Test: Tenchu: Dark Secret (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Tenchu: Dark Secret
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
24.11.2006
Spielinfo Bilder  
Ihr habt einen DS? Und Lust auf asiatische Stealth-Action im Miniformat? Dann müsste der Blick unweigerlich auf Tenchu: Dark Secret fallen, das derzeit mit Ninja-Abenteuern im Verborgenen lockt. Allerdings stolperte die Reihe erst kürzlich auf der PSP in den Wertungskeller: 28% = mangelhaft. Kann das Team von From Software da unten rausschleichen? Gibt es auf dem DS eine Ehrenrettung?

Schräge Perspektive

Ein Reisfeld, viele Banditen, ein Auftrag: Töte sie alle. Von schräg oben schaue ich auf Rikimaru, der dieses Handwerk als versierter Clankämpfer besonders gut beherrscht. Hier ist er allerdings genau so wie die weibliche Alternative Ayame auf das Wesentliche beschränkt: Sprung, Block, Attacke, Falle werfen - das wars. Es gibt weder besondere Schleich- noch Angriffsmanöver, so dass die stille Finesse des Tötens kaum spürbar wird, zumal die Kamera jegliche freie Planung
Ihr steuert euren Ninja mit dem Digikreuz und schlagt, blockt oder springt mit den Buttons. In den Levels darf fleißig gesammelt werden, um später Gegenstände herzustellen.
verhindert und weder Stift, Mikro noch Touchscreen sinnvoll eingebunden wurden. In Castlevania hat man Bosskämpfe über das Zeichnen von Symbolen bereichert, hätte man hier nicht die Finishing-Moves ähnlich konzipieren können? So tauchen sie gar nicht erst auf. Schade, denn gerade auf dem DS hätte man der Reihe vielleicht frischere Impulse als die klassische Digikreuz-Button-Steuerung verleihen können.

Ein Beispiel aus dem Kampfalltag: Der weißhaarige Ninja presst sich gegen eine Hauswand. Ich sehe ihn nicht mehr, denn die schräge Draufsicht zeigt mir den Dachvorsprung - das ist ärgerlich. Ich kann nicht in die Schulterperspektive gehen, um z.B. einen Blick um die Ecke zu wagen. Warum nicht? Die Kamera fährt lediglich ein Stück nach oben, zeigt nur ein paar Meter, die mir nichts bringen. Aber es gibt ja ein Miniradar! Da sehe ich einen roten Pfeil aka Gegner mit Ausrichtung nach links - ha: Also renne ich rechts um das Haus herum und schlage zu! Treffer, ein Bandit weniger. Irgendwann folgt man nur noch Feindpfeilen, die viel zu lethargisch sind, als dass sie euch fordern könnten...

Wo ist die Stealth-Action?

Wieso rennen? Weil es schneller geht und das Schleichen quasi nicht vorhanden ist. Man wird zwar für Kills von hinten mit mehr Punkten belohnt, aber von Infiltrieren und Heranpirschen kann keine Rede sein. Tenchu ist eine zügige Minikartenactionshow, weil man jeden Feind effektiv und schnell orten kann. Die anschließenden Kämpfe laufen nach Schema F: Trefft ihr den Feind im Rücken, stirbt er sofort; trefft ihr ihn von vorne, müsst ihr mit einer Gegenaattacke und Alarmrufen rechnen, blockt Erstere und schaltet den Alarmierer einfach aus, kümmert euch dann um die nächsten Feinde&

Mit Stealth-Action hat dieses Tenchu nichts mehr am Hut, es ist eine viel zu monotone Polygonjagd auf rote markierte Pfeile. Die Verborgenheitsanzeige ist vorhanden, aber vollkommen sinnlos; die Fallen von Bambusspitzen bis hin zu Stolpernägeln und Minen sind nett, aber nicht zwingend erforderlich. Die Missionen? Töte alle, finde Geisel, töte alle, finde Geisel.  Hinzu kommt, dass sich die Karten auch noch wiederholen, dass ihr mal im Gebirge alles vernichten und dann in selbigem über Hüpforgien zu einem Zielpunkt gelangen müsst.

Basteln gegen die Langeweile

Die Ninjas können immerhin etwas, das sie bisher in keinem anderen Tenchu konnten: Gegenstände bauen! Aus den Zutaten, die ihr findet oder die Feinde hinterlassen, dürft ihr euch Tränke, Waffen & Co basteln. Aber diese handwerkliche Nebenbeschäftigung kann das Spielerlebnis nicht retten. Die Story? Rache, Krieg, das Übliche. Aber dazu extrem dünn über statische Bilder erzählt, die sich auch noch zu oft wiederholen - das wirkt alles zu billig, zu steril.

Gibt es Positives? Man kommt schnell voran, weil man kaum gefordert wird. Man kann sich über WiFi kurz mit bis zu vier Freunden durch labyrinthartige Karten hetzen und drei Spielmodi probieren: Alle töten, Reisbälle gegen die Zeit sammeln oder Schleichen. Ersteres ist nur kurzfristig interessant, Zweiteres gar nicht und Letzteres besteht darin, dass alle einen jagen - das hat Etwas, aber leider eher etwas von Fangen als von Schleichen spielen.

  

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