Test: Operation: Vietnam (Arcade-Action)

von Jan Wöbbeking



Operation: Vietnam
Entwickler:
Publisher: Eidos
Release:
26.10.2007
Spielinfo Bilder  
Da lacht das Herz des Amiga-Veteranen: Wie im Scherenschnitt stehen vier schwarze Silhouetten vor einem goldgelben Sonnenuntergang. Und zwar in einer derart heldenhaften Pose, dass sofort Erinnerungen an die kitschigen Cover guter alter Action-Klassiker wach werden. Nach dem Wenden der Hülle wird es noch besser. Das erinnert doch...genau! An diesen guten alten Draufsicht-Dschungel-Shooter aus den späten Tagen des Commodore-Homecomputers.

Wie in alten Zeiten?

Tristesse im Dschungel: Die Hintergründe glänzen nicht gerade durch Abwechslung.
Nach dem Einschalten krächzt sogar eine kratzige Retro-Action-Panflöte aus den Boxen des DS. Na dann kann ja nix mehr schief gehen, oder? Leider doch. Habt ihr das Spiel erst einmal gestartet, macht sich Langeweile breit. Für den ersten herzhaften Gähner sorgt die träge Laufgeschwindigkeit eures Teams. Im Vergleich mit euren vier Flecktarn-Phlegmatikern wirken selbst ein schwer versehrter Vietnam-Veteran wie ein sprintender David Odonkor. In SWAT: Target Liberty konntet ihr euren unmotivierten Haufen immerhin per Tastendruck zum Laufen überreden, in Operation: Vietnam werdet ihr dagegen zum Zwangsschleichen abkommandiert - und das, obwohl das Spiel alles andere als ein Splinter Cell-Verschnitt ist.

Nun habe ich aber genug über die einschläfernde Spielgeschwindigkeit gewettert. Es gibt schließlich noch so viele andere Dinge, über die man sich so herrlich aufregen kann. Da wäre z.B. die künstliche Dummheit eurer Kameraden, die nur von der des Kanonenfutters unterboten wird. Wie in guten alten Ballerspielen lauft ihr durch den relativ eng eingegrenzten Dschungel und füllt die aus wenigen Pixeln bestehenden Klonkrieger des Vietcong mit Blei ab. Ihr dürft sogar eure Leidensgenossen herumkommandieren, theoretisch jedenfalls. Das Befehlssystem erweist sich nämlich als äußerst unpraktisch.

Hirn ist heute aus.

Standardmäßig dackelt eure Gefolgschaft wie an einer Schnur hinter euch her. Springen ein paar gegnerische Schurken aus dem Gebüsch, schießen eure Kameraden zwar zurück. Doch statt dem gegnerischen Feuer auszuweichen, trotten sie weiter folgsam hinter euch her. Ihr könnt das Problem zumindest teilweise umgehen, indem ihr eurer Truppe befehlt, anzugreifen. Dann könnt ihr euren Untergebenen immerhin bescheinigen, dass sie ihr Bestes versucht haben, den Kugeln auszuweichen. Jedoch haben ihnen die Entwickler ihnen eben nicht genug virtuelles Hirn spendiert, um nicht trotzdem die Hälfte der Projektile zu schlucken. Sobald eine Angriffswelle beseitigt wurde, müsst ihr eure Kollegen wieder zum Folgen auffordern, denn im Angriffsmodus bleiben sie sonst wie angewurzelt stehen.

Auch die Stadt-Kulisse ist ein trostloses Pflaster.
Jedes Team-Mitglied besitzt übrigens eine spezielle Eigenheit. Der Sarge ballert mit der MG, der Sani kann die in den Levels verstreuten Medi-Kits besonders wirkungsvoll einsetzen. Außerdem gibt es einen Bazooka-Spezi und einen Scharfschützen, der heiserer ins Mikro krächzt als nach einem Zechgelage in der Grundausbildung. Einen speziellen Sniper-Modus wie in SWAT haben sich die Entwickler aber gespart. Die Waffe des Scharfschützen besitzt schlicht und einfach eine eine höhere Durchschlagskraft und eine längere Ladefrequenz. Ihr dürft die eure Figuren auch einzeln anwählen, abstellen und sie unabhängig voneinander agieren lassen, doch in der Praxis bringt euch all das so gut wie keinen Vorteil.

Geheim-Taktik

Stattdessen habe ich einen Weg gefunden, mit dem ich vermeiden konnte, dass meine Kollegen unnötig viele Treffer einstecken. Zumindest in den Missionen, in denen ihr nur zu zweit unterwegs seid, funktioniert das prima. Nutzt dazu einen Clipping-Fehler aus und lauft mit einer Figur in eure zweite hinein. Dann haltet ihr die R-Taste gedrückt und bewegt den flimmernden Pixelklumpen wie eine einzige Spielfigur durch die Levels. So könnt ihr immer schön den Kugeln ausweichen und vermeiden, dass eure Kollegen Treffer einstecken.

Zu viert ist die Spezial-Taktik nicht ganz so einfach: Lauft ein Stückchen geradeaus nach unten, so dass alle vier Team-Mitglieder wie an einer Schnur aufgereiht stehen. Dann haltet ihr wieder die R-Taste und lauft nach oben gegen ein Hindernis wie ein waagerecht liegender Baumstamm. So könnt ihr alle vier Figuren zu einem Pixel-Brei verschmelzen lassen und kommt deutlich einfacher durch die Levels. Es gibt übrigens auch ein paar Boss-Gegner, doch auch die bieten derart langweilige Angriffsmuster, dass sie kaum Abwechslung in die Monotonie bringen.   

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