Bessere Positionskämpfe
Erste Pfiffe. Anlauf Dida. Schrille Pfiffe. Abschlag Dida. Erwartungsvolle Stille. Der Ball beschreibt einen hohen Bogen und schwebt kurz in der Luft, bevor er sich wie eine Lederbombe in die deutsche Hälfte senkt. Unten warten Adriano und Huth im ringenden Duett. Wer gewinnt das Kopfballduell? Der Brasilianer lehnt sich zurück und stemmt sich gegen den Chelsea-Hünen. Aber der Deutsche bleibt standhaft, drückt seine Hände in den Rücken des Gegners. Der Ball kommt, beide steigen hoch, Huth köpft ihn weg - die Fans jubeln! Was ist das Besondere an dieser Szene? Diese Positionskämpfe werden jetzt zum ersten Mal so deutlich inszeniert - nicht nur bei der hohen, sondern auch bei der flachen Ballannahme: Es wird viel mehr gehalten, gezerrt und gedrückt als im Vorjahr. Obwohl sich die Grafik auf den ersten Blick nicht verändert hat und vor allem die Zuschauerkulisse immer noch mit einem veralteten Texturbrei enttäuscht, sorgt diese Vielzahl an neuen Animationen für ein noch authentischeres Erlebnis: Arme rudern um Gleichgewicht, Füße schwingen beim Hackentrick nach und Profis springen in letzter Sekunde hoch, um der Grätsche zu entgehen.
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Henry kurz vor dem Abschluss - geht er rein? |
Besseres Zweikampfverhalten
Die Zweikämpfe sehen nicht nur realistischer aus, sie spielen sich auch realistischer: Erstens ist es für Angreifer nicht mehr so leicht, einen Verteidiger per Übersteiger oder Haken auszudribbeln, da sie ihren Körper besser einsetzen. Das führt dazu, dass man Flankenläufe und Soli durch die Mitte geschickter vorbereiten muss. Zweitens ist es für Verteidiger nicht mehr so leicht, den Spielaufbau des Gegners mit aggressivem Dauerpressing zu zerstören, denn der Schiri pfeift Tacklings von hinten meist sofort ab - also muss man seine Angriffe auf den Ball führenden Spieler sowie das Doppeln besser timen. Selbst erfahrene Veteranen werden ihren Rhythmus umstellen müssen und die ersten Spiele staunen, wie hart man für den Erfolg arbeiten muss - unsere ersten drei Begegnungen gingen torlos aus. Denn Konami hat auch das Verhalten der Computergegner optimiert: Schon auf der dritten Stufe bemühen sich Top-Teams wie Brasilien oder Argentinien um plötzliche Tempowechsel, ruhigen Spielaufbau und konsequente Deckung.
Komplexere Ballphysik
Auch die aufgepeppte Ballphysik trägt dazu bei, dass sich PES5 erfrischend anders anfühlt: Konnte man in PES4 noch in vollem Lauf locker annehmen und weiterspurten, wird der Ball jetzt bei durchgedrücktem Turbo weit nach vorne gespielt - ein gefundenes Fressen für Verteidiger. Nur, wer vor der Annahme das Tempo raus nimmt, kann das Leder weiter eng am Fuß halten. Auch hier ist jetzt mehr Timing gefragt. Und die Ballphysik hat weitere Überraschungen parat: Es gibt nicht nur unruhige Flatterbälle bei Flanken sowie Querschläger, die kerzengerade in die Luft gehen, sondern auch wuchtige Top-Spin-Volleys, die erst ansteigen und sich dann gefährlich Richtung Tor senken - bisher hat man das vor allem bei Roberto Carlos-Freistößen gesehen. Hinzu kommen gescheiterte Direktabnahmen bei technisch weniger begabten Spielern, bei denen der Ball kläglich zum Mitspieler tröpfelt.
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Figo kann's immer noch: Der Ball dreht sich gefährlich ins linke Eck. |
Alte Kulisse, neue Präsentation
Vor dem Anpfiff wird man über Temperatur, Wind und Luftfeuchtigkeit informiert - wenn es richtig kalt ist, erkennt man sogar den ausgehauchten Atem der Spieler. Neue Details wie Trikots, die aus der Hose flattern, oder Trainer, die ihre Einwechslungen mit einem Klaps aufs Feld schicken, sorgen am Rand für Hingucker Und die Platzverhältnisse wirken sich noch spürbarer aus: Bei prasselndem Regen rutschen Ball und Profi oft unvorhersehbar. Auch die Präsentation wirkt frisch: Alle Menüs sind runder, aufgeräumter und übersichtlicher. Bei der Wahl der Mannschaften wird jetzt z.B. sofort die Gesamtstärke in einem Fünfeck dargestellt, das Angriff, Verteidigung, Geschwindigkeit, Technik sowie Torwartstärke anzeigt. Statistiker kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn man kann Speicherkarten-Matches mit persönlichen Teams austragen und die Ergebnisse sichern: Wer hat wie oft gewonnen und wie viele Tore erzielt?
PS2 endlich online!
Es gibt auch mehr offizielle Clubs als im Vorjahr: Neben den kompletten Ligen von Spanien, Italien und Holland laufen zehn lizenzierte Spitzen-Teams wie Chelsea, Arsenal, FC Porto, Galatasaray, Dynamo Kiew oder Glasgow Rangers auf. Trotzdem werdet ihr beim deutschen Nationalteam auf originale Namen verzichten müssen: Huth läuft z.B. als "Hulko" auf - immerhin schon im neuen roten Trikot. Eine frohe Botschaft gibt's für PS2-Fans: Sie kommen erstmals in den Genuss eines Online-Modus, der für Sonys Konsole bereits länger in Japan verfügbar ist. PC- und Xbox-Kicker werden natürlich auch online auf Torejagd gehen.