Evolution statt RevolutionÜber drei Monate haben die neuen Entwickler bei Related Designs und die alten Haudegen bei Sunflowers über das Grundkonzept von ANNO 1701 debattiert. In Zusammenarbeit mit der Anno-Community wurden z.B. viele 1503-Anleihen über Bord geworfen - das war schon mal eine gute Idee, wie wir finden. Denn anstatt immer mehr in Richtung Echtzeit-Schlachten abzudriften, besinnt sich ANNO 1701 endlich auf die wahren Stärken des kultigen ersten Teils: Aufbaustrategie und Wirtschaftssimulation. Kriegerische Konflikte bei der Eroberung der Neuen Welt finden zwar ebenfalls statt, nehmen aber nur einen kleinen Stellenwert ein.
Endloser Spielspaß ohne Kampagne?Versunken in den Tiefen des Ozeans ist eine storygeführte Kampagne: es gibt keine. Aber das ist bei einem Aufbauspiel zu verschmerzen, das ohnehin kaum erzählerische Tiefe erreichen kann - was einfach am Genre liegt, denn es geht um zahllose Landeroberungen ohne Helden. Stattdessen gibt es zehn Szenarios mit kleinen Aufgaben, verstrickt in Mini-Erzählungen wie "Abreise von einer Vulkaninsel" bis hin zum Schmieden eines
|
Zum neuen Dorfzentrum müssen alle Einwohner Zugang haben. Außerdem bekommt ihr dort sofort Feedback, wenn in der Siedlung etwas nicht stimmt. |
"Piratenpaktes". Diese Missionen legen schrittweise beim Schwierigkeitsgrad zu, vor allem wenn ihr direkt nach dem guten Tutorial mit den Aufgaben startet.Der Kern von ANNO 1701 ist das Endlosspiel, das ihr frei konfigurieren könnt. Ähnlich wie bei Civilization bestimmt ihr vorab die Weltgröße, legt die Inseltypen fest und lasst euch an fortgeschrittenen Optionen wie "Naturkatastrophen", "Pest", "Feuer", "Piraten", "Königin", "Freier Händler" oder "Neutrale Völker" aus. Bei den Computergegnern habt ihr die Wahl zwischen einem Dutzend virtuellen Persönlichkeiten, die allesamt ihre eigenen Vorlieben, Vorgehensweisen und Schwierigkeitsstufen haben. Wählt ihr z.B. Agatha von Thielen oder Hendrik Jorgensen als einen der drei Feinde aus, habt ihr es mit leichten Gegenspielern zu tun. Eine größere Herausforderung wären Fürst Igor Yegorov oder Madame Nadasky, die eine aggressive Expansion anstreben. Jeder der Zwölf hat also eine eigene Persönlichkeit, die mit ihren Kommentaren den Aufbau-Alltag auflockert. So verteilt Agatha von Thielen gerne Lobeshymnen bei der Besiedlung neuer Inseln, während andere Charaktere gleich meckern oder ihre
Geringschätzung kundtun. Nichtsdestotrotz ist die Intelligenz der Gegenspieler durchaus
gelungen, selbst die harmlosen Gestalten breiten sich fix aus und fiesere Persönlichkeiten schnappen euch schon mal gute Inseln vor der Nase weg bzw. besiedeln sie mit euch. Spätestens jetzt solltet ihr diplomatisch aktiv werden und mit den anderen Leuten entweder "Frieden oder einen Handelsvertrag schließen", "Bündnisse schmieden", "Tribut fordern" oder den "Krieg erklären". Außer diesen rudimentären Funktionen bleibt euch allerdings nicht viel Handlungsspielraum in der Diplomatie. An Civilization IV kommt Anno auf politischer Ebene nicht heran.