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Lost - Das Spiel: Charlie

Charlie


Charlie
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Fazit Lost - Das Spiel, 03.03.2008:

Lost spielt sich auf den ersten Blick wie ein 3D-Adventure der Marke Fahrenheit, wie ein Point&Click im technisch modernen Gewand. Man rennt vom schwarzen Rauch gehetzt um sein Leben, löst mysteriöse Rätsel und kommt über gespielte Rückblicke seiner Vergangenheit auf die Spur. Und die Inselkulisse erinnert in ihren besten Momenten sogar an die idyllischen Momente eines Uncharted. Auf den zweiten Blick offenbart das Abenteuer aber viele Schwächen. Kann es die Faszination der Serie so einfangen, dass TV-Muffel neugierig werden? Nein. Das Spiel verlangt viel Vorwissen und ist so oberflächlich erzählt, dass man als Neuling immer wieder in Löcher stürzt. Serienkenner können viele Fragen beantworten und diese Lücken schließen. Aber selbst die werden sich fühlen wie in einem Zeitraffer - plötzlich sind die Anderen da, die Luke ist gesprengt, man ist im Hauptquartier, das Spiel ist vorbei. Auch wenn Ansätze da sind, auch wenn das Flair dank der originalen Sprecher und Musiken gut eingefangen wird: Die dramaturgische Kraft der Serie wird höchstens angedeutet. Können Erkundung und Rätsel begeistern? Jein. Erstere funktioniert zwar gut in den Fluchtszenen sowie in der Finsternis der Höhle, sie wird aber aufgrund der Sinnlosigkeit des Fotografierens und der strengen Levelgrenzen entwertet. Letztere wiederholen sich zu oft und bieten auf Dauer zu wenig Anspruch. Hinzu kommt der große Nervfaktor der millimetergenauen Schnappschüsse in den Rückblicken - die sind erzählerisch eine klasse Idee, aber spieltechnisch eine Katastrophe. Unterm Strich ist das kein billiger Lizenztrash, aber ein voll lizenzierter Kommerzhappen. Was die Entwickler servieren ist eine Art nostalgisches Heimatgefühl, ein verdammt kurzes, aber durchaus befriedigendes Coming home für alle, die die Serie lieben. Man zieht es sich rein, will satt werden, aber nach dem Abspann knurrt der Magen.

Ich sehe die spielerischen Mängel. Ich habe mittendrin fast ins Gamepad gebissen. Ich hätte Lost nicht höher bewertet als Jörg. Und trotzdem komme ich als Serien-Junkie nicht um dieses Spiel herum. Es zitiert die bekannte Kameraführung, die vertraute Erzählweise, die packende akustische Kulisse so originalgetreu, dass ich mich von der ersten Minute an wie an einem spannenden Fernsehabend gefühlt habe. Aber wenn das Spiel schon fast vollständig auf eine Einführung von Charakteren und Hintergründen verzichtet und sich somit ausschließlich an Fans richtet: Wieso geht Ubisoft dann nicht einen Schritt weiter und bindet es als vollwertige Episode in das Mystery-Abenteuer ein? Wieso stottere ich treudoof alle wichtigen Schauplätze der Serie ab, anstatt eine bisher ungesehene Umgebung zu erkunden? Wieso rekapituliert Elliot lediglich die Handlung zweier Staffeln, anstatt wenigstens ein kleines Geheimnis der Insel endlich zu lüften? Wieso bebildern die Entwickler im Grunde nur ein "Bisher bei Lost", anstatt ihre eigene Episode zu inszenieren? Die Anspielungen auf The Lost Experience, Elliots vorhersehbare Geschichte und der verblüffende Appetithappen kurz vorm Abspann sind zu wenig, um mich als Mystery-Schnüffler zu befriedigen. Via Domus, wie der Titel außerhalb Europas heißt, will die von J.J. Abrams Welt erweitern, ist letztendlich aber nur die stark komprimierte Zusammenfassung des bisher Gesehenen aus einem neuen Blickwinkel.

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