von Benjamin Schmädig,

gc-Eindruck: uDraw GameTablet



THQ mag Malen

Der Publisher veröffentlichte schließlich nicht nur Drawn to Life, sondern stellte im Rahmen der gamescom auch ein Eingabegerät vor, auf dem man mit einem Stift wie auf einem Notizblock zeichnen kann. Das "Tablett" ist etwa 15cm mal 10cm groß, wiegt nur ein paar gefühlte Gramm, fühlt sich dabei aber nicht so an, als wäre es aus der Pfennigfuchser-Rammschkiste gefallen. Ein hochwertiges Tablet wie es Grafiker verwenden bietet THQ natürlich nicht an - ein billiges Wegwerf-Accessoire wollte man aber ebenso wenig verkaufen. Immerhin war Nintendo an der Entwicklung beteiligt. Die Japaner stellten offenbar Erfahrung, Ressourcen und Kontakte zum Entwerfen hochwertiger Hardware zur Verfügung.



Die Wii-Remote klemmt man ähnlich wie bei den Musikspiel-Gitarren in die linke Seite des "Notizblocks", fast den gesamten Rest des Tabletts nimmt die Malfläche ein. Rechts oben steckt der "Pinsel" - ein entsprechend geformter Controller, dessen Spitze auf unterschiedlich starken Druck reagiert. Drei Spiele sollen zum Verkaufsstart des uDraw erscheinen: ein Zeichenprogramm, ein laut Entwickler "Drawn to Life on Steroids" namens Dood's Big Adventure und eine digitale Version von Pictionary. Bis auf die Tatsache, dass man einen selbst kreierten Helden durch 60 Levels lenkt, deren Schauplätze man mit ebenfalls selbst erstellten Figuren und Hintergrundbildern bevölkert, ist zu Dood's Big Adventure bislang wenig bekannt. Der Hersteller erwähnte allerdings, dass uDraw-Titel dank der eingelegten Remote auch die Bewegungsempfindlichkeit des Controllers verwenden können. Bei Pictionary müssen hingegen Worte erraten werden, welche von den Mitgliedern ihres Teams gezeichnet werden. Im Vergleich zum Familienspiel-Original kommt dabei etwas mehr Abwechslung hinzu, weil sich das zu zeichnende Bild z.B. langsam dreht oder weil man beim Malen nur bestimmte Formen verwenden darf.

Virtuelle Meistermaler

Auf der gc führte THQ lediglich das Zeichenprogramm uDraw Studio vor, mit dem man genau wie in einfachen Windows-Programmen frei Schnauze malen darf. Unterschiedliche Zeichengeräte und Pinselgrößen gibt es ebenso wie freie Farbwahl, Farbtöpfe zum Ausfüllen ganzer Flächen, vorgefertigte Formen, eine frei einstellbare Zeichendichte usw. Ein Druck auf eine am Pinsel angebrachte Taste wechselt vom Menü zur Zeichenfläche und zurück, so dass man im Handumdrehen ein anderes Werkzeug "greifen" kann. Ein Druck auf die Malfläche wählt dabei einen Menüpunkt aus.

Nach der Präsentation durften wir uns das uDraw GameTablet, wie es offiziell heißt, selbst aufs Knie legen und zum Plastepinsel greifen. Etwas ungewöhnlich, dafür natürlich umso präziser, dass man auf dem Bildschirm immer dort malt, wo sich der Stift auf dem "Block" befindet. Grafiker kennen das - für Maus-Spieler ist es neu. Richtig unbequem ist die Tatsache, dass es eine spürbare Verzögerung zwischen einem Pinselstrich auf der Hardware und der entsprechenden Linie auf dem Bildschirm gibt. Diesen Nachteil des Wii-Controllers kann uDraw leider nicht umgehen. Praktisch ist hingegen die Art und Weise wie man den Stift führt, denn zieht man ihn feinfühlig über das Tablett, bewegt man nur einen Cursor über den Bildschirm. Erst wenn man Druck ausübt, bringt man Farbe aufs virtuelle Papier. Auch das ist nicht neu, zeigt aber, dass sich die Entwickler durchgehend an großen Tablets orientiert haben.



Für Oma und Opa

Aber wie präzise ist das uDraw wirklich? THQ macht die Probe aufs Exempel und gab dem New Yorker Künstler David Kassan eine Stunde Zeit, sich in die Technik einzuarbeiten. Anschließende führte der innerhalb einer halben Stunde vor, wozu das GameTablet fähig ist. Ergebnisse darf man übrigens - ein Novum für Wii-Besitzer - auf SD-Karte speichern. Die Entwickler wollen damit z.B. ermöglichen, dass die Zeichnungen vom Nachwuchs nicht nur Zuhause an der Kühlschranktür hängen, sondern auch bei Oma, Opa, Tante, Onkel... Zusätzlich darf man eine Zeichnung jederzeit auf Wii speichern, um sie später zu beenden.

Es ist mutig, in Zeiten von Move und Kinect eine weitere Zusatzhardware zu veröffentlichen: uDraw soll Anfang des kommenden Jahres erscheinen, uDraw Studio wird mitgeliefert. In Nordamerika wird der Preis knapp 70 Dollar betragen, jedes Spiel für das Tablet soll knapp 30 Dollar kosten. Die Preise für Deutschland will THQ in Kürze bekanntmachen. Größtes Fragezeichen ist die leichte Verzögerung der Eingabe. In uDraw Studio tut das Lag nicht weh. Aber wie wirkt es sich in Spielen aus und wie handlich ist das Kippen des gesamten Blocks beim Ausnutzen der Neigungssteuerung? Wünschenswert wäre zudem ein längeres Kabel, mit dem der Stift am Tablett festgemacht wird: Das Bändchen des gamescom-Modells war leider so kurz und steif, dass es gelegentlich die Bewegungsfreiheit von Stift und Zeichenhand einschränkte. Von Kleinigkeiten abgesehen ist das uDraw GameTablet aber besonders für ein junges Publikum eine echte kleine Überraschung.

gc-Eindruck: gut



Kommentare

WizKid77 schrieb am
Wer drauf steht und kein Wii besitzt, dem kann ich das Bamboo Tablet von Wacom empfehlen. Kostet so ca 90? für die A6 große Variante.
Wacom bietet auch viele kleine nette Spielchen fürs Tablett und oftmals ist nützliche Zeichensoftware dabei, die sicherlich professioneller als das Ding fürs Wii ist.
JTAwo schrieb am
der stift liegt doch eindeutig in er rechten hand!!!
Feanarth schrieb am
"Mutig" ist wohl hier das Schlagwort, denn auch wenn die Peripherie eine nette Idee ist, wird es wohl bei 2-3 Titeln mit Unterstützung bleiben und der Support seitens der Homebrew-Community ironischerweise grösser ausfallen.
Was mir aber bei dem Design gleich als erstes in den Sinn kommt ist ein einziges Wort: "Linkshänder?"
schrieb am