Special: Counter-Strike (Shooter)

von Joerg



Gastkolumne: Your sex please
Entwickler:
Publisher: Vivendi Universal
Release:
kein Termin
Spielinfo Bilder  
Willkommen bei der ersten Gastkolumne von Counterstrike.de...

 



Der Autor:

Mischa Djordjevic. besser bekannt als Skellington aus dem Forum von 4Players.de.

Your sex please..?

Das Spiel an PC oder an Konsolen erfährt eine selten geahnte Steigerung, in erster Linie durch eine unaufhaltsam emporschnellende Alterskurve ihrer Teilnehmer. Doch bedeutet das auch, daß es sich an moderne Rollenvorstellungen angleicht? Die Antwort lautet: Nein.

Die Spielewelt ist im Wandel.

Zahlungskräftige Kundschaft Entwickler und Produzenten gleichermaßen, so sie in grauer Zeit jemals bei Teenagern lag, hat sich längst von Twens hin zu wohl situierten Mittdreißigern hin geändert: Veteranen der Videospielgeschichte, die ihre einstmals erliebte Leidenschaft über die Jahre hinweg zu retten wussten. Aus einer Nische heraus entstand im Rahmen des Informationszeitalters beinahe beiläufig eine Industrie, die global operiert und spätestens zu Beginn des neuen Milleniums sämtliche Mittel - und Einnahmen - eines durchschnittlichen Hollywood-Streifens verschlingt.



Längst ist das Spiel an PC oder Konsole nicht allein bebrillten Leistungsträgern einer Schulklasse vorbehalten. Wenn das Rollenbild des Original-Nerds auch spätestens durch World of Warcraft eine wahre Renaissance durchlebt, hört man in dunklen Wäldern mehr und mehr Spieler tuscheln, die in der Tat eine intakte Beziehung führen, gar Ehen, und es verdichten sich all überall Hinweise auf Weibsvolk, mag es jedoch zu eigenem Schutz mit Bärten getarnt sein. Alles ist annerkannt - für jeden ist Platz genug.

Die neue Generation?

Daß die jüngste Epoche der Videospielgeschichte hingegen nicht nur eine Schöne neue Welt ist, welche wahre Mühe hat, mit dem ureigensten technologischen Fortschritt im selben Maße mitzuhalten, sondern über ausgeprägte Schattenseiten verfügt, ruft nicht zuletzt argwöhnische Gesetzeshüter auf den Plan, entwickelt sich durch die Summe totaler Vernetzung immer mehr zu einer gesellschaftlichen Debatte über Normen und Ethik, wie das jüngste Beispiel des E-Sportlers Markus 'Raven' Eickert aufzeigte (4players berichtete).

Von seinem Clan als PR-Manager nach eigenen Angaben aufgrund seiner Sexualität gefeuert, erhob er deutliche Vorwürfe gegen seine ehemaligen Mitstreiter. Die gleichermaßen ernst gemeinte wie lapidare Antwort des Clans Nexus, der sich auf seiner Homepage mit unverhohlenem Stolz als "Brand of premium eSports" ausweist, offenbart das grundsätzliche Dilemma eines unkontrollierten Raums, wie es sich in der offenen, bemühten Antwort Benjamin Stephans widerspiegelt:

"Richtig ist ausschließlich, dass von Anfang an mit der Homosexualität seitens Raven offen umgegangen wurde und das [sic] es sozusagen "keine Hemmungen" gab - was durchaus nicht falsch ist, aber uns sehr merkwürdig erschien."

Benjamin Stephan (neXus Gaming)


Die nächste Generation?

Der Diskurs um das Schicksal eines homosexuellen E-Sportlers ist in Wahrheit kein Diskurs über Sexualität, stattdessen vielmehr eine Selbstverständlichkeit und die Frage einer Moral, die längst in eine Traumwelt wie das Videospiel hätte Einzug halten sollen, in der weit zu Viele anachronistische Vorstellungen von Attributen ausleben - von unserem reellen Leben beizeiten aus gutem Grund verdrängt; eine Traumwelt, in der ein Mann noch ein echter Kerl ist, eine Frau besser vollbusig und vorzugsweise dämlich, vor allen Dingen beide Geschlechter schwer heterosexuell. Wer Mitspieler aber aufgrund von schwer erkämpften gesellschaftlichen Wertekostümen nicht in seinen Reihen haben will, lässt eine Menge Fragen offen. Gerade der deutsche eSport-Bund (ESB), der wie kein anderer um Seriosität wie auch gesellschaftliche Anerkennung ringt, hat hierbei lange Zeit versäumt, neben wiederkehrenden Verteidigungslinien bezüglich "Killerspiel"-Verboten auch ein unmissverständliches Zeichen für gegenseitige Toleranz zu setzen. "Für uns sind Sportler Sportler" lässt sich der ESB zwar vernehmen, die Frage stelle sich für ihn nicht. Tatsächlich jedoch beweisen die jüngsten Geschehnisse rund um Markus Eickert - ganz unabhängig davon, ob sich die vorgelegten Anschuldigungen am Ende als richtig oder falsch erweisen -, dass sich auch ein relativ junger Sport wie der elektronische mit denselben dunklen Fragen auseinandersetzen muss, wie andere Sportarten.



Der Gesetzgeber zumindest sieht ausnahmsweise weiter und erlaubt anhand neuerlicher Rechtssprechung in diesem Punkt keine Grauzonen: "Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) - umgangssprachlich auch Antidiskriminierungsgesetz genannt - ist ein deutsches Bundesgesetz, das es zum Ziel hat, ungerechtfertigte Benachteiligungen aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen." (Wikipedia)

 Skellington

 

     

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Thema!
schrieb am