Spielkultur
11.07.2018 09:33, Marcel Kleffmann

Einzelspieler-Titel am Ende? Amy Hennig (Uncharted) über die Zukunft von Story- und Solo-Spielen

Storybasierte Einzelspieler-Titel sind schwierig zu machen, teuer in der Produktion und werden von den meisten Spielern gar nicht durchgespielt, erklärte Amy Hennig (Autorin und Game Director von Uncharted 1-3; Creative Director von Star Wars Ragtag) bei der Gamelab-Conference 2018 via Venturebeat , stellte aber trotzdem klar, dass storybasierte Erlebnisse nicht "tot" wären. Auf die Umwandlung von Star Wars Ragtag und die vermeintliche Aussage von führenden Mitarbeitern bei Electronic Arts, dass Solo-Spiele "tot" seien, sagte sie:

"Um fair zu sein, das haben sie nicht wirklich gesagt. Ich denke, dass falsche Informationen heute in unserer Welt schneller verbreitet werden als die Wahrheit. Hatte Churchill das gesagt? Ich denke schon. Es ist wirklich schwierig. Shawn [Layden (President and CEO of Sony Interactive Entertainment America)] sprach über dieses Thema in Bezug auf Sony. Gott segne Sony für die Unterstützung dieser Art von Spielen, denn sie sind wirklich schwierig zu machen. Sie sind sehr teuer und passen gar nicht zu dem Modell, eine riesige offene Welt oder Stunden und Stunden des Gameplays zu haben oder einen Live-Service zu betreiben, wonach heutzutage jeder strebt."

Sie geht weiter auf die Herausforderungen für Entwickler von storybasierten Einzelspieler-Titeln ein und meint, dass sich die Videospiele-Industrie derzeit an einem Wendepunkt befinden würde. Sie führt weiter aus, dass sowohl der Digitalvertrieb als auch Abonnementmodelle neue Chancen bieten würden. Hennig schätzt, dass beispielsweise vier Stunden lange Erlebnisse zu einem angemessenen Preis eine gute Möglichkeit für solche Titel wären. Außerdem wäre es ihrer Ansicht nach fatal, wenn man Einzelspieler-Spiele mit Inhalten überladen würde - quasi als Abgrenzung von Spielen, die sich beenden lassen, zu anderen Spielen, die kein Ende zu haben scheinen (Game as a Service). Last but not least bringt sie unterschiedliche Preismodelle ins Spiel.

Amy Hennig: "Es ist nicht so, dass wir es mit dem Tod von Einzelspieler-Titeln zu tun haben, oder dass die Spieler solche Spiele nicht wollen. Einige Publisher wird man auf der einen Seite des Spektrums finden oder auf der anderen Seite je nach ihrem Geschäftsplan. (...) Es ist nur so, dass es immer schwerer wird, die traditionelle Art und Weise zu unterstützen, wie wir diese Spiele bisher gemacht haben. Deshalb hatte ich schon in der Vergangenheit darüber gesprochen, dass wir uns an einem Wendepunkt in der Branche befinden. Wir haben schon oft darüber gesprochen. Wie können wir weiter solche Spiele machen, wenn sie unerschwinglich werden? Wir wollen die Einzelspieler-Erlebnisse nicht aufgeben, aber es gibt immer größeren Druck, Spiele zu dem Preis anzubieten [knapp 60 Dollar], den es schon immer gab.

Das ist nicht nachhaltig, glaube ich. Ich denke, es widerspricht dem Zweck eines Einzelspieler-Titels. Ich sagte zu einigen Leuten hier, dass ich Spiele spiele, weil ich sie beenden will. Ich will die Geschichte sehen. Ich mag den Bogen einer Geschichte. Dabei sehe ich das Ende der meisten Spiele nie. Es ist verrückt, wir sagen, dass es um Erzählung geht, aber wir machen Spiele, von denen nur ein Bruchteil des Publikums das Ende sieht. Das ist herzzerreißend.

Ich hoffe, dass es in der Branche zu weiteren Umstrukturierungen kommt. Wir werden die Portfolios öffnen - vielleicht mit einem Abonnementmodell - damit wir feststellen können, dass es Spiele mit Story-Fokus geben kann, die vier Stunden lang sind und zu einem angemessenen Preis angeboten werden. Dafür haben wir den digitalen Vertrieb. Das sollte möglich sein. Wir sollten nicht an diesem Ziegelstein- und Mörtel-Preispunkt hängenbleiben [Digitalvertrieb in Abgrenzung zu realen Geschäftsräumen; Anmerkung des Übersetzers] und versuchen, mehr und mehr Inhalte zu machen, was letztendlich den Geist dieser Spiele zerstören würde.

Ich verurteile EA nicht für diese Entscheidung, so hart wie sie persönlich für mich war. Ich verstehe die Herausforderung. Wir müssen das auf unterschiedliche Arten und Weisen angehen. Ich denke, es geht um Portfolios von Spielen zu unterschiedlichen Preisen, die es uns erlauben, mehr als nur PUBGs und Fortnites und Destiny-Klone zu machen."

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