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Spielkultur | Special | 4Sceners

22.01.18, 21:24 Uhr, Bobic


Damals, Mitte der 1980er Jahre. Synthie-Musik ist schwer angesagt. Jan Hammer, Harold Faltermeyer, Giorgio Moroder, Depeche Mode, A-ha und viele andere Musiker und Bands prägen die Klangkultur, prägen eine ganze Generation, erschaffen unsterbliche, zeitlose Melodien und Hits. Heute, im Jahr 2018: Synthie-Musik ist schwer angesagt. In Form des Retro-Synthwave existiert seit Jahren eine Bewegung, welche die stahlharten Synths und melodischen Waves zu neuen, faszinierenden Klangteppichen verweben. Sie füllen Clubs und Hallen wie Carpenter BrutPerturbatorDynatron oder LeBrock. Sogar in der Filmbranche fasst diese Musikform, mehr als 30 Jahre nach Axel F., wieder Fuß (Hallo, Stranger Things! Guten Tag, Turbo Kid!). Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Aus unserem Music-Player ist dieses Musikgenre schon lange nicht mehr wegzudenken. Höchste Zeit also, einige herausragende Synthwave-Alben der letzten Monate vorzustellen.

Magnatron 2.0 (Sampler by NewRetroWave)
Alleine das Lineup bürgt für Qualität und schreit sofort nach "haben will"! Waveshaper, Daniel Deluxe, Neon Nox, Volkor-X oder Donbor sind längst Superstars in der Szene. Namen, die für höchste Qualität stehen. Doch sind es die, zumindest uns, bislang unbekannten Künstler, die sich mit kreischenden Gitarren, wuchtigen Synths und atemberaubend schönen Melodien in unser Herz jammen. "Star Fighter" aus der Feder von Wice, Opening-Track dieses Samplers, ist so ziemlich das beste Stück Synth-Kunst, was uns in den letzten Monaten untergekommen ist. Auch LAMF fetzt mit seinem Track "Beyond" mit Vollgas durch unsere Gehörgänge und selbst beim Bonus-Track von Orax braucht man definitiv keine Oropax, sondern surft perfekt auf der Welle mit. Besonders gefreut haben wir uns darüber, mit Tonebox den Musiker aus unserem Video Breaking the Mainframe auf dieser Zusammenstellung zu finden Ein gnadenlos guter Sampler mit herausragenden Künstlern und noch besseren Songs!



Less than Zero / Castroe
Gerade erst ein paar Tage auf dem Markt ist Castroes Debüt-Album für das französische Hit-Label Lazerdisc Recrods. Auf "Less than Zero" befinden sich zwar nur sechs Tracks, die haben es dafür in sich. Castroe versteht es mit seiner eher gemächlichen Gangart, die satten Synths tief in der Magengrube zu platzieren. Das wird gleich zu Beginn mit dem Aufwärmprogramm "Welcome Home" deutlich, legt beim zweiten Song "Debt" gleich noch eine Schippe drauf. Es wummert und brummt anmutig dahin, während immer wieder elegante Melodien in den Vordergrund rücken. Was für ein Monstrum an Komposition und Arrangement! Ganz die Klasse der ersten beiden Titel können die nachfolgenden Lieder nicht mehr halten, haben aber dennoch das Gütesiegel der Klasse A lockerflockig erreicht, womit Castroes Einstieg ins Lazerdisc-Universum rundum gelungen ist.


Slow Jams / Robots with Rayguns
Mitten in die Prunkzeit des Synthpops versetzt uns Robots with Rayguns aus Arizona. Seine Slow Jams klingen wie von Spandau Ballet, Tears for Fears oder Softcell persönlich inszeniert und gesungen. Denn während Robots with Rayguns bislang vor allem wegen seiner Sample-lastigen, überwiegend groovigen Musik bekannt war, schmachtet er sich hier durch wundervolle Klangwelten voller harmonischer Arrangements und soft säuselndem Gesang. Das klingt stimmungsvoll, bietet zahlreiche unvergessliche Klangmomente, gesungen von großartigen Künstlern. Bekanntester Song im Repertoire: "Careless Whisper", das in der hier vorliegenden Version zwar vertraut, aber dennoch frisch klingt. Wäre Slow Jams 1984 veröffentlicht worden, es wäre wohl direkt auf Platz 1 der Album-Charts durchgestartet!


Kalax / Kalax
Der in Liverpool beheimatete Kalax ist schon vor einiger Zeit auf die Überholspur auf der Synthwave-Autobahn ausgeschert. Dort braust er mit Höchstgeschwindigkeit in die Herzen der Musikliebhaber und hat sich darin mit seinem 2017er-Release noch tiefer verwurzelt. Auch Kalax ist ein Meister des Synth-Arrangements mit fantastischen Melodien, wie sie in "Collide", "Rooftops" oder "Soaring" zu hören sind. Auffälligstes Instrument ist immer wieder das Saxophon, das Abwechslung in den Synthsizer-Alltag bringt und sich genauso perfekt in das Klangschema seiner Songs einfügt, wie die zahllosen Schichten an elektronischen Klangformen. Den wahren Höhepunkt hebt sich Kalax auf seinem gleichnamigen Album jedoch bis zuletzt auf. "Levitate" berauscht mit seinem langsamen, immer mächtiger und imposanter werdenden Aufbau und brennt sich mit den letzten Akkorden gnadenlos im Gedächtnis fest.


Kiile / Kiile
Kiile hat es mit seinem gleichnamigen Album, das eigentlich schon vor zwei Jahren erschienen ist, nochmal auf den Präsentierteller bei New Retro Wave Records geschafft. Am 12. Januar erst gab ihm das US-amerikanische Plattenlabel die Chance, "Kiile" auf Vinyl zu veröffentlichen. Dass sich der Kauf lohnt, egal ob als echte Scheibe oder Download, steht außer Frage. Von allen hier vorgestellten Künstlern mag Kiile derjenige sein, der den ältesten Klangpfad des Synthwaves beschreitet. Seine Songs klingen viel stärker nach 1985, als die satten Synths der anderen Musiker. Dennoch funktioniert sein Klanguniversum hervorragend, da er stets die richtige Mischung aus Claps, Drum-Wirbelei und Leadsynth findet. Andere Instrumente, wie das Saxophon in "Across the Oblivion" oder die Gitarrenzupfer in "Meeting Up" machen die Tracks noch ein Stück runder. 


Dreamrider / Lazerhawk
"Neon Dawn", "Cruise", "Cool Breeze", "Dreamrider"... Wer seine Songs mit solchen Namen betitelt, selbst auch noch "Lazerhawk" heißt, der muss einfach im Synthwave-Genre beheimatet sein. Der amerikanische Klangkünstler folgt dann auch wunderbar dieser Stilrichtung und bringt hier ein Album ans Licht, das geradezu strotzt vor Liebe, Träumen und wunderschönen Erlebnissen. Jeder einzelne Track versprüht Ruhe, lädt zum Dahinschmelzen ein. Das mag für den ein oder anderen zu viel Harmonie und Entspannung sein, macht aber zugleich mit seinen feinen Kompositionen und Lazerhawks Gespür für Melodie die Türen auf in eine verträumte, schön klingende Welt. Wer nach dem letzten der insgesamt 13 Tracks zurück in die normale Welt kehrt wird nicht mehr von Liebe sprechen, sondern nur noch von "Dreamrider".


In seinen besten Momenten klingt Gregorio Francos Huldigung an den Soundtrack aus Mega Man X wie Carpenter Brut auf Speed. "Chrome Thunder" und "Electrical Flame" sind hierfür die besten Beispiele. Mit satten, wuchtigen Synths werden die rasanten Klangstrukturen aus dem Spiel inszeniert, katapultieren dabei die Oldschool-Sounds perfekt in die Moderne. Ruhigere Momente ("Not strong enough") geben Zeit zum Durchschnaufen, während etwa "Boomer's Revenge" an die legendären Turrican-Tracks von Chris Hülsbeck erinnert. In der Summe also ein Mega-MANisches Synthwave-Erlebnis, das nur so vor Kraft strotzt.

 
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