Vorschau: Drakensang (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Drakensang
Entwickler:
Publisher: dtp/Anaconda
Release:
15.07.2009
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ab 13,66€
Spielinfo Bilder Videos
Ein Rollenspiel aus Deutschland? Es basiert auf der Pen&Paperwelt Aventuriens? Und es gibt endlich wieder echtes Party-Management à la Baldur's Gate 2? Das hört sich doch alles richtig gut an! Und das sollten eigentlich alles gute Gründe zur Vorfreude sein. Aber spätestens Gothic 3 hat gezeigt, dass gesunde Skepsis oftmals der bessere Begleiter ist, wenn Fantasy aus nationaler Produktion aufmarschiert. Auch in diesem Fall?

Baldur aus Berlin

Zu Beginn des Abenteuers erstellt ihr euch einen Charakter: Das ist Widar Hrolfrson, männlicher Ambosszwerg, von Beruf Sappeur - eine Art Pionier mit handwerklichen Fähigkeiten.
"Wir wollen kein Hack'n Slay machen. Wir wollen kein Action-Rollenspiel machen. Wir wollen echtes Party-Rollenspiel mit guten Dialogen und taktischen, pausierbaren Kämpfen anbieten."
Die Freude an der Arbeit steht Creative Director Bernd Beyreuther ins Gesicht geschrieben: Seine Augen leuchten, wenn es um Aventurien geht. Kein Wunder, denn er hat in den 80ern selbst Das Schwarze Auge (DSA) am Brett gespielt, sich mit Stift und Papier durch Dungeons gewühlt.

Das sind alles lobenswerte Vorsätze in einer Zeit, in der Rollenspiele meist nicht mehr sind als kitschiger Kloppmist in Leveltretmühlen. Momentan arbeiten etwa 50 Leute bei Radon Labs an Beyreuthers "Traumtitel", der schon seit 2003 konzeptionell und seit 2005 praktisch in Vorbereitung ist; schon im Juli soll es dann endlich so weit sein - zwar ohne Onlinevariante, aber dafür mit epischer Story für Solisten. Angesichts der Firmenvita ist die Euphorie im Team verständlich: Das letzte große Projekt liegt fast fünf Jahre zurück, hieß Project Nomads und landete bei CDV schnell im Ramschregal. Die Zeit bis heute hat man mit spielerisch wenig gehaltvollen Auftragsarbeiten à la Riding Star, Verliebt in Berlin, Sport Fishing Pro oder CrazyChicken Approaching verbracht.

Hoffnungsträger: Kampfsystem

Oder soll es ein Thorwaler sein? Diese Wikingertypen können zwar nur Piraten werden, aber sind überaus mutig und kräftig.
Das war alles nix Tolles, nix Episches. Jetzt wollen die Berliner in einem der sensibelsten Genres überhaupt ein ganz großes Kaliber anbieten. Kann man so von null auf hundert ein Rollenspiel der Kategorie Baldur's Gate 2  machen, das anno 2000 für Furore sorgte? Und welche Art von Fantasy will man präsentieren? Natürlich kann das Team in Sachen Art & Design nicht ganz frei von der Leber weg inszenieren - die Fans wollen ihr DSA sehen. Wer Aventurien kennt, der weiß um das etwas biedere Flair der Spielwelt, die von vielen Pen&Paper-Veteranen sehr schnell zugunsten interessanterer Universen verlassen wurde. Der weiß auch um all die Namen, die im besten Fall angenehm tolkienesk, im schlimmsten Fall teutonisch albern wirken können. Da gibt es Leute wie "Oma Rübenfein" oder "Runkel Börsenhauer". All das wird bei eingefleischten DSA-Fans sicher für Nostalgie, bei einigen anderen aber auch für Allergie sorgen.

Beyreuther betont, dass man "kein The Witcher " sein will, dass auch sein "zwölfjähriger Sohn" dieses Spiel ohne Bedenken entdecken soll. Wer auf ein erwachsenes Abenteuer hofft, könnte also enttäuscht werden? Das kommt natürlich auf die Interpretation an. Dass man statt Gewalt und Sex lieber auf Epos und Humor setzt, ist theoretisch vollkommen in Ordnung. Aber dann muss der Stil auch passen, wenn man nicht ins Kindische abrutschen will. Bisher wirkten die lustigen Szenen und humoristisch gefärbten Dialoge noch reichlich aufgesetzt. Und wenn es ernst werden sollte, fehlte es an Brisanz. Wenn man einen Hinweis von "Feldwebel Erland" bekommt, der sich Sorgen um "Mordbuben" macht oder wenn man erfährt, dass im "Dunkelwald ein verhextes Wolfsrudel" herumstromert, dann sorgte das nicht gerade für Spannung.
                  

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Kommentare

Thjan schrieb am
Hmm...
Also mir sind in der Demo schon ein paar Schnitzer aufgefallen. Der eine oder andere NSC bleibt gerne mal an einem Objekt hängen (z.B. der Jäger an seiner Werkbank), getötete Gegner versinken am Hang im Boden (ist aber vernachlässigbar) und Sprachausgabe + Armbewegungen... Naja ;)
Was mich aber wirklich stört ist die absolut bescheidene Kameraführung. Ist die in der Vollversion genauso schlecht? Das man nicht stufenlos zoomen kann empfinde ich auch als störend, auf der niedrigensten Einstellung ist mir die Kamera zu nah, auf der nächsthöheren schon wieder zu weit weg.
Die Grafik ist okay, ist halt zweckmäßig. Die Welt könnte ein wenig lebendiger sein, grad der (niedrig aufgelöste) Boden wirkt irgendwie steril.
Aber warum gibt es keine Kantenglättung? Oder ist das wieder nur in der Demo so?
Atmosphärisch ist Drakensang schon toll, aber die miese Kamerasteuerung hält mich vom Kauf ab. :(
BTC schrieb am
hoffentlich kommt bald der test.
Guwie schrieb am
hab grad den GS-Artikel gelesen und das Video dazu gesehen.
Also grafisch sieht das Spiel echt gut aus. Läuft anscheinend auch auf älteren Rechnern. Sehr schön.
Soundtechnisch ist wohl gerade die gute Synchronisation der Quest-Dialoge zu nennen. Allerdings ist es eine Mischung. Die ersten Sätze sind wohl oft vertont, alles weitere muss man lesen. Damit kann ich gut leben. Das war in Baldurs Gate ja auch nicht anders. Außerdem lese ich schneller als die Sprecher sprechen können. Außerdem sollen die Synchronsprecher die Situation in den Dialogen gut rüberbringen (also keine Sprecher, die in ihrer Sprecherkabine keine Ahnung haben, wie der Text intoniert werden muss). Das ist mal was!
Kampfsystem ist wohl auch gelungen - naja, DSA ist halt sehr gut.
Questvielfalt ebenfalls.
Bugs: Heiko Klinge, der das Spiel durchgespielt hat, erwähnte nur einen nicht reproduzierbaren Absturz. Wow. Da hatte ich aufgrund des deutschen Entwicklers die größte Sorge.
Fazit GS: super Spiel. Komfortfunktionen fehlen leider. Hier hilft sicher ein Patch. Ich denke, dass RadeonLabs da noch einiges nachliefert. Ist immerhin deren "Baby" (also erstes großes Spiel).
Ich bin positiv überrascht und werde das Spiel nach Veröffentlichung der ersten Patches zocken. Bis dahin vergnüge ich mich mit Baldurs Gate I (inkl. Tutu und zig Mods) :-)
Nerix schrieb am
BranTseMallory hat geschrieben:Moin!
Die ersten recht soliden Wertungen sind erschienen. Wann kann man denn hier mit nem Test rechnen?
Bin ja schon gespannt was Jörg und Kollegen von dem Spiel halten. Bis jetzt haben sie immer meinen Geschmack getroffen.
Hast Du ein paar Links? Danke
schrieb am