von Julian Dasgupta,

L.A. Noire: McNamara blickt zurück & voraus

L.A. Noire (Action-Adventure) von Rockstar Games
L.A. Noire (Action-Adventure) von Rockstar Games - Bildquelle: Rockstar Games
Schon während der Produktion hatte es Gerüchte über schlechte Arbeitsbedingungen bei Team Bondi gegeben - nach dem Stapellauf von L.A. Noire (ab 5,09€ bei kaufen) zogen einige ehemalige Angestellte des Studios dann ordentlich vom Leder.

Crunch und die damit verbundenen Überstunden seien ein Dauerzustand gewesen, hieß es da. Brendan McNamaras dem Vernehmen nach recht kompromisslose und unkommunikative Art der Studioführung wurde ebenso kritisiert wie der Umstand, dass viele Entwickler nicht in den Credits aufgeführt wurden, weil sie nicht bis zum Projektende involviert gewesen waren - obwohl manche von ihnen einige Jahre an dem Krimi-Abenteuer gearbeitet hatten. Aufgrund der ewigen Reibereien zwischen den beiden Parteien sei die Beziehung zu Rockstar zudem unrettbar beschädigt gewesen.

Der Rest ist bekannt: Die Wege des Publishers und des Studios trennten sich. Während Rockstar Leeds die PC-Version von L.A. Noire produzierte, mühte sich Team Bondi, einen Partner für das nächste Projekt zu finden. Ohne Erfolg: Mittlerweile wurde die Firma offiziell geschlossen mit Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 1,4 Mio. (Australischen) Dollar.

In einem Interview mit Eurogamer.net blickte McNamara jetzt zurück und merkt an: Die negative Berichterstattung über die Arbeitsbedingungen sei einer der Hauptgründe dafür gewesen, dass man es nichr schaffte, bei einem anderen Publisher unterzukommen. Außerdem würde es normalerweise ein Jahr dauern, bis ein derartige Deal abgeschlossen ist. Team Bondi habe sich bis zum Schluss voll auf L.A. Noire konzentriert und nicht die Zeit gehabt, das nächste Projekt vorzubereiten. Ob das Spiel eine Fortsetzung bekommt oder nicht, weiß McNamara nicht - das müsse schließlich Rockstar entscheiden. Der Publisher besitzt bekanntermaßen die Rechte an der Marke.

"Bin ein direkter Mensch"

Über seine Teamfähigkeit sagt McNamara: Er sei immer ein direkter Mensch gewesen, der sagt, wenn ihm etwas nicht passt. Er habe jetzt den Ruf als 'bad boy' der Spielebranche, sei aber nie so harsch gewesen im Umgang mit anderen wie Steve Jobs, heißt es da mit Hinblick auf die vor Kurzem veröffentlichte Biografie des verstorbenen Apple-Chefs.

Es stehe jedem frei, seine eigene Meinung zu haben. McNamara hat auch nichts dagegen, wenn Leute sagen, dass sie nicht mit ihm zusammenarbeiten wollen.

"Was mich aber wirklich ärgert, ist der Umstand, dass die Leute das anonym machen. Mir wäre es lieber, wenn sie mich einfach anrufen und mir sagen, dass ich mich verpissen soll. Oder die Leute wollen interne Emails im Internet veröffentlichen. Was soll das denn? Das könnte ja jeder Firma passieren."

Er erinnere sich an einen um die E3 herum veröffentlichten Artikel in der L.A. Times, in dem darüber geschrieben wurde, dass die Entwickler bei Naughty Dog (Uncharted-Reihe) fast drei Tage lang ununterbrochen gearbeitet hatten und zum Schluss wie betrunken durch das Büro gelaufen seien und sich angeschrien hätten. So sei das wohl bis zum Projektende durchgezogen worden. So schlimm seien die Arbeitsbedingungen bei Team Bondi nie gewesen. Wohl etwas uneinsichtig ergänzt McNamara noch: In Amerika erwarte man schließlich, das hart gearbeitet wird, wenn man ein entsprechendes Ergebnis sehen will. Er wolle den berüchtigten Crunch in der Branche keineswegs rechtfertigen. Die schlechte Presse über Team Bondi sei aber unverhältnismäßig und unfair gewesen angesichts der allgemeinen Arbeitsbedingungen bei anderen Herstellern.

McNamara ist mittlerweile selbstständig unterwegs und entwickelt das Konzept bzw. die Story für ein neues Spiel, mit dem er bei diversen Herstellern vorstellig geworden ist. Es gebe einige Interessenten, allerdings müsse er auch noch diversen Papierkram erledigen. Es gehe um eine der "großartigen, bisher nicht erzählten Geschichten des 20. Jahrhunderts", so der Autor.

"Wir glauben, die Evolution von The Getaway [McNamara's früherem Projekt, Anm. d. Red.] zu L.A. Noire, die Lektionen, die wir dabei gelernt haben, und Sachen mit dynamischem Storytelling sind definitiv ein Weg, den man weiter einschlagen sollte."


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