PlayStation 4
30.06.2013 23:58, Julian Dasgupta

Cerny blickt zurück auf Schöpfungsphase

Wer gerne einen Blick hinter die Kulissen der Branche wirft, dürfte den Vortrag zu schätzen wissen, den Mark Cerny auf der Gamelab 2013 gab. Der Mann, der hauptverantwortlich für das Hardwaredesign der PlayStation 4 (ab 1,29€ bei kaufen) ist, erinnert sich darin ausführlich an seinen bisherigen Werdegang in der Szene und wartet auch mit allerlei Anekdoten auf.

So sei er - damals noch bei Crystal Dynamics tätig - z.B. vor der Veröffentlichung der ersten PlayStation nach Japan gereist. Sony habe seinerzeit nur japanischen Entwicklern Zugang zu Devkits gewährt. Nach etwas Überzeugungsarbeit habe ein gewisser Shuhei Yoshida dann entschieden, dass Crystal Dynamics als erstes US-Studio mit einem Devkit versorgt wird. Yoshida, der heute Präsident der Sony Worldwide Studios ist und Sonys Spielesparte maßgeblich prägt, würde später auch von Sony-Seite aus Titel wie Spyro und Crash Bandicoot betreuen, an denen Cerny als Producer mitwirkte.

Auf Kooperation setzen

Cerny geht auch auf die Lektionen ein, die man mit der PS3 lernen musste. Die sei sehr leistungsstark, lasse sich die Leistung aber nur mit reichlich Arbeit entlocken. Bei Sony habe das Hardwareteam lange Zeit komplett isoliert von den Softwareentwicklern gearbeitet. Erst mit Kniffen wie dem ICE-Team habe man die Grenzen aufgelöst. 

Ursprünglich seien jene Programmierspezialisten sehr stolz auf den Wissensvorsprung gewesen, den man dank der eigenen Tools und Technologie vor den Drittherstellern hatte. Erst später habe es eine völlige Abkehr von jener Sichtweise gegeben: Sony habe die Wichtigkeit der anderen Unternehmen erkannt und begonnen, mit diesen enger zusammenzuarbeiten und sie mit den eigenen Werkzeugen und Ratschlägen zu unterstützen. Man habe verstanden, dass man sowohl intern als auch extern besser kooperieren müsse.

2007 habe Sony dann die Entwicklung der PS3 rückblickend ausführlich analysiert und bewertet. Auch habe man begonnen, über die nächste Konsole nachzudenken. Damals habe es  Gedankensspiele gegeben, CELL bzw. eine PowerPC-Architektur auch in der PS4 zu verwenden. Ende 2007 beschäftigte sich Cerny dann ausgiebig mit der x86-Architektur. Die sei lange nicht wirklich brauchbar bzw. effizient für ein reines Spielesystem gewesen. AMD und Intel hätten aber mittlerweile so viele Fortschritte gemacht, dass jene Ansicht als veraltet eingestuft werden musste.


Vorteilhaft für beide Seiten: Cerny ist in beratender Funktion für Sony tätig und sei deswegen nicht Teil des internen Managementsystems gewesen. Im Gegensatz zu Ken Kutaragi, der die vorherigen Konsolen konzipiert hatte, gleichzeitig aber auch noch als SCE-Chef schalten und walten musste.

Sony habe ab 2008 das Gespräch mit den besten Entwicklern der Dritthersteller gesucht. Auch wenn man die Fragebögen über Wünsche für kommende Hardware sehr abstrakt gehalten habe, sei den meisten natürlich sofort klar gewesen, dass man über die PS4 redete.

Der mit Abstand am häufigsten geäußerte, für Sony etwas unerwartete Wunsch: Die Entwickler wollten einen großen vereinten Speicher, wie er auf der Xbox 360 bereits vorhanden war. Auf der PS3 sind RAM und VRAM bekanntermaßen wie auf PCs getrennt. Auch sei schnell erkennbar gewesen, dass man vier bis acht Prozessorkerne benötigen würde. Die meisten Entwickler hätten außerdem empfohlen, lieber mehr Geld in den Grafikchip zu investieren. Dabei habe man aber vertraute Ansätze gewünscht und von exotischen Konzepten - z.B. ein auf Raytracing spezialisierter Chip - abgeraten.

Man habe das alte Motto "easy to learn, difficult zu master" auf die PS4 angewendet. Diese sollte im Gegensatz zur PS3 sehr zugänglich sein, dank einer umfangreichen Funktionalität aber auch genug Potenzial für kommende Verbesserungen bei der Software bieten. Letzteres dürfte z.B. bei der GPU der Fall sein, die sich die Entwickler zukünftig auch für allerlei allgemeine Berechnungen zu Nutze machen würden.

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