TeamImpressumDatenschutzAGB

Suche
Galerie
Videos
Inside
4P Network




Spielkultur | Special | 4Sceners

07.02.08, 23:39 Uhr, Bobic

Was kann man schon von Leuten erwarten, die sich Andromeda Software Development nennen? Während der nüchterne Absender, der das austauschbare Türschild einer Shareware-Klitsche hergeben könnte, noch die geografische Verortung hinbekommt, scheint er für das, was die fünf Jungs aus Griechenland unter diesem Namen treiben, vollkommen neben der Spur. "Wir produzieren nicht interaktive Anwendungen in Echtzeit, zusammen mit Musik und Grafik - schreiben sie über sich selbst - und meinen damit Demos. Und zwar solche, die entweder mit Preisen überhäuft werden oder solche, an denen sich die Szene noch Jahre später reibt.

Text: Alexander Scholz (as@sceen.org)
Erstveröffentlichung (Englisch) in SCEEN Issue 2

Referenztitel für ASD und die gesamte Demoszene: Planet Risk (#2 at Assembly 2004).
Kostas Pataridis (navis), Sotiris Varotsis (aMUSIC), Nikos Batalas (Amoivikos), Fotis Panetsos (Leviathan) und George Cherouvim (ch3) haben das geschafft, was man in einer subkulturellen Ausnahme-Bewegung wie der Demoszene schaffen kann. Ihre Demos haben die wichtigsten Wettbewerbe auf den größten Partys Europas gewonnen, ein Dauer-Abo auf die jährlichen Scene.org-Awards und lassen die visuelle Grenze zwischen von Echtzeit- und vorberechneter Animation immer wieder verschwimmen. Für die Premieren von ASD-Produktionen allein würden brave Demoscener durch halb Europa reisen. Und wenn es dann soweit ist, sitzt man etwas fester auf den Stühlen, hält noch gespannter inne und den Atem länger an. Auch, weil ASD gern mal populären Erwartungen mit experimentellen Seitensprüngen begegnen. Und sich immer wieder neu zwischen - filmisch gesprochen - 'Bollywood' und 'Arthouse' positionieren. Vorzugsweise dann, wenn man sie gerade in einer audiovisuellen Schublade etikettiert zu haben glaubte.

The Oxford Connection
Diese Geschichte beginnt irgendwann 1992. Als sich die Coder Navis und Incus (Stelios Mintsidis) mit dem Pixel-Talent Amoivikos zu ASD zusammentaten, war das Software Development tatsächlich noch ganz ernst gemeint. In Erinnerung bleiben allerdings eher kleine Intros und Demos, die kaum über die örtliche BBS, lokale Parties bzw. die Grenzen der frühen griechische Demoszene hinaus reichten. Mehr als zehn Jahre später, Hauptprogrammierer Navis studiert mittlerweile in Oxford, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Nachdem aMUSIC als erster fester Musiker, Leviathan als der zweite, einsteigen und ch3 als 3D-Modeler die nun fünfköpfige Gruppe komplettiert, erreicht die Geschichte von ASD 2004 ihren ersten Höhepunkt.

Cineastischer Thronfolger und ganz großes Echtzeitkino: Iconoclast (#1 at Assembly 2005).
Instant classic
Planet Risk war auf Anhieb dieser Klassiker. Eine Siegerdemo, ohne die eigentliche Competition zu gewinnen. ASDs Urknall-Demo belegte beim Wettbewerb der namhaften finnischen Assembly 04, einer der wichtigsten Veranstaltungen der Demoszene, zwar nur den zweiten Platz, war aber sofort Headliner-Demo, kreatives Gesicht der ganzen Veranstaltung, sowie Referenz und Thema der folgenden Monate. War den Jungs im Vorjahr auf der gleichen Veranstaltung noch mit einem soliden 4ten Platz für Dreamchild das internationale Szene-Debut gelungen, qualifizierte sich ASD mit Planet Risk quasi über Nacht zu den Chefrockern der Szene. Während man über ästhetische Feinheiten vielleicht streiten, allenfalls nörgeln kann, muss man eingestehen, dass Planet Risk nach Demo-Standards außergewöhnlich war. Und ASD damit eine audiovisuelle Sprache, einen Stil etablierte, der in seiner Reichhaltigkeit zu recht als Meilenstein gefeiert und mit zahllosen Ehrungen gewürdigt wurde - genügend obskure Artefakte um den Künstler zu befrieden, mehr Pop für den Rest der Welt.

"Es war ziemlich schwer Planet Risk zusammenzubasteln, da die Gruppe auf zwei Länder verteilt ist." erinnert sich Navis. "Während Musik und Grafik nahezu im gleichen Tempo entwickelt wurden, haben wir es dennoch nie geschafft wirklich gemeinsam, zur selben Zeit, am Demo zu arbeiten. Also Dinge zu erledigen wie alle Ideen durchzusprechen, mit den Sounds zu experimentieren oder die Grafiken neu anzuordnen. Tatsächlich ist das bis heute ein typisches Problem für ASD und ich weiß immer noch nicht, wie wir das beheben könnten." Demzufolge verlief die Produktion von Planet Risk recht langsam. Also in etwa so, dass pro Woche 30 Sekunden fertig gestellt wurden. Einzig der Mitteilteil (beginnt mit dem "ifs"-Fraktal und hört beim Bluttunnel auf) war in wenigen Tagen fertig, da einfach alle Teile auf Anhieb perfekt zusammen passten. "Dies ist mein Lieblingsteil der Demo. Selbst nach dieser langen Zeit begeistert mich dieser Abschnitt restlos.", so Navis. Was andere Leute ähnlich sehen: Planet Risk wurde öfter herunter geladen als alle anderen ASD-Demos zusammen!

 
 
zurück weiter

 

Kommentare zum Thema
Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar schreiben