von Mathias Oertel,

Der 4P Kommentar: Die neue E3 - Alles bleibt anders?



Ich traue meinen Augen nicht: In dieser -die Besitzer, Architekten und Hausmeister der Anlage mögen mir verzeihen- schäbigen Hütte soll die Zukunft der Videospiele präsentiert werden? Die Rede ist vom Barker Hanger, einer ehemaligen Flugzeughalle und mittlerweile Multifunktionsstandort ein paar Meilen östlich vom wunderschönen

Es war einmal: So pompös wie hier (2005) hat sich die E3 über Jahre hinweg präsentiert... Was bringt die Zukunft?
Sandstrand Santa Monicas. Dazu Veranstaltungen und Präsentationen in zahlreichen Hotels, die teilweise mehrere Blocks auseinander liegen und die Taxispesen in die Höhe treiben werden.



Seit sieben Jahren fahre ich zur E3. Und habe mich in den letzten Jahren zunehmend aufgeregt. Darüber, dass die Teppiche im Convention Center zu flauschig und damit zu strapaziös für meine alternden Gelenke waren. Darüber, dass die eigentlichen Hauptdarsteller, die Spiele, von "Ich kann lauter als du"-Soundanlagen und aus dem Dekollete quellenden Babes beinahe in die Bedeutungslosigkeit einer Statistenrolle gedrängt wurden.



Doch dieses Jahr soll alles anders werden. Doch ist "anders" auch besser? Ich persönlich stehe allen guten Vorsätzen der ESA (Entertainment Software Association, Dachverband von Spieleherstellern und Veranstalter der E3) erst einmal skeptisch gegenüber.
Doch vielleicht liegt es nur daran, dass sich in den vergangenen sechs Jahren ein Gewöhnungs- und Ignoranzfaktor bzgl. der lauten Umgebung eingestellt hat und mir die alte E3 ganz gut gefiel.
Vielleicht liegt es auch daran, dass dem üblichen Pomp der letzten Jahre dieses Mal ein vollkommen ungewohntes Understatement gegenübersteht. Konnte ich mir sicher sein, dass das Convention Center samt Umgebung schon Tage vorher auf den Mega-Event einstimmte, findet sich am Hanger 24 bzw. 48 Stunden vor Crunchtime (die Veranstaltung beginnt offiziell am Mittwoch, am Dienstag finden aber bereits erste Events wie die Microsoft-Pressekonferenz statt) nur ein kleiner dezenter Hinweis auf einen Parkplatz für die E3-Aufbaucrew.
Ungewohnt für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das normalerweise keine Show-Möglichkeit auslässt.




In diesem unscheinbaren Hangar finden dieses Jahr die Hands-On-Erfahrungen statt...
Aber trotz der leicht ins Chaos ausufernden Hilflosigkeit ob des neuen E3-Formats, das auch bei den Publishern für gewisse Unruhe zu sorgen scheint, bin ich bereit für etwas Neues - das Motto, das dieses Jahr teils unheilschwanger über dem E3 Media and Business Summit schwebt.
Denn letztlich wollen wir alle doch nur das eine: Coole Software, um das Spielsystem unseres Vertrauens zu füttern. Und da ist es mir egal, ob ich dies nun in einer lauten Halle, einem bescheidenen Hotelzimmer oder einem von außen leicht herunter gekommen scheinenden Hangar zu sehen bekomme. Solange es gefällt, schaue ich Mass Effect, PGR 4, Smackdown und wie die potenziellen Top-Titel dieses Jahres auch heißen mögen überall an.



Verdammt, der Zocker kommt schon wieder durch. Ich dachte, der wäre mit der alten E3 dem kühlen Understatement des Abgeklärten gewichen. Doch je näher die ersten Präsentationen rücken (morgen soll es mit Assassins Creed losgehen), desto mehr stellt sich das alte Kribbeln im Bauch wieder ein.
Ich traue meinen Augen nicht: Das Funkeln des Spielefressers, der gar nicht genug von coolen Games kriegen kann, ist wieder da. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Aussicht, in einer Flugzeughalle spielen zu können - fernab des Lärms.
Denn jetzt zählt nur noch eines: Das Spiel als solches...

Mathias Oertel
Portal-Leiter



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