Die Faszination alter TechnikTief blubbert der Motor des Lotus Cortina, doch der Fuß des Fahrers bohrt sich immer wieder ins Bodenblech und lässt die Maschine wie einen Wolf aufheulen. Ein letztes Umsehen, dann gräbt sich der Countdown ins Gehirn: 3… 2… 1… GO! Die Reifen quietschen, die Maschine prescht nach vorn, auf Kussnähe zur Stoßstange des Vordermanns. Auf der Geraden ist kein Überholen möglich, zu dicht klebt das Fahrerfeld zusammen. Doch die erste Steilkurve naht, der Vordermann steigt in die Eisen, in letzter Sekunde verhindert ein eiliges Lenkmanöver den ansonsten unvermeidlichen Aufprall. Ein kurzes Herzpochen kündigt von der Hektik des Moments,
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Überholmanöver sind dank der aggressiv fahrenden KI kein Zuckerschlecken. |
der sich einen Augenblick später in einen Triumph verwandelt – hahaaa, Überholmanöver geglückt, eine Portion Abgase für den Abgeschlagenen bitte! Das Bodenblech ächzt ob des Drucks auf, die Stoßdämpfer quittieren die Lenkbewegungen mit einem sorgenvollen Ächzen, aber das Leben ist gut – jetzt auf Sicherheit fahren, keine Fehler mehr und der Pott steht schon so gut wie über dem heimischen Kamin…Wer letztes Jahr GTR gespielt hat, weiß was er vom neuesten Werk der Simbiner erwarten darf: eine hochrealistische Simulation von heißen Rennwagen, die sich gnadenlos über detailgetreu nachgebildete Originalstrecken hetzen. Doch dieses Mal geht es nicht mit auf Stromlinienförmigkeit gebügelten PS-Monstern auf die Piste, stattdessen erwarten euch aus heutiger Sicht schon als Oldtimer durchgehende Kutschen: Austin Mini Cooper S, Lotus Cortina, Alfa Romeo GTA oder Jaguar MkII verlangen neben einem Herz für alte Kutschen auch viel fahrerisches Geschick. Natürlich sind die Wagen nicht von Anfang an verfügbar, ihr müsst euch in der »Cup Challenge« die Karriereleiter nach oben rasen, mit guten Platzierungen Geld verdienen und dieses in neue Gefährte aus immer anspruchsvolleren Rennklassen investieren, welche danach eure Garage zieren. Noch mehr als in GTR könnt ihr das Spiel auf eure Bedürfnisse anpassen: Neben fünf Schwierigkeitsgraden, die die Stärke der KI, den Grad des Schadensmodells und die Fahrhilfen regelt könnt ihr in den Optionen auch direkt an den Einstellungen schrauben. So kommen gleichsam Fahranfänger als auch Lenkradcracks in den Genuss des zu ihnen passenden Rennspiels.
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Nachts sind alle Minis grau: Im unheimlichen Mondlicht gewinnen die Fahrten an Dramatik. |
Funky aufgelegt ins ZielGeschwindigkeitsfanatiker, die erst ab 250 km/h richtig aufblühen, müssen in GT Legends einen Gang runter schalten – hier geht es deutlich gemütlicher zu als in GTR. Dafür bekommen Technikfreaks ordentlich was aufs Auge. Die Engine wurde im Vergleich zum Vorgänger deutlich aufgebohrt und zeigt mehr Details: Nachts spiegelt sich das Mondlicht auf dem heißen Asphalt, in der schummrigen Beleuchtung verlieren Randobjekte etwas an Schärfe und ziehen einen leichten Blur-Effekt hinter sich her. Korrekt berechnete Echtzeit-Schatten werden mit vergehender Fahrzeit nicht nur länger oder kürzer, sondern sind auch im großartigen Cockpit zu sehen. Ihr rast erneut aus vier Perspektiven: in einer übersichtlichen Haubenkamera, im fantastisch wackelnden Cockpit, im rasanten Vollbild sowie einer schönen, aber wie beim Vorgänger vollkommen unspielbaren Außenansicht. Da bekommt ihr allerdings wieder Automodelle zu Gesicht, gegen die die Konkurrenz schlicht alt aussieht: hier sitze jede Schraube, jeder Rennstreifen, jede kleine Lampe, jeder Stoßdämpfer an der richtigen Stelle; in eurem Schauraum könnt ihr sogar einen Blick auf die Wagenunterseite werfen. Kein Objekt ist nur zu Showzwecken da, die Physikengine simuliert alles naturgetreu. Mit einem guten Lenkrad stellt sich daher ein fantastisches Fahrgefühl ein, wie es sonst nur die früheren Papyrus-Titel ermöglicht haben. Profis können natürlich wieder tief in die Eingeweide ihres Vehikels eingreifen und an den detaillierten Setups herumschrauben – Neulinge überlassen das der Automatik.Bei aller Liebe zum Detail gilt auch bei GT Legends wie bei GTR, dass Funktionalität vor Eyecandy geht – ein Vergleich
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Die Cockpitperspektive liefert beeindruckend wackelnde Bilder und fantastischen Sound. |
mit NFS Underground 2 und Co. verbietet sich daher eigentlich von selbst. Realismus wird natürlich auch auf den Strecken von Mondello Park über Anderstop, Nürburgring und Magny-Cours bis zu Donington Park groß geschrieben, zumal alle Strecken je nach Rennen in verschiedenen Variationen verfügbar sind – den Hockenheimring gibt’s z.B. in den Varianten GP, National und Short.Neben dem Karrieremodus, der das Herzstück von GT Legends darstellt, gibt es weitere Spielvarianten: Ihr dürft z.B. im Quick Race eine schnelle Runde gegen variabel einstellbare Gegner drehen oder im bewährten Mehrspielermodus gegen Fahrer aus aller Welt antreten – dank neuem Netzwerkcode sollen auch die Schluckaufanfälle der ersten GTR-Generation der Vergangenheit angehören. Um das 60er- und 70er Jahre-Gefühl zu unterstreichen, erwarten euch im Hauptmenü neben knalligen Farben und runden Fonts auch funky Klänge aus der Gitarre – auf Wunsch bekommt ihr die Musik auch im Spiel zu hören, aber Puristen verzichten zugunsten der fantastischen Soundeffekte natürlich darauf.