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Multi | Special

08.08.11, 19:15 Uhr, Bobic

Einst kämpften Gladiatoren in einer Arena mit unterschiedlichen Waffen um Ruhm und Ehre. In Finnland, in der Hartwall Areena in Helsinki, heißen die Waffen C++, Assembler, Photoshop und 4klang. Jedes Jahr treffen sich die Anhänger der Demoszene auf der Veranstaltung Assembly, einer der größten und wichtigsten Treffs dieser Computergemeinschaft. Hier werden kleine und große Effektshows gezeigt, die besten davon vom Publikum prämiert. Egal ob auf kleinstem Speicherraum wie den 4k Intros, oder zig Megabyte große Demos, die Echtzeitkunstwerke bringen tolle Grafikeffekte, Musik und technische Kabinettstückchen auf den Bildschirm. Überraschend viele Beiträge, von außergewöhnlich guter Qualität, wurden in diesem Jahr auf der Assembly veröffentlicht. Neben großen Namen wie Andromeda Software Development, Fairlight, Alcatraz, Kewlers oder Traction überraschten 2011 auch andere Gruppen mit ihren Releases. Division etwa, Cubicle oder Tekotuotanto. Es war also kein Wettstreit zwischen einer kleinen Schar Elitekrieger gegen viele Amateure, sondern ein beeindruckendes Fest der Big Boys, der wahren Echtzeitkünstler. Wir präsentieren an dieser Stelle die besten und wichtigsten Neuveröffentlichungen von der Assembly 2011.


Assembly 2011 Artikelführer:
ASM'11: Indie-Games / ASM'11: Demos & Intros / ASM'11: Grafiken & Musik

Demo, Platz 1: Spin / Andromeda Software Development (Windows EXE / Video)

Die Verwandlungskünste von Navis, Programmierguru von ASD, scheinen unerschöpflich. Immer wieder verblüfft er uns aufs Neue mit seinen Ideen, mit seiner technischen Raffinesse und visuellen Darbietung. Spin ist mal wieder völlig anders als Alles, was er bislang erschaffen hat. Und dennoch ist es ein echtes, episches ASD-Meisterwerk geworden. Der Grieche spielt dieses Mal mit leuchtenden Konturen in der Tradition von Tron oder den Anzügen der Bandmitglieder aus der Berliner Show der Blue Men Group. Er vereint Videoprojektion ähnlich seiner Evolution of Vision Demo mit Partikeleffekten aus The Butterfly Effect und Szenen, sowie visueller Inspiration aus Rupture. Dennoch ist hier alles anders, frisch und lässt uns den Atem stocken. Geschmeidig sprintet in Spin ein Läufer dahin, umgeben von flackernden Linien und Blitzlichtgewitter. Danach beobachten wir verschiedene Vehikel und Tiere, wie ein Nashorn oder einen Leoparden bei ihren Läufen. Erst hier bricht die visuelle Schwärze auf, gibt den Blick frei auf Räume und ein Stadtpanorma, welche jedoch auch nur zart Blau und nur umrandet dargestellt werden. Man läuft atemlos mit, gönnt sich keine Verschnaufpause und hechelt dem immer wiederkehrenden Läufer hinterher, immer auf der Suche nach dem nächsten optischen Kick. Und der lässt nicht lange auf sich warten, bei diesem ungewöhnlichen Look, dem man sich nicht entziehen kann. Begleitet wird der Marathonlauf von Musik, die sich stark von Kraftwerk inspiriert zeigt und sogar einen leicht robotesk verfremdeten Gesang bietet und hervorragend zur grafischen Gestaltung passt. Im übrigen verwundert es nicht, dass der Songtext jederzeit zum Gezeigten passt. Ein weiteres Indiz dafür, dass ASD absolute Perfektionisten sind.

64k Intro, Platz 2: Uncovering Static / Fairlight & Alcatraz (Windows EXE / Video)

Fairlight und Alcatraz wollen mit den 'Big Boys' spielen, nachdem der 64k Intro Wettbewerb der Assembly 2011 aufgrund mangelnder Beiträge abgesagt wurde. So trat ihre 64k Intro 'Uncovering Static' als beim Demo-Wettbewerb an - und musste sich mit den, um ein vielfaches größeren Echtzeit-Demonstrationen messen. Nun, der Mut wurde belohnt, auch wenn man letztendlich gegen den alljährlich größten Konkurrenten - Andromeda Software Development - den kürzeren zog und nur Platz 2 erreichte. Fakt ist, dass Fairlight, in Zusammenarbeit mit Alcatraz, drei lange Jahre nach der bis dato technisch besten 64k Intro Panic Room erneut einen Meilenstein der 64k-Geschichte vorgelegt haben. Uncovering Static bietet unglaubliche Visuals, mit sich aufbauenden Wolkenkratzern, mit Bibliotheken die ihr Wissen in Papierform umherschleudern. Ruinen, die sich auf unnachahmliche Art und Weise aus dem Nichts schälen. Es gibt Schatten- und Nebelspielen, die einem schlichtweg den Atem stocken lassen. Begleitet wird das imposante Schauspiel von glasklarer Musik, die wieder einmal der König der 64k-Soundtracks persönlich komponiert hat: Reed. Er wählte dieses Mal eine Mischung aus orchestralem Arrangement und Elektroklängen mit leichtem SID-Einschlag. Es grenzt also wieder einmal an Wahnsinn, was uns Fairlight und Alcatraz hier zeigen. Was in gerade einmal 64 Kilobytes gequetscht wird. Allerdings muss man ehrlicherweise auch eines sagen: Panic Room wird mit dieser Intro nicht vom Thron gefegt - außer vielleicht bei der Musik. Bei Grafik und Design liegt das drei Jahre alte Meisterwerk nach wie vor vorne.

Demo, Platz 4: Fermion / Kewlers (Windows EXE / Video)

Fermion schwimmt im Fahrwasser legendäre Kewlers-Demos wie Variform oder We Cell. Hier sind nämlich alle Tugenden dieser Meisterwerke vertreten. Großartige, elektronische Musik von Dixan und Little Bitchard, wilde Störfilter und eine Partikel-Engine, die sich gewaschen hat und feine Effekte auf den Bildschirm zaubert. Allerdings sind die Visuals hier einen Tick zu wild, zu verstört, als dass sie sich tief ins Gedächtnis brennen würden. Dass sie aber hervorragend mit der Musik harmonieren, braucht bei einem Werk der Kewlers nicht extra erwähnt werden. Was bleibt ist ein tolles Partikelfeuerwerk, das nicht nur technisch gut gemacht ist, sondern vor allem aufgrund seiner Musik ein Feuerwerk abbrennt. Nur das viele Geflacker wirft Schatten auf den Effektstaub.

Demo, Platz 6: Geomtry / Division

Division beweisen Mut und probieren mal was anderes. Anstelle den Iconoclast-Stil ein weiteres Mal zu kopieren, machen sie in Geomtry den Namen zum Programm. Bewusst verzichten sie auf hohe Polygonzahl und aufwändige Texturen, setzen dafür ganz auf zart bemalte geometrische Formen. So rotieren, wuseln und sausen Ringe, Dreiecke, Halbkreise und Bänder stylisch umher, werden von starkem Glühen visuell aufgepeppt und wirken dennoch nicht altbacken. Denn was hier alles umherflitzt, könnte glatt als Rudelbildung durchgehen. Zusammen mit dem passenden Sound ergibt sich somit ein vergnügliches Stück Unterhaltung aus dem Echtzeitsektor.

Demo, Platz 7: Unhallowed / Pyrotech

Vor ein paar Jahren haben Pyrotech mit Within Epsilon die Assembly Demo-Competition gewonnen. Seitdem ist die Computertechnik weit fortgeschritten. Pyrotech scheinen jedoch auf dem Niveau von anno dazumals stehen geblieben zu sein. In Unhallowed spielen sie in gewohnter Manier mit 3D-Objekten und -Szenen, schieben diese zu altbekannter Dance-Musik umher. Das ist immer noch nett anzuschauen, bewegt sich aber auf dem Niveau von 2008. Allerdings haben sie schon damals aufwändigere Texturen verwendet, denn hier könnte das ein oder andere Objekt durchaus einen besseren Anstrich gebrauchen. Zeitmangel? Wenn ja, dann hätte man wohl besser noch bis zum nächsten Jahr mit dem Release gewartet. So bleibt nur eine Szene in Erinnerung. Die, in welcher dämonische Vögel durch den nächtlichen Himmel streifen.

Demo, Platz 8: Refaktor / Adapt

Wie schon die anderen Demos von Adapt, so leidet auch Refaktor unter dem immer gleichen Problem. In Sachen visueller Komposition und Technik sind die Demos der Finnen zwar fast als elitär zu bezeichnen, beim Design hapert es aber ganz gewaltig. So sehen auch in Refaktor die vielen unterschiedlichen Szenen höllisch gut aus, sind in punkto Farbwahl hervorragend getroffen und auch technisch weit vorne mit dabei. Doch zusammen passen will hier einfach überhaupt nichts. Einfach willkürlich werden Effekte heruntergespult und auch die (durchschnittliche) Musik stellt keinerlei Verbindung oder Harmonie zur Szenerie her.

Shortfilm, Platz 1: Airshow / Tekotuotanto

Tekotuotanto zünden den Nachbrenner. Nachdem die Gruppe bereits einige gute Wild Demos fabriziert hat, in welchen sie ihr Potential andeuteten, sind sie nun klar auf Oscar-Kurs. In ihrer Airshow bieten sie spektakuläre Flugzeug-Action, mit vielen ultradetailliert gestalteten Modellen und Landschaften, die so realistisch aussehen, dass man ihre Computergenerierung fast leugnen möchte. Auf dem gleichen, hohen Niveau bewegen sich Rauch- und Lichteffekte, sowie die gesamte Inszenierung der wilden Dogfights mit Propeller-Maschinen, Heißluftballons und Düsenjets. Die visuelle Wucht, die in diesem Clip steckt, dürfte sogar die Jungs von HBC in Erstaunen versetzen, die nun wohl endlich würdige Konkurrenz gefunden haben.

Shortfilm, Platz 6: Best Wishes / 1/2-Bit Cheese

Seit ihrem ersten Auftritt mit Realtime Demo Wannabe haben 1/2-bit Cheese einen steilen Karriereweg eingeschlagen. Die Animationsspezialisten sind überall gefragt und haben, so scheint es, nicht mehr ganz so viel Zeit um einen Film für eine Demo-Party zu produzieren. Interessant ist allerdings, dass selbst ein recht kurzer Schnellschuss, wie das vorliegende Best Wishes, unsere audiovisuellen Sinne perfekt stimuliert. Zu genialem Hillbilly-Sound senden die Finnen einfach ein paar Grüße an das Publikum auf der Assembly, präsentiert in gewohnt witzigem Cartoon-Stil. Obwohl hier fast ausschließlich Buchstaben vorkommen, werden diese frech und frisch präsentiert, verbreiten im Zusammenspiel mit der Musik gute Laune und zaubern ein Lächeln auf unser Gesicht. Aber natürlich hoffen wir aber demnächst wieder ein ausgewachsenes Werk von euch zu sehen!

4k Intro, Platz 1: Anglerfish / Cubicle

Wer an einer Stauballergie leidet, sollte momentan um die Demoszene einen großen Bogen machen. Immer mehr Gruppen experimentieren mit Partikelstaub herum, kreieren außergewöhnliche Meisterwerke wie etwa Fairlight und ASD, oder zeigen uns solche Staubwolken auf kleinem Raum. Wie Cubicle es mit Anglerfish tun. Hier blasen sie uns Linien, Formen und Kugeln entgegen, die allesamt aus feinstem Partikelstaub zusammengesetzt sind. In schöner Farbgebung erstrahlen sie, wissen durchaus zu gefallen. In Sachen Musik wird Durchschnittskost geboten, die jedoch zu den Visuals passt.

4k Intro, Platz 2: Coder Porn! / Archee

Die 4k Intros von Archee stoßen uns ja immer wieder in ein Wechselbad der Gefühle. Zum einen schmettert uns der gebürtige Ungar in gerade einmal 4096 Bytes immer wieder brillante Physikspielereien entgegen, schlampt aber regelmäßig in Sachen Sound und Design. Sein neuestes Werk, Coder Porn!, ist da glücklicherweise ein wenig anders. Dieses Mal hüllt er seinen Crash-Test-Dummy in einen dünnen Bademantel, der in schlichtweg atemberaubender Inszenierung, realistische Falten und Wellen schlägt, noch dazu im Wind und zu den Bewegungen der Puppe flattert. Mehr als diese eine Szene gibt es zwar nicht zu sehen, doch wechselnde Kameraeinstellungen sorgen für Kurzweil. Da dieses Mal sogar der Soundtrack nicht nervt und etwas professioneller klingt, können wir nicht anders als den Podest-Abonnenten zu diesem programmierten Porno zu gratulieren. Und Brüste gibt es auch!

4k Intro, Platz 3: Cloudlight / Traction

Cloudlight entpuppt sich als 4k Intro mit echten Szenetugenden. Es sieht gut aus, verfügt über hervorragende Musik und hat dieses typische Demoflair, was die Demoszene und ihre Werke im Allgemeinen so besonders macht. Herrliche Wolkenschichten schieben sich über den Bildschrim, tanzen geradezu miteinander und werden, passend zum Soundtrack, von Lichtstrahlen durchdrungen. Danach taucht man ein in die luftige Welt der Himmelsbewohner, fliegt durch sie hindurch und betrachtet das puslierende Treiben im Inneren. So schwebt man dahin, von der ersten bis zur letzten Sekunde, wird getragen vom entspannenden Klangteppich und fühlt sich wie auf Wolken gebettet.

4k Intro, Platz 4: Terraformers / Digimind & Silent

Ob Digimind und Silent wohl gerne Origami basteln? Die Kunst des Papierfaltens scheint sie jedenfalls zu dieser 4k Intro inspiriert zu haben. Hier landet ein Ufo im Wüstensand und vollführt danach raffinierte Verwandlungen. Ganz in 3D, versteht sich. Das sieht mit seiner bräunlich-beigen Farbgebung den Papierbasteleien durchaus ähnlich, denn Texturen sind am Objekt Mangelware. Für ein Werk, das in seiner Gesamtgröße aber so stark limitiert ist, fahren die Beiden beachtlich schwere 3D-Kost auf, was dem Zuschauer auf jeden Fall bewusst sein sollte. Weiter so!

4k Intro, Platz 5: Invaders / Peisik

Gerade einmal ein einziger Effekt steckt in der ersten 4k Intro von Peisik. Das ist wirklich nicht viel, vergleicht man dieses Werk mit anderen Vertretern dieser Spezies. Doch zum einen sind die blubbernden, wabernden Blasen alles andere als hässlich, zum anderen ist die Musik ein echtes Brett. Im Rhythmus zu den sauberen Klängen pulsiert es sich gleich noch einmal so gut. Und genau dies ist der Grund, warum der Zuschauer bei der Stange bleibt. MP3-Download, bitte!

Wild Demo, Platz 2: Cubes of Babylon / Evoflash (Flash Demo)

Cubes of Babylon präsentiert sich vom ersten Augenblick an als Demo klassischer Machart. Es gibt ein Titel-Logo, dessen Font an die Demos der frühen Amiga-Ära erinnern. Auch der Gruppenname wird klassisch Buchstabe für Buchstabe eingeblendet. Danach spulen die Jungs von Evoflash routiniert Routine für Routine ab, ohne jeglichen Zusammenhang zur vorhergegangenen Szene und begleitet von pumpenden Technobeats. Klingt langweilig, ist aber nicht so. Denn immerhin handelt es sich hier um eine Demo für Flash, die also im Browser läuft. Und dafür sind die Effekte mal wieder absolut erstklassig, auch wenn eindeutig viel zu viel Blur verwendet wurde.  

 
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