Keine KompromisseColin McRae: Dirt ist das jüngste Beispiel, das einem aktuellen Trend folgt: Videospiele werden nicht mehr in erster Linie für die Hardcore-Zocker, sondern
|
Vor allem bei Schneerennen müsst ihr euch auf wechselnde Grip-Verhältnisse einstellen. |
auch für den Massenmarkt konzipiert. Dabei müssen Kompromisse eingegangen werden, um möglichst beide Gruppen anzusprechen. Im Fall von Dirt wurde die Fahrphysik stärker, aber nicht vollkommen auf Arcade getrimmt - die vielfältigen Setup-Möglichkeiten erinnerten dagegen mehr an eine reine Simulation. Das Ergebnis war ein Mischmasch, der weder die Arcade- noch die Simulationsfront vollkommen zufrieden stellen konnte. Und das neue Sega Rally? Es geht keine Kompromisse ein! Man bleibt der Tradition treu und konzentriert sich auf die gnadenlos gute Spielbarkeit nach Arcade-Vorbild. Einsteigen, Gas geben, Spaß haben - so lautet die Devise. Wer eine Simulation im Stil von Richard Burns Rally sucht, liegt hier so falsch wie ein Sébastien Loeb im Formel 1-Boliden: Hier geht es sofort schnell und dreckig zur Sache.
Verformbare OberflächenTrotzdem wird die Physik auf den matschigen Pisten nicht ignoriert: Das Zauberwort lautet verformbare Oberflächen. Das heißt, dass sich die Strecke von Runde zu Runde verändert - nicht nur grafisch, sondern auch physikalisch. Die Reifenspuren, die sich in Sand, Matsch oder Kies graben, haben Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Gerade wenn die Furchen im Boden bereits sehr tief sind, hoppelt eurer Flitzer deutlich heftiger über die Unebenheiten. Das Fahrgefühl von Sega Rally ist schlichtweg phänomenal - vor allem mit einem Force-Feedback-Lenkrad, mit dem ihr noch schöner durch die Kurven driftet und
|
Dreck wie Matsch oder Schnee bleibt an der Karosserie haften und besteht aus echten Polygonen. |
über die holprigen Pisten brettert. Dabei spürt ihr nicht nur den Wechsel der Bodenbeläge, sondern auch die Veränderungen der Strecke. Wo ihr in der ersten Runde noch locker die Kurve nehmen konntet, ist in der dritten Runde kräftiges Gegenlenken angesagt, wenn ihr mit den tiefen Spurrillen konfrontiert werdet. Schade nur, dass es vom Gefühl her noch keine großen Unterschiede zwischen dem Fahren auf Sand oder Matsch gibt. Dennoch wird Sega Rally dem Anspruch eines Arcade-Rennspiels gerecht und bietet zumindest am Lenkrad ein ähnlich traumhaftes Fahrgefühl wie der brillante Vorgänger. Das Schöne: Ich rede hier nicht von der 360-Fassung, sondern von der PS3-Version, die - man mag es kaum glauben - eine erstklassiges Force Feedback-Vorstellung abliefert! Spielt ihr mit dem Controller, müsst ihr euch umgewöhnen, denn hier reagieren die Boliden direkter auf Lenkbewegungen. Außerdem wirkt die Steuerung im Gegensatz zur Innenansicht in den Außenperspektiven noch leicht schwammig. Schade ist außerdem, dass ihr die detailverliebten Kulissen, die euch nicht nur in tropische Regenwälder, vorbei an idyllischen Küsten, in Canyons und schneebedeckte Gebirge entführen, nicht zusätzlich aus einer Cockpit-Perspektive bewundern könnt. Ein großes Fragezeichen steht auch noch hinter der Abwechslung, denn sechs thematische Umgebungen (NICHT Strecken!) klingen auf den ersten Blick nicht nach sonderlich viel. Hier muss Segas Racing Studio noch beweisen, dass man auch mit einer begrenzten Anzahl an Kulissen die Rallye-Fahrer bei der Stange halten kann.