von Marcel Kleffmann,

BIU: Jahresreport der Computer- und Videospielbranche 2016: Spiele-Industrie wächst weiter, aber Deutschland lässt das Wachstumspotenzial ungenutzt

Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (Unternehmen) von Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware
Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (Unternehmen) von Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware - Bildquelle: Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware
Der BIU - Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V., also der Verband der deutschen Computer- und Videospielindustrie, hat den Jahresreport der Computer- und Videospielbranche in Deutschland 2016 veröffentlicht. Das Dokument soll einen umfassenden Überblick über die Branche, den deutschen Markt sowie weitere Eckdaten zum Medium "Computer- und Videospiele" enthalten.

In dem Bericht wird konstatiert, dass sowohl der Markt der Computer- und Videospiele als auch die Branche in Deutschland gewachsen sind, aber nicht im gleichen Tempo. So stieg der Umsatz mit Computer- und Videospielen sowie Spielekonsolen 2015 um 4,5 Prozent auf 2,81 Milliarden Euro - keine andere Medienbranche soll so dynamisch wachsen, heißt es. Aber trotz des anhaltenden Wachstum und der wirtschaftlichen Bedeutung digitaler Spiele lässt Deutschland das Wachstumspotenzial ungenutzt. Hierzu heißt es: "Doch trotz des starken Marktwachstums hierzulande steht die deutsche Computer- und Videospielbranche vor großen Herausforderungen: So ist die Anzahl der Beschäftigten in Deutschland, die Games entwickeln und verlegen, lediglich um ein Prozent gewachsen - also deutlich geringer als der Gesamtmarkt. Inzwischen sind viele international erfolgreiche Games-Unternehmen in Deutschland angesiedelt, dennoch konnte das Land als Produktionsstandort auch 2015 nicht zu den internationalen Produktions-Hotspots aufschließen. Im Gegenteil: Der Abstand hat sich vergrößert, Deutschland lässt großes Wachstumspotenzial ungenutzt. Und das, obwohl es - um mit den Worten von Bundesminister Dobrindt bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises 2016 zu sprechen – 'ein Land der Dichter, Denker und Gamer' ist."

Die internationale Konkurrenz würde laut dem BIU von strategischer und finanzieller Förderung profitierten: "Der Rückstand zur internationalen Spitze der Produktionsstandorte ist dabei vor allem dem schwierigen Umfeld hierzulande geschuldet. So kann die internationale Konkurrenz auf umfangreiche strategische und finanzielle Förderung sowie auf maßgeschneiderte Rahmenbedingungen bauen. Dennoch schaffen es immer wieder auch deutsche Games-Anbieter, sich erfolgreich zu behaupten, etwa im stark wachsenden Markt für Spiele-Apps. In Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands handelt es sich bisher aber um deutlich zu wenige Unternehmen. Damit Deutschland zu den erfolgreichsten Entwicklungsstandorten aufschließen kann, wird eine intelligente Förderung benötigt, die die Besonderheiten der Computer- und Videospielentwicklung berücksichtigt."

"Insgesamt wird die Rolle von Games in Deutschland immer noch unterschätzt: Serious Games, Gamification und aus der Games-Branche hervorgegangene Technologien wie Virtual Reality und 3D-Simulationen, zusammengefasst unter dem Begriff APITs (Applied Interactive Technologies), sind für die Zukunftsfähigkeit einer modernen Volkswirtschaft unverzichtbar."

"Die Computer- und Videospielbranche entwickelt sich wie das gesamte Medium sehr dynamisch: Neue Plattformen und Anbieter für digitale Spiele entstehen, Technologien wie Virtual Reality schaffen für viele Branchen völlig neue Möglichkeiten und auch das Bild von Games in der Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel", sagt Dr. Maximilian Schenk, Geschäftsführer des BIU. "Mit dem Jahresreport der Computer- und Videospielbranche in Deutschland geben wir allen an Games interessierten Menschen einen umfassenden und detaillierten Überblick über die aktuellen Entwicklungen der Branche und des Mediums in Deutschland."

Quelle: BIU - Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V.

Kommentare

Xris schrieb am
Allerdings tricksen auch alle diese Spiele. Das Art Design von Mortal Kombat bspw. Ist schon sehr "entfremdet" gegenüber vor Teil 9. Das gefällt nicht jedem. Ist aber letztlich der Grund weshalb die USK MK neuerdings durchwinkt. Und genau, bei Mwnschen zu ähnlichen Gegnern würden alle diese Spiele garantiert auf dem Index landen.
Aber um mal wieder zu eurer Diskussion zurück zu kommen. Man kann sich wunderbar bei den großen 3rd Partys anschauen wie viel Gore die USK durchwinkt, deshalb sehe ich die USK auch nicht als Problem.
Xris schrieb am
dieser Faktor war in der Tat mal groß, aber die Zeiten wo Resi 2 und Golden Eye indiziert werden sind ewig vorbei.
wobei Resident Evil auch entschärft wurde seit Teil 4. Und meiner Meinhng nach betrifft das nicht nur Resi. Insgesamt geizt man ein wenig mit dem Gore. Eigl. hatte ich damals fest damit gerechnet das mir spätestens ab 2010 in Shootern und Co. Extremitäten und Gedärmsel detailiert um die Ohren fliegen. Aber nüscht. Oft sind ja nichtmal Wunden zu sehen. Was ich damit sagen will ist, das Publisher vermutlich quasie schon von vorne rein die Vorgabwn solcher Behörden mit einplanen um Umsatzverlust zu vermeiden. Diese schlimm geschnittenen Versionen wollte doch kaum einer haben.
sphinx2k schrieb am
Ich sehe das ganze in Deutschland einfach als schwierig an. Spiele werden immer noch komisch angeschaut. Und wenn jemand eine Firma mit 10 Mann gründen möchte die in 2 - 3 Jahren ihr erstes Spiel auf den Markt bringt. Wird man es sicherlich sehr schwer haben das nötige Geld für die Entwicklung zu bekommen.
Dazu ein Markt der in vielen Bereichen super gesättigt ist, was bedeutet das auch ein gutes Spiel einfach unter gehen kann. Teilweise ohne das man selbst was dafür kann.
Wenn würde ich eh in Polen ein Studio gründen als in Deutschland, einfach weil man dort erheblich niedrigere Lebenshaltungskosten hat und mit kleineren Gehältern auskommt.
Einzige Chance ist ne gute Niesche zu finden in der man erst mal Fuß fassen kann. Dann hat man evtl. Glück und kann sich ein gewisses Kapital schaffen auf dem dann mehr geht. Kickstarter und Co. ist btw. auch nicht mehr so das man für jedes Idee gleich Millionen bekommt. Da muss heute schon ein großer Namen dahinter stehen oder ein guter Prototyp.
Aber was es so aus Deutschland gab waren schon schöne Spiele. International wirklich wenig beachtet. Ein Wiggels war schon toll :)
Chris Dee schrieb am
Wahrscheinlich steht im Jahresreport einer jeden Branche, dass man zum Wohle aller gefälligst mehr gefördert werden sollte und dass man "für die Zukunftsfähigkeit einer modernen Volkswirtschaft unverzichtbar" ist. Haben wir gelacht ...
Was für die Zukunftsfähigkeit einer modernen (und rohstoffarmen) Volkswirtschaft tatsächlich unverzichtbar ist, ist eine entsprechende Infrastruktur, d.h. bezahlbares Breitbandinternet überall, mehr WLAN-Hotspots, die Senkung der aberwitzig hohen GB-Preise im mobilen Bereich etc. Davon würden alle - auch Gamer und Spieleindustrie - profitieren. Aber unser regierendes Politikerpack alimentiert ja stattdessen lieber die Reichen und hockt auf der symbolträchtigen schwarzen Null ...
Wulgaru schrieb am
Ich glaube an einem Index oder wie auch immer geartetem Jugendschutz liegt das kaum, denn das müsste ja die Spiele die davon betroffen sind auch massiv behindern und welcher aus dem internationalem Raum kommende Blockbuster wird denn hierzulande nicht veröffentlicht heutzutage. Die paar Titel die indiziert werden, behindern jedenfalls keine wirtschaftliche Kalkulation oder einen kreativen Prozess.
Es ist ja okay das man ein ethisches Problem mit unserem Jugendschutz hat, aber das macht ihn kaum zum entscheidenden Faktor. Deutschland ist von den Verkaufszahlen her neben UK der größte Videospielmarkt Europas (und der EU-Raum ist wiederum größer als Japan was das angeht) und damit auch einer der wichtigsten der Welt. Das wäre ja schon mal nicht gegeben, wenn der Jugendschutz hier so entscheidend negativ wirken würde. Da gebe ich Kajetan Recht...dieser Faktor war in der Tat mal groß, aber die Zeiten wo Resi 2 und Golden Eye indiziert werden sind ewig vorbei.
Ich denke das was in der News beschrieben wird ist viel eher der Grund. Ich kenne kaum Erfolgsgeschichten von deutschen Entwicklern die ähnlich gefördert werden wie andere Unternehmen oder Start Ups.
schrieb am