von Marcel Kleffmann,

Paradox Interactive: Interview mit dem CEO über Traumübernahmen, Sport-Management-Simulation und Erweiterungen

Paradox Interactive (Unternehmen) von Paradox Interactive
Paradox Interactive (Unternehmen) von Paradox Interactive - Bildquelle: Paradox Interactive
Zu Paradox Interactive würde es gut passen, eine Sport-Management-Simulation zu entwickeln oder zu produzieren, sagte Fredrik Wester (CEO & President von Paradox Interactive) in einer Interviewrunde auf der PDXCON 2018. Zunächst erklärte er, dass Paradox zwar auf Nischenmärkte abzielen würde, aber ihre Nischen durch den digitalen Vertrieb mittlerweile "groß genug" sein würden. Ihre Spezialisierung auf die drei Säulen (Genres) Strategie, Management und Rollenspiel hätte inzwischen Früchte getragen und gerade in den Management-Bereich würde eine Sport-Simulation hervorragend reinpassen - nur würde es wirklich hohe Hürden geben. So sei es schwierig, an die notwendigen Lizenzen zu kommen und das Entwicklerteam müsste natürlich kompetent sein. Seine Traumakquisition sei in dem Zusammenhang Sports Interactive (Football Manager), aber da war SEGA schneller.

Auf die Frage "Welche Konkurrenz er sehen würde bzw. welche Konkurrenten er gerne aufkaufen/übernehmen würde", nannte Fredrik Wester sowohl Firaxis Games als auch mehrere Studios von SEGA. An Firaxis Games würden ihn natürlich Civilization und XCOM reizen. Bei SEGA nannte er die Reihen Total War (Creative Assembly) und Endless (Amplitude Studios) sowie die Spiele von Sports Interactive (Football Manager) und Playsport Games (Motorsport Manager). Generell seien sie aber "Freunde", würden sich gut verstehen und untereinander viel austauschen. In dem Zusammenhang meinte Wester, dass sie ein 4X-Strategie-Projekt mit Jon Shafer (Civilization 5) umsetzen wollten (dies wurde bei der PDXCON 2017 angekündigt), aber der Versuch habe nicht gefruchtet - auf beiden Seiten. Demnach hätten sie sich entschieden, das Projekt einzustampfen und getrennte Wege zu gehen.

Andere Studios würden sie nur übernehmen, wenn beiden Seiten "passen" würden - zum Beispiel, wenn sie den gleichen Humor teilen oder ähnliche Ansichten/Ideen haben würden. Bei den Triumph Studios (Age of Wonders) und White Wolf passte jedenfalls alles.

In einem späteren, direkten Gespräch verriet Fredrik Wester mir gegenüber, dass er Nintendo Switch für eine "sehr geeignete" Plattform für Strategiespiele halten würde - nicht nur wegen des Touchscreens. Er sagte, dass er das erste Mal in der Geschichte der Nintendo-Konsolen sofort bei der Ankündigung gedacht hätte: Das ist eine tolle Plattform für Strategiespiele. Aktuell würden sie bei Paradox aber nicht aktiv an der Umsetzung von Titeln werkeln, aber was nicht ist, kann ja noch werden ...

Angesprochen auf die kontroverse DLC-Politik von Paradox, die aus vielen bzw. sehr vielen Erweiterungen für die hauseigenen Spiele besteht, erklärte Wester, dass sie nicht das Gefühl hätten, dass sie hier große Fehler machen oder die Spieler mit Inhalten überschütten würden. Er erklärte, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht hätten, Downloaderweiterungen anzubieten, die keine Must-Have-Features beinhalten. Man wolle keine zentralen Features hinter einer Paywall verstecken, hieß es. Als Paradebeispiel nannte er Hearts of Iron 4 und den jüngst angekündigten DLC "Man the Guns". Der zusammen mit diesem Add-on geplante (kostenlose) Patch wird das neue Spielelement Treibstoff (Fuel) für Panzer, Schiffe und Co. einführen. Diese Neuerung hat einen gravierenden Einfluss auf das Spielgeschehen und daher wird diese Funktion allen Spielern zur Verfügung gestellt. Optionale Elemente oder speziellere Features könnten hingegen verkauft werden. Des Weiteren wollen sie vermeiden, dass die DLCs untereinander bzw. miteinander verbunden sind - höchstens in Form einer Randnotiz. Jede Erweiterung soll für sich alleine stehen können. Vielleicht müssten sie noch etwas besser an der Klarheit der Features der Erweiterungen und der Kommunikation arbeiten, aber Bezeichnungen wie "Story-Pack" oder "Immersion Pack" seien ein Anfang. Zudem würden die Erweiterungen dafür sorgen, dass die Spiele stets aktualisiert werden und langlebig sind.

Der unerwartete Erfolg von Cities (Skylines) war laut Wester übrigens die Initialzündung für das starke Wachstum von Paradox Interactive in den letzten Jahren. Ähnlich äußerte sich Mariina Hallikainen (CEO von Colossal Order), die in einem weiteren Interview sagte, dass sie Cities: Skylines für einen wichtigen, aber nicht für den wichtigsten Erfolgsfaktor halte.

Paradox verfügt (wie viele Publisher) über einen eigenen Launcher als Plattform für ihre Spiele. Als ich Wester fragte, welche Gedanken hinter dem Launcher stehen würden, meinte er, dass sie normalerweise auf die Features und Entwicklungen von GOG oder Steam angewiesen sein würden und gerne eigene Community-Funktionen entwickeln würden, die sie nur selbst in Angriff nehmen könnten. Konkrete Beispiele wollte er nicht nennen. Sie würden die Nutzer jedoch nicht zwingen wollen, den Launcher zu verwenden.

Abschließend sagte Fredrik Wester, dass sie in ihrer Community beobachten würden, dass es ganz spezielle Typen geben würde. So würden zum Beispiel die Spieler von Hearts of Iron kaum andere Titel außer Hearts of Iron spielen, während Spieler der anderen Titel (EU, Stellaris, CK2, Cities etc.) dazu tendieren würden, andere Paradox-Spiele auszuprobieren, vor allem Spieler von Cities.


Kommentare

Dr.Bundy schrieb am
Was für ein Bullshit, aber das ist eines der neueren Entwicklungen in der Spiele-Industrie: Es werden "professionelle News" rausgebracht, die in Wahrheit Werbung sind und nur die Perspektive der Industrie durchdrücken, hier auf 4players ist es nicht anders. Keine Fehler mit DLC, ja genau und ich bin der Weihnachtsmann. Wieviel ? kostet noch mal EU4 mit allen DLCs? 200?? 250? ? Und das soll normal sein? Und so richtig gut finde ich das Spiel nicht, v.a. werden viele wichtige Zusammenhänge nirgends ausser auf der wiki Seite erklärt. Dazu gab es früher immer ein umfangreiches Handbuch, aber auch das hält Paradox für nicht nötig, die Lemminge werden es ja kaufen. Seit EU4 bin ich Paradox abgeneigt und sie stehen für mich auf derselben Stufe wie andere Publisher, die wir alle so lieben.
Weeg schrieb am
PDX wäre schon gut bedient, wenn sie die Absolut-Sinnlos DLC Sachen wie irgendwelche doofe E-Books und schlecht eingespielte Metal-Cover Versionen ihrer Ingame-Soundtracks weglassen würden und so ein Schmarrn. Das bläht gerade bei Titeln wie EU4 die sowieso schon sehr grosse DLC Liste nochmal zusätzlich künstlich auf und erhöht den Preis. Und eben: Diese Dinge sind definitiv nicht ihr Geld wert.
DLCs sollten beschränkt sein auf Mechaniken, die der Engine zugrunde liegen und Hard-Coded sind, also für Modder nicht zugänglich sind. Alles was Modder besser können, sollte man auch den Moddern überlassen.
PDX hat früher, als es eben noch kleiner war, auch anders noch Stellung genommen. Da kam Johann persönlich und hat im Forum explizit erläutert aus internen Unterlagen wie sich die DLC-Kosten zusammensetzen. Die grössten Teile sind auch da eben jene Hard-Coded Engine-Sachen wie die KI und Co., die man nicht einfach so im Handumdrehen ändern kann. Aber eben, das war einmal früher. Heute heisst es "Schnauze halten, sei ein Fanboy oder dein Acc wird gebannt" im PDX Forum. Heute ist das nicht mehr so wie als PDX keine 20 Mann und keinen Community-Manager hatten.
Zudem, was PDX auch vermeiden muss sind völlig absurde Fehlentscheidungen, die bereits bestehende und lange erprobte Konzepte über den Haufen werfen. Beispiel in HoI4: Der Handel. Anstatt das Handelssystem zu lassen wie es immer war und wo auch alle seit Teil 1 mit klarkamen, mit Geld für Handel, hat man das rausgeworfen um es nochmal zu casualisieren und so ein merkwürdiges "Gib mir Zivile Fabriken!" Handel Teil eingefügt, der hinten und vorne total unlogisch und bescheuert ist.
Ich weiss ja nicht wie das da oben in Schweden läuft, vielleicht nutzen die Schweden ja heute noch den Tauschhandel, aber moderne Zivilisationen kennen dafür das sogenannte "Geld" als Mittel zum Zahlen.
Nightfire123456 schrieb am
Ich muss ganz ehrlich sagen das ich die DLC Politik von Paradox sehr schätze. Klar gibt es unmengen bei jedem Spiel und die sind auch selten günstig, aber sie erweitern die Spiele Sinnvoll und halten sie über lange Zeit am Leben. Bei Paradox Spielen habe ich nie das Gefühl sie hätten das Grundprodukt mit absicht beschnitten um damit Geld zu machen, sondern dass sie sich wirklich Gedanken gemacht haben wie man die Fans weiter mit dem Produkt unterhalten kann.
flo-rida86 schrieb am
Heinz-Fiction hat geschrieben: ?29.05.2018 10:55 Wisst ihr, was echt mal beeindruckend wäre? Wenn ein auf die DLC-Politik angesprochener CEO auch nur ein einziges mal sagen würde "ja, ihr habt recht, wir haben einen Fehler gemacht und geloben in Zukunft Besserung"
Sowas in der hat hat CA bei warhammer 2 zugegeben.
Zwar nicht wegen dem Preisen oder der Menge(wobei da auch alles ok ist) sondern da ging darum warum es ewig dauert bis der norsca dlc für wh2 kommt.Da gaben die offen und ehrlich zu das sie es unterschätzt haben und es verbockt hätten.
ps. "Auf die Frage "Welche Konkurrenz er sehen würde bzw. welche Konkurrenten er gerne aufkaufen/übernehmen würde", nannte Fredrik Wester sowohl Firaxis Games als auch mehrere Studios von SEGA. An Firaxis Games würden ihn natürlich Civilization und XCOM reizen. Bei SEGA nannte er die Reihen Total War (Creative Assembly) und Endless (Amplitude Studios) sowie die Spiele von Sports Interactive (Football Manager) und Playsport Games (Motorsport Manager)."
so sehr ich eure spiele auch mag paradox aber hier muss ich sagen"lasst ja die finger von TW"
Umimatsu schrieb am
DaddelZeit! hat geschrieben: ?29.05.2018 15:41 Bei Paradox-Spielen wird meiner Meinung nach oft etwas zu arg geschimpft. Sie haben eine sehr dlc-lastige Veröffentlichungspolitik und die DLCs an sich sind selten richtig umfangreich - ABER: Die größeren DLCs kommen immer im Fahrwasser kostenloser Updates. Es ist keine Selsbtverständlichkeit, größere Features aus dem eigentlich DLC zu streichen, um sie kostenlos zu veröffentlichen.
Manchmal glaube ich, es würde viel weniger Gemecker geben, wenn Paradox die kostenlosen Updates sein lässt und alles mit in die DLCs packt.
Bei Stellaris hatte übrigens das letzte große Update mal eben quasi das ganze Spiel nochmal neu umgekrempelt. Zugegeben nicht nach jedermans Geschmack, aber der Aufwand dahinter muss immens gewesen sein.
Wenn man unfertige Produkte veröffentlicht, sollten kostenlose Updates eine Selbstverständlichkeit sein und nicht durch DLC gegenfinanziert werden. Ich habe bislang knapp 900 Stunden in HoI 4 investiert. Ein Spiel, welches zu Release vor zwei Jahren nicht nur unfertig, sondern auch massiv verbuggt war. Einige grundlegenden Features funktionieren trotz diverser Patches immer noch nicht oder nur unzureichend. Und die 3 DLC ( die preislich zwischen 15 - 20 EUR liegen ) haben das Spiel in den Punkten, die von Spielern immer wieder kritisiert werden, nicht wirklich verbessert: Diplomatie, Schiffskampf sowie Spionage / Gegenspionage. Mittlerweile hat sich bei nicht wenigen Spielern der Verdacht eingeschlichen, Paradox veröffentliche absichtlich unfertige / verbuggte Produkte, um dann über die DLC noch einmal zu kassieren. Ich sehe das nicht so. Allerdings würde ich mir wünschen, dass Paradox seine Produkte vor Release ausführlicher testet. Das war bei HoI 4 ebenso wenig der Fall wie bei Stellaris.
schrieb am