Der Kult lebt
Wohl kaum einer hätte erwartet, dass das mit rundenbasierten Kämpfen ausgestatte Rollenspiel Fallout im Jahr 1997 so einschlagen würde. Prall gefüllt mit Taktik, Humor, Blut, Schweiß und Radioaktivität gilt Fallout als Urvater moderner Taktik-Rollenspiele. Mit der einem Jahr darauf erscheinenden Fortsetzung Fallout 2, die in den Black Isle Studios (Icewind Dale, Planescape Torment) entstand, wurde der Kult adäquat fortgesetzt. Und er lebt bis heute weiter. Daran konnten weder das vollkommen auf das taktische Element fixierte Fallout Tactics noch die enttäuschende Hack&Slay-Konsolenvariante Fallout:
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Die extrem aufgebohrte Oblivion-Engine zeichnet ein atmosphärisch dichtes Bild der Fallout´schen Endzeit-Welt! |
Brotherhood of Steel etwas ändern. Dementsprechend groß war die Freude bei den Fans, als bekannt wurde, dass Bethesda sich die lange Zeit brach liegenden Rechte gesichert hat und an einer echten Fortsetzung arbeitet.
Postnukleares Oblivion?
Da das Team, das auch für die Elder Scrolls-Serie verantwortlich zeichnet, mit der Oblivion-Engine bereits auf PC, PS3 und Xbox 360 gute Ergebnisse erzielt hat, verwundert es nicht, dass dieser Grafikmotor auch in Fallout 3 zum Einsatz kommt - allerdings stark aufgemotzt. Nach eigenen Angaben sieht man Oblivion eher als Einstieg in die nächste Generation. Mit Fallout 3 möchte man die Magisterarbeit abliefern.
Den Fans wird es allerdings vollkommen egal sein, welche Engine hier zum Einsatz kommt und in welchen Punkten sie verbessert wurde. Denn sie müssen sich vor allem daran gewöhnen, dass die Iso-Ansicht ein Relikt zu sein scheint, das mittlerweile antiquiert ist. Die neue Welt erstrahlt wie die letzten Teile der Elder Scrolls in bester Ego-Ansicht. Allerdings kann man das Geschehen auch aus einer Schulterkamera heraus erleben und sogar bis in eine Vogelperspektive herauszoomen - diese Kameraeinstellung wird von Bethesda leicht wehmütig als "Old School" bezeichnet.
Doch ganz egal, welche Kamera man favorisiert: Die Welt von Fallout 3 kann sich sehen lassen: Ruinen, improvisierte Städte, frei begehbare Steppen voller Radioaktivität und gefährliche Mutanten lassen einen die Zerstörung nach der Bombe genauso spüren wie die neuen Gefahren, die Einsamkeit und die Verlorenheit, die man angesichts des Exodus fühlt.
Das Kind im Manne
Die bereits jetzt hervorragend ausgearbeitete Kulisse (allerdings konnten wir nur einen kleinen Teil der Welt sehen), ist in der Welt von Fallout aber nur ein Teil dessen, auf das die Fallout-Gemeinde gespannt ist. Wie sieht es mit den Kämpfen aus? Was ist mit der Charakter-Entwicklung? Ist die Welt nach wie vor offen? Welche Fähigkeiten gibt es? Wie nah bleibt man am bekannten Universum? Basierend auf dem, was wir bis jetzt sehen konnten, können wir in allen Punkten Entwarnung geben!
Fangen wir bei der Charakterentwicklung an. Bethesda unterscheidet hier zwischen Fähigkeiten und Eigenschaften. Während ihr Fähigkeiten über den Einsatz von Punkten steigert, die wiederum beim Aufstieg der Figur in eine neue Stufe ausgegeben werden, werden die grundsätzlichen Eigenschaften wie Stärke usw. (quasi das alte S.P.E.C.I.A.L. System) über frühe Entscheidungen festgelegt.
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Die Charakterwerte richten sich immer noch nach dem alten "S.P.E.C.I.A.L."-System. |
Der Hintergrund: Ihr werdet als Sohn (oder Tochter) eines Arztes bzw. Wissenschaftlers im Bunker 101 geboren. Hier bekommt ihr als Baby von eurem Vater, dessen Aussehen sich je nach den von euch in der Charakter-Erstellung verwendeten Parametern für die visuelle Gestaltung eurer Figur ändert, Aufgaben gestellt. Je nachdem, wie ihr diese Aufgaben löst, werden eure Werte festgelegt. Im Alter von 16 Jahren wiederum findet ein Test statt, der klären soll, welchen Job ihr im Bunker ("Keiner kommt rein - keiner kommt raus") übernehmen könnt, um der Gesellschaft dienlich zu sein. So wird die Grundlage für den Fähigkeitsbaum gebildet, der euch zur Verfügung stehen wird. Ein ähnlich offenes Prinzip hat sich auch schon in Oblivion bewährt, wobei Fallout 3 im Gegensatz zum "Learning by doing" in der Fantasy-Welt bei der Verbesserung von Fähigkeiten den klassischen Weg der Punktverteilung wählt.
Ihr habt die Wahl
Mit 19 schließlich verschwindet euer Vater aus dem Bunker und ihr macht euch auf den Weg, um sein Geheimnis zu lüften - das Abenteuer kann beginnen. Dabei seid ihr an keinerlei Pfade gebunden, sondern könnt nach eurem Belieben die Welt durchstreifen. Allerdings ist immer Vorsicht geboten: Nicht nur Radioaktivität ist euer Gegner, sondern vor allem mutierte Wesen wie Riesenskorpione, denen ihr mit Schusswaffen den Garaus machen könnt. Wenn ich jetzt sage, dass die Kämpfe in Fallout 3 in Echtzeit ablaufen, werden die Hardcore-Fans der Serie vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.