Test: Pursuit Force: Extreme Justice (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Pursuit Force: Extreme Justice
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
kein Termin
18.03.2009
Jetzt kaufen
ab 14,95€
Spielinfo Bilder Videos
Ein erstklassiger Blockbuster im Kleinformat - das war Pursuit Force vor zwei Jahren. Die Comic-Charaktere wurden sympathisch überzeichnet, das Augenmerk galt der rasanten Explosion packender Highway-Action, die Story wurde ohne störendes Tara auf den Punkt gebracht. Jetzt springt der taffe Cop erneut von Motorhaube zu Motorhaube, doch nicht nur er; diesmal ist die gesamte Pursuit Force-Truppe unterwegs! Extreme Justice befolgt jede Regel der Fortsetzung: größer, schneller, lauter - besser?

Trashiger Charme

Mein Händeringen um einen zweiten Teil hat wohl kaum dazu beigetragen - die Verkaufszahlen sprachen mit Sicherheit die deutlichere Sprache. Aber als Sony die Entwicklung des Nachfolgers bekannt gab, flogen meine Hände in die Höhe wie zu Zeiten des Halbfinaleinzugs der Fußball-Nationalmannschaft anno 2006. Pursuit Force war weder runterkonvertierter PS2-Titel noch gehörte es zu jenen "Fortsetzungen", die lediglich eine Nebenhandlung beliebter Serien erzählen. Stattdessen bereicherte BigBig die Verfolgungsjagd in Videospielen um einen völlig neuen Aspekt: den Fahrzeugwechsel bei Tempo 200. Dem namenlosen Helden reichte es nicht, die Gangster in einer
Ob auf zwei Rädern, vier Rädern, in der Luft oder auf dem Wasser: Die Pursuit Force schlägt diesmal im Team zu.
schnöden Hatz zu überholen oder ihr Vehikel mit Blei zu durchbohren - schneller ging's nach einem Sprung auf Heck oder Motorhaube, bei gefüllter Gerechtigkeitsleiste sogar in Zeitlupe! Jetzt musste er sich nur noch am rasenden Gefährt festhalten, um die Verbrecher aus ihrem Wagen zu pusten und das Steuer zu übernehmen...

Der scheinbar simple Kniff machte Pursuit Force zur rasanten Tour de Force! Eine sinnvolle Handlung war gar nicht nötig, der Plot zog seinen Charme aus dem vor allem im Englischen wunderbar überzeichneten, zynisch-hysterischen Boss des Helden. Problem Nummer eins: Sony ersetzte ausgerechnet den einzigen Sympathieträger bereits in der für Nordamerika überarbeiteten Fassung durch einen gewöhnlichen Hardliner. Der exorbitante Schwierigkeitsgrad wurde zwar im selben Zug entschärft - der trashige Charme ging dabei allerdings flöten. Problem Nummer eineinhalb: Der profillose Polizeichef gibt auch in der Fortsetzung den Ton an. Aber nicht nur er, schließlich steht dem immer noch namenlosen Highway-Jäger (er ist jetzt "der Commander") ein Team von Rekruten zur Seite. Und mit dem muss er ein Komplott aufdecken, dass erzählerisch so schwer wie ein Hollywood-Streifens wiegt. Kein Wunder, denn die Entwickler hatten einen Schreiberling aus der Traumfabrik mit der Ausarbeitung des Drehbuchs beauftragt.

Matchbox & LEGO

Problem Nummer zwei: Sie haben den Regisseur vergessen. Oder 
Die Pursuit Force im Einsatz: Der Trailer hält einige actionreiche Momente fest.
diesem die falschen Mittel in die Hand gegeben. Abgesehen von zwei Hand voll souveränen Filmsequenzen erklären euch lediglich die Stimmen starrer Passbilder den Plot. Der Vergleich hinkt, aber ein Hideo Kojima hätte um dasselbe Skript einen emotional packenden Krimi inszeniert - auf die Dialogfenster in Extreme Justice könnt ihr beinahe verzichten. Bedauernswert, dass man das gleiche über die Einspielungen während der Aufträge sagen muss: So imposant die explodierenden, in die Kamera rutschenden oder sich überschlagenden Fahrzeuge am Ende vieler Missionen nämlich gedacht sein mögen, so sehr versalzen steife, unrealistische Animationen das Zuschauen. Gerade so, als würde man Matchbox-Wägelchen aufeinander krachen und LEGO-Männchen in dieser Szene agieren lassen. Ich fürchte, die Entwickler wollten mehr als sie konnten.

Spielerisch tragen sie allerdings fett auf; auf der Straße ist die dünne Inszenierung im Handumdrehen vergessen! Wenn Pursuit Force rasant war, brettert sein Nachfolger mit Überschallgeschwindgkeit über den Asphalt. Ihr donnert den Verbrechern auf zwei Rädern, vier Rädern 
Die auf Jeeps montierten Bordkanonen sind neu.
oder auf dem Wasser hinterher, sollt ihnen im richtigen Abstand unbemerkt folgen, müsst ihre Wagen schrottreif rammen, springt von Fahrzeug zu Fahrzeug, beharkt sie mit der Bordkanone des Hubschraubers, rattert mit auf Jeeps montierten Miniguns, beschützt eure Kollegen, dringt per pedes in ihre Verstecke vor, nehmt sie durch rechtzeitiges Drücken der angezeigten Knöpfe fest, schaltet die Terroristen mit der Scharfschützenflinte aus, kämpft euch auf Flugzeugen, Zügen oder LKWs zu ihrem Boss vor und um euch herum leisten die Rekruten tatkräftig Unterstützung. Oder kurz: Extreme Justice ist ein Dauer-Showdown ohne Zeit zum Luftholen, die Aufträge abwechslungsreicher als eine Palette Überraschungseier. Denn sämtliche Missionen Mission bestehen aus mindestens drei der aufgezählten Elemente und gipfeln oft im Kampf gegen ein besonders großes Fahrzeug. Ich find's großartig: Schleichen, Taktieren, Planen - hinfälliger Ballast, der BigBig nicht einmal im Traum einfällt!

Verpuffte Höhepunkte

Problem Nummer zweieinhalb: Die Entwickler kennen allerdings keine durchdachte Dramaturgie. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das über einen kurzweiligen Actionknaller sagen würde, doch Pursuit Force 2 übertreibt es. Wenn man vom Start weg das Gaspedal durchtritt, gewöhnt man sich an das Geschwindigkeitsgefühl. Wenn es im Kino zwei Stunden lang ununterbrochen kracht, verpufft die finale Explosion zwischen den restlichen Bildern. Wenn ihr gleich zu Beginn einen Feuerwehrtruck  samt Gangsterboss unschädlich macht und wenig später im Stil von Stirb Langsam 2 auf ein Flugzeug klettert - kein Spieler kann so lange die Luft anhalten, dass er beim zehnten Aufeinandertreffen von Mensch und Maschine samt Boss noch atemlos wäre.

      
Pursuit Force: Extreme Justice ab 14,95€ bei kaufen

Kommentare

Ist raus hier schrieb am
Hab mir heute überlegt das Spiel zu kaufen, da es bei Karstadt momentan die Aktion 50% auf den Preis gibt (Bei manchen Spielen), aber der Punkt "gelegentliche Abstürze" hat mich dann ein anderes Spiel suchen lassen (Das dann leider nicht 50% billiger zu bekommen war).
Mir ist es unbegreiflich, wieso es Hersteller immer wieder und immer häufiger schaffen, dass Spiele auf Konsolen abstützen oder ruckeln.
Leute, ihr habt hier EINE HARDWARE für die das Spiel programmiert werden muss und nicht wie am PC, wo es nahezu unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten gibt. Verstehe solche Stümper einfach nicht, aber zum Glück weist 4players ja darauf hin und ich strafe solche Pfuscher mit Missachtung.
schrieb am