzählstruktur und einer hohen audiovisuellen Qualität.

Bestes Serious Game (dotiert mit 40.000 Euro, je Platzierung mit 20.000 Euro)
In der Kategorie 'Bestes Serious Games' teilen sich zwei Gewinner den Preis.
  • Debugger 3.16: Hack'n'Run (Spiderwork Games, Vechta)
    Jurybegründung: Das Jump and Run Debugger 3.16: Hack'n'Run besticht neben einer atmosphärisch anspruchsvoll gestalteten Grafik vor allem durch die Verschmelzung von Lern- und Spielinhalten. Dabei stehen bei dem Erlernen der objektorientierten Programmierung immer die spielerischen Aspekte im Vordergrund.
  • Orwell (Osmotic Studios, Hamburg / Surprise Attack, Melbourne)
    Jurybegründung: Das Social-Awareness-Game Orwell geht auf exzellente Weise auf das aktuelle und gesellschaftlich sehr relevante Thema Überwachung ein, indem es die SpielerInnen unter anderem für die Rolle von Social Media in Überwachungsszenarien sensibilisiert, ohne mit dem pädagogischem Zeigefinger daher zu kommen oder den Spielspaß zu vergessen.

Bestes Mobiles Spiel (dotiert mit 40.000 Euro)
  • Glitchskier (Shelly Alon, Hamburg)
  • Jurybegründung: Der Arcade-Shooter Glitchskier ist ein brillantes Zusammenspiel von Metapher, Gameplay und Ausführung und hebt sich von anderen Spielen in diesem Genre vor allem durch die Grafik und den Sound ab. An diesem Spiel sitzt jeder Pixel, jeder Effekt, die komplette Mechanik.

Bestes Gamedesign (dotiert mit 40.000 Euro)
  • Shadow Tactics: Blades of the Shogun (Mimimi Productions, München / Daedalic Entertainment, Hamburg)
  • Jurybegründung: In Shadow Tactics - Blades of the Shogun fügen sich die Missionen der SpielerInnen visuell, auditiv und story-technisch sehr authentisch in das historische Szenario. Ein zugängliches Interface Design, überzeugendes Level Design und eine angemessene Steigerung des Schwierigkeitsgrades konnten zusätzlich überzeugen.

Bestes Internationales Spiel
  • The Legend of Zelda: Breath of the Wild (Nintendo)
  • Jurybegründung: The Legend of Zelda: Breath of the Wild bietet ein unvergleichbares Open World-Erlebnis, das Spieler für Experimente und Erkundung immens belohnt. Das Rollenspiel entführt Spieler in eine liebevoll gestaltete Welt voller Abenteuer und Rätsel, in der es selbst nach 100 Stunden Neues zu entdecken gibt.

Bestes internationales Multiplayer-Spiel
  • Overwatch (Activision Blizzard)
  • Jurybegründung: Der Multiplayer-Ego-Shooter Overwatch ist der Beweis dafür, dass perfektes Balancing und Map-Design der Schlüssel zum Erfolg im Multiplayer-Genre sind. Das Spiel bleibt einsteigerfreundlich und weicht auch mit seinem visuellen Stil gängige Genre-Standards auf.

Beste internationale neue Spielewelt
  • Uncharted 4: A Thief's End (Naughty Dog / Sony Interactive Entertainment)
  • Jurybegründung: Uncharted 4: A Thief's End ist ein Meilenstein des Gamedesignhandwerks. Mit einer unfassbar detailverliebten und teilweise grandios verschwenderischen Inszenierung fühlt sich dieses Abenteuer wie ein zum Leben erweckter Luxus-Reiseprospekt an, der mit ordentlich Action abgeschmeckt wurde.

Publikumspreis
  • The Witcher 3: Blood and Wine (CD Projekt RED)

Sonderpreis der Jury
  • Computerspielemuseum, Berlin
  • Jurybegründung: Das Computerspielemuseum in Berlin macht auf eine einzigartige Weise digitale Spielekultur erlebbar und bildet damit seit genau 20 Jahren eine Begegnungsstätte für Jung und Alt.

Alexander Dobrindt (Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, CSU): "Der Deutsche Computerspielpreis 2017 ist ein Preis der Rekorde – mit mehr Preisgeld, mehr Einreichungen und mehr Innovationen als je zuvor. Wir erleben ein neues Qualitätslevel der deutschen Games-Branche. Unsere Spieleentwickler zeigen, dass sie ein wichtiger Treiber für innovative Technologien sind. Dabei wird deutlich, was Technologien in der Gigabit-Gesellschaft zum Durchbruch verhilft: Kreativität, Innovationskraft und vor allem auch Spaß."

Michael Müller (Regierender Bürgermeister von Berlin, SPD): "Mit herausragenden Computerspielen leisten die Preisträger einen wichtigen Beitrag zur multimedialen Spielekultur in unserem Land. Die Entwicklung der Games-Industrie spielt für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft eine zunehmende Rolle. Zahlreiche kreative Entwickler und innovative Produzenten, Startups und etablierte Unternehmen sind die Schrittmacher der Entwicklung. Berlin unterstützt und fördert diese auch weiterhin."

"Als gemeinsame Initiative der Wirtschaft und des Deutschen Bundestags wird der Deutsche Computerspielpreis (DCP) seit 2009 verliehen. Die beiden Branchenverbände BIU – Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. und GAME Bundesverband der deutschen Games-Branche e.V. fördern gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die Entwicklung innovativer Computer- und Videospiele 'Made in Germany'. Unterstützt werden sie dabei von der Stiftung Digitale Spielekultur. Der DCP ist der wichtigste Förderpreis für die deutsche Gamesbranche. Hochrangige Fach- und Hauptjurys wählen nach Aspekten wie Qualität, Innovationsgehalt, Spielspaß sowie kulturellem und pädagogischen Anspruch die besten Spiele in 14 Kategorien."
Quelle: DCP, GameStar

Kommentare

Knarfe1000 schrieb am
Eisenherz hat geschrieben: ?27.04.2017 13:59 Den Preis nimmt doch sowieso keiner wirklich für voll. Der Einfluss der Politik auf Nominierung und Verleihung war stets spürbar.
Laut Morgenmagazin ist es der Oscar der Softwarebranche :roll: :lol:
Eisenherz schrieb am
Im Prinzip nur Kinofilme, aber Netflix hatte ja extra den Film in einigen Kinos zeigen lassen. Eine Nominierung war also theoretisch möglich, wurde aber "aus Prinzip" abgeblockt.
unknown_18 schrieb am
Naja, werden bei den Oscars nicht eh nur generell Kinofilme berücksichtigt? Oder werden da auch z.B. direkt auf DVD/BD Veröffentlichungen berücksichtigt?
Eisenherz schrieb am
Den Oscar nehm ich wirklich nicht mehr für voll. Vor allem deswegen, weil man Idris Elba den Preis für "Beasts of No Nation" verweigert hat. Und das auch allein deswegen, weil der Film exklusiv bei Netflix lief und man die Kinos umgangen hat, worauf deren mächtige Lobby so angepisst war, dass man Elbas göttliche Performance einfach ignoriert hat.
Allein die Szene, als er mit seinen Kindersoldaten dieses Dorf angreift ...
https://www.youtube.com/watch?v=65lBIYO_Ssw
Selten was pervers-Schöneres gesehen. Magisch und eklig zugleich.
Alter Sack schrieb am
ronny_83 hat geschrieben: ?27.04.2017 15:22
Eisenherz hat geschrieben: ?27.04.2017 13:59 Den Preis nimmt doch sowieso keiner wirklich für voll.
Nimmt überhaupt jemand irgendeinen Preis in der Spielebranche für voll? Mir fällt auf Anhieb jedenfalls kein Preis ein, wo ich sage "Oh, DEN Preis hat das Studio bekommen? Ist ja echt toll".
Naja den anderen Preisen kann man vielleicht die Mainstreamgewinner ankreiden aber der Deutscher Computerspielpreis ist ne reine politische Witzveranstaltung.
schrieb am