Test: Demokratie! (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Demokratie!
Entwickler:
Release:
10.11.2005
Spielinfo Bilder  
Unsere Nachbetrachtung der vorweihnachtlichen Spiele geht langsam in die finale Phase: Dieses Mal testen wir mit Demokratie! ein Runden-Strategiespiel, bei dem ihr mal selbst Bundeskanzler bzw. Kanzlerin spielen könnt. Ein nervenaufreibender Eiertanz zwischen sich widersprechenden Forderungen der Interessengruppen auf der einen und ständigen Budgetnöten auf der anderen Seite, der aber leider rasch an Anziehungskraft verliert.

Mach, was wir wollen

Macht ihr es besser als Putin? Nur noch drei Monate bis zur Wahl, die recht knapp werden dürfte.
Aus dem Politikunterricht wissen wir noch: Demokratie heißt übersetzt "Herrschaft des Volkes". Wer Demokratie! von Positech Games spielt, könnte jedoch auf die Idee kommen, dass es auch ebenso gut "Herrschaft der (einflussreichen) Volksgruppen" heißen könnte. Denn die berühmt-berüchtigten Lobbyisten bestimmen eigentlich, was in eurem Staat zu geschehen hat, den ihr unter den Ländern Deutschland, USA, Japan, Kanada, Großbritannien, Australien, Frankreich, Italien, Russland und Polen auswählen könnt. Jede Gruppe kocht nämlich ihr höchst eigenes Süppchen, seien es nun die Autofahrer, Raucher oder Eltern. Natürlich gibt es auch die altbekannten politischen Richtungen von links außen bis scharf rechts, die ebenfalls zufrieden gestellt sein wollen. Also Finger weg von der stolzen Armee, sonst gibt es noch einen Militärputsch, der bei den obigen Ländern allerdings nur noch in Russland einigermaßen wahrscheinlich sein dürfte.

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Rüde Gewalt ist allerdings eher die Ausnahme, wie eine enttäuschte Interessengruppe auf euer Polittreiben reagieren kann. Schon eher wahrscheinlich ist der Liebesentzug, genauer gesagt der Entzug der Stimme bei dem alle vier Jahre stattfindenden Urnengang. Wer z.B. an der Mehrwertsteuerschraube nach oben dreht, muss um die Stimmen des Mittelstands bangen, der lieber niedrige Abgaben will. Im Spiel, das ihr leider nur alleine zocken könnt, müsst ihr nämlich mindestens 50 Prozent der Stimmen erhalten, um an der Macht zu bleiben. Eine Beschränkung der Amtszeiten steht der Wiederwahl übrigens nicht im Wege. Von der Wahl von Volksvertretern wird bei Demokratie! hingegen wenig gehalten, denn sogar der deutsche Bundeskanzler wird hier direkt vom Volk gewählt. Gesetze werden nicht im Parlament beschlossen, sie werden vom Staatschef einfach erlassen, was reichlich undemokratisch ist. Das erinnert schon eher an eine präsidiale Diktatur à la Robert Mugabe, Saddam Hussein oder Wladimir Putin.

Neue Politikfelder

Mit Hilfe von unansehnlichen Reglern bestimmt ihr die Richtlinien eurer Politik. 
Die Finanzen sind erfahrungsgemäß ein wichtiges, wenn auch leidiges Thema, denn hier könnt ihr als Politiker viel falsch und wenig richtig machen. So bilden sie eines der zentralen Politikfelder, über die ihr von Anfang an gebieten könnt. Radikale Steuersenkungen z.B. können die Wirtschaft ankurbeln und so zu Mehreinnahmen führen. Es gibt aber nicht nur Schaltflächen für das liebe Geld, sondern auch für die innere Sicherheit, die Außenpolitik, Soziales, Umwelt und die Wirtschaft. Wenn ihr nun eines der auftretenden Probleme etwa das nervige Thema Billigimporte lösen wollt, bekommt ihr verschiedene Lösungsvorschläge serviert. Einer davon sind etwa Importzölle, die ihr erst freischalten müsst: Darüber freuen sich aber nur Patrioten und Gewerkschaften, der freie Handel leidet darunter. Ihr müsst euch neue Einflussmöglichkeiten erst schaffen, bevor sie eine Wirkung entfalten. Hier schlummern so unterschiedliche Konzepte wie Abgaskontrollen, bewaffnete Polizei oder Erbschaftssteuer, die aber meist mehr Geld kosten, als sie einbringen.
             

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