Test: Everybody's Golf (2010) (Sport)

von Paul Kautz



Everybody's Golf (2010)
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
09.06.2010
Spielinfo Bilder Videos
Ihr denkt bei einem »Bogey« nicht automatisch an Casablanca? Ein »Swing« ist für euch nichts sexuell Anstößiges und ein »Albatros« muss nicht automatisch etwas mit Monty Python zu tun haben? Ihr habt ein Faible für Knuddelgrafik? Dann schnappt euch die PSP und Everybody’s Golf!

Spiel der Emotionen

Die Hot Shots-Golf-Serie hat eine lange Tradition, die bis zum PSone-Urvater des Jahres 1997 zurückreicht. Bildschirmgolfer mochten von Anfang an die leichte Zugänglichkeit und die Massen an freispielbarem Material, aber gleichzeitig auch den Anspruch und die realistisch umgesetzte Spielphysik. Dieses Motto hat sich in den letzten
Die Figuren sind knuffig designt und witzig animiert.
acht Jahren kaum verändert, so dass Everybody's Golf (außerhalb Europas als »Hot Shots Gold: Open Tee« bekannt) alle Tugenden der Vorgänger unter der schwarzen Kutte der PSP vereint.

Wer die Serie kennt, der kennt ihre Understatement-Stärke: Lasst euch also bloß nicht von den knuddeligen Figuren und dem generell sehr putzigen Design irritieren - in Hot Shots Golf steckt genauso viel Simulation wie in den Tiger Woods-Spielen! Das fängt bei der realistischen Ballphysik an, geht über die intelligenten Hilfsfunktionen (z.B. beim Einputten) weiter und hört bei den ausufernden Statistiken noch lange nicht auf. Wer jetzt aufstöhnt »Och nöööö, ich will doch nur auf ein paar Bälle einhauen!« - bitte sehr! Everybody's Golf bietet die seit Jahren bewährte Drei-Klick-Steuerung (Starten, Schlagstärke einstellen, Schlagrichtung einstellen), das war's im Grunde. Die Kontrolle ist einfach genug, auch totalen Golf-Nieten Erfolgserlebnisse zu bescheren (z.B. mit der automatischen Wahl des zum nächsten Schlag passenden Schlägers), bietet aber auch gleichzeitig genug Komplexität, um Profis Freude am Spiel haben zu lassen. Die analysieren die Windverhältnisse für perfekte Schläge, können kurz vor dem Abschlag dem Ball noch Top oder Back Spin verpassen und bekommen ein detailliert
Lage und Gefälle des Grüns werden übersichtlich angezeigt.
analysiertes Grün, um aus dem wohlverdienten Birdie (ein Schlag unter Par) nicht doch noch ein Double Bogey (zwei Schläge über Par) zu machen. Außerdem lässt sich der Platz vor dem Abschlag aus allen möglichen Perspektiven unter die Lupe nehmen, um wirklich totale Übersicht zu haben.

Bogey im Dinopark

Ihr habt die Wahl unter mehreren Spielvarianten: Das »Training« ist nicht die erwartete Golfschule, sondern vielmehr das normale Spiel, bei dem ihr allerdings Schläge zurücknehmen und immer wieder üben könnt. Trotzdem schade, dass einem hier nicht die feineren Techniken näher gebracht werden. Das »Putt Golf« ist ein Bonus-Modus, in dem ihr bei jedem Schlag bereits auf dem Grün, aber unterschiedlich weit von Loch entfernt steht - je mehr Bälle ihr beim ersten Versuch reinbekommt, desto mehr Punkte winken. Wichtigste Spielvariante ist die »Herausforderung«: Hier spielt ihr Einzelmatches oder ganze Turniere - und zwar für Ruhm, Ehre und jede Menge freispielbaren Kram. Das wären zum einen neue Hintergrundbilder für die Hauptmenü-Lobby, Renderfilme oder diverse Gegenstände, mit denen ihr euren Figuren Sonnenbrillen, neue Blusen oder einen feschen Mittelscheitel verpassen könnt - prima. Zum anderen wären da weitere Golfkurse (von den Alpen über die pyramidenreiche Wüste bis zum Dinopark) oder Bonusfiguren wie einen Golf-Ninja, die allerdings wirklich lange versteckt bleiben - auch eine Art, den Spieler ans Game zu binden.

Die Figuren, von denen ihr anfangs nur unter zwei wählen dürft, verfügen neben dem unterschiedlichen Äußeren auch über andere Werte (wie Kraft, Abschlag oder Spin), die sich in der Praxis tatsächlich bemerkbar machen. Außerdem darf jeder Golfer unter mehreren Caddies wählen, die aber außer einer anderen Stimme keinen Zweck haben - weder sind sie im Bild zu sehen noch geben sie spielerische Tipps. All die Spielmodi und Besonderheiten
Ein gut getimter Abschlag befördert euren Ball mit Schmackes in Richtung Grün.
gelten auch für den Multiplayermodus für bis zu acht Zocker, der zwar nur lokal funktioniert und jedem Karohosenträger eine eigene UMD abverlangt, aber einen enormen Vorteil gegenüber der Einzelspielervariante hat: Man kann sein Gegenüber verfluchen!

Putziger Golfkrieg

Die Hot Shots Golf-Serie war schon immer ein Hort der Knuddeligkeit: Putzige Comic-Figuren mit leicht japanischem Touch, kräftige Farben, detailarme, aber liebevoll inszenierte Locations - jawoll, alles ist vorhanden. Die witzigen Animationen sorgen auch nach dem 20ten Mal noch für Grinser, wenn ein Golfer etwa seinem Ball hinterher rennt und mit quietschenden Füßen schliddernd vor ihm zum Halt kommt, sich bei einem Birdie wie ein Schnitzel freut oder im Gegensatz dazu bei einem Double Bogey die Welt im Allgemeinen anklagt. Knuffige Details wie Mini-Sprechblasen des Balles beim Einlochen (»Kplunk!«) oder beim Aufprallen (»Chnk!«) oder die rasanten Verfolgerperspektiven direkt nach dem Abschlag lassen einen vergessen, dass die Grafikpower der PSP nicht mal angekratzt wird.

Auch der Soundchip kommt kaum aus dem Bett: Gemütlich-fröhliche, etwas flötenlastige Musik begleitet euch die ganze Zeit, leider fehlt es dem einen Stück auf Dauer an Abwechslung. Dazu gibt es ausschließlich englische Sprachausgabe (mit deutschen Untertiteln) und einige Soundeffekte, die über die für Golfspiele üblichen Standards wie Publikumsklatschen oder Vogelgefiepse kaum hinauskommen.        

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