Test: Getting Up: Contents under Pressure (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Getting Up: Contents under Pressure
Entwickler:
Publisher: Atari
Release:
14.02.2006
14.02.2006
16.02.2006
Spielinfo Bilder Videos
Wenn sich ein junger HipHop-Modeschöpfer als Spieldesigner versucht, ist erst einmal Skepsis angesagt. Doch Getting Up aus der Feder von Marc Ecko, entstanden unter tatkräftiger Mithilfe des Teams von The Collective, möchte beweisen, dass Einflüsse aus anderen künstlerischen Gebieten durchaus hilfreich sein können, um einem Spiel neue Impulse zu geben.

Self-Made-Man

Er fing an mit einer Dose Farbe und sechs T-Shirts. Mittlerweile gehört ihm ein kleines Klamotten-Imperium. Stars wie Sean "Diddy" Combs oder Spike Lee tragen seine Kreationen. Er kommt wie Bruce Willis aus New Jersey. Sein Name: Marc Ecko. Und nun macht sich der eigenwillige Designer auf, die Spielewelt zu erobern. Für das erste Projekt, das von Ecko Unltd. Games erscheint, entfernt er sich auch nicht all zu weit von seinen Wurzeln und lässt euch mit Getting Up – Contents under Pressure am unaufhaltsamen Aufstieg der Graffiti-Kultur teilhaben. Doch reichen die Vision von Marc Ecko und die kreative Unterstützung des Teams von The Collective (Buffy The Vampire Slayer, Star Wars, Ep. III), um aus dem Erstlingswerk einen Hit zu machen?

Graffitis wie diese sehen klasse aus, können aber nur an vorgegebenen Positionen platziert werden,
Anarchie und der Weg nach oben


Willkommen in der fiktiven Stadt New Radius. Eine Metropole, die mit ihrer freundlichen Atmosphäre und ihrer weltoffenen Einstellung eine Lebenskultur-Perle darstellt. Kunst, Kultur und Kommerz gehen Hand in Hand und schaffen so den Nährboden für aufstrebende Künstler? Mitnichten! Denn wie ihr in der Haut des aufstrebenden "Graffitisten" Trane feststellen müsst, sorgt die autoritäre Regierung dafür, dass die Luft zum Atmen für alle, deren Kunst außerhalb der Staatsnorm liegt, erschreckend dünn wird. Doch nicht nur das: Auch rivalisierende Gangs machen euch auf dem Weg nach oben das Leben schwer und sorgen dafür, dass eure Kampfkraft genau so gefordert wird wie eure Graffiti-Fähigkeiten.

Sprühdosen-Warrior

Mit der durchdachten Design-Mixtur aus Graffiti sprühen, Gebiets-Erforschung und Kämpfen betritt Getting Up an sich kein Neuland: Im Wesentlichen kennt man diese Elemente auch aus Rockstars Filmumsetzung The Warriors, zu denen man sich zusätzlich Sprungeinlagen vorstellen muss, die Busenwunder Lara Croft zu Ehre gereicht hätten. Aber auch wenn sich hier und da gewisse Überschneidungen ergeben –so ist z.B. die Getting Up-Kampfmechanik ähnlich intuitiv und umfangreich wie bei The Warriors- liegen die Spielerlebnisse weit auseinander.

Die Prügel-Engine ist durchdacht und bietet zahlreiche Kombo-Möglichkeiten und Specials.
Denn letztlich ging es Marc Ecko nicht darum, eine bandenlose Warriors-Variante zu entwickeln, sondern ein Spiel, das die Gefahren eines jeden Graffiti-Künstlers widerspiegelt und Respekt vor der Sprüh-Kultur schafft. Dieses Vorhaben ist größtenteils gelungen. Angefangen von der Gefahr, die von harmlosen Passanten ausgeht, die euch bei Beobachtung an das ausführende Staatsorgan CCK verpfeifen bis hin zu den Risiken, die ein Sprüher auf sich nehmen muss, um hoch gelegene Punkte zu erreichen, bekommt ihr ein deutlich überzeichnetes, aber durchaus glaubwürdig scheinendes Bild der Szene präsentiert. Was nicht zuletzt an den echten Graffiti-Legenden liegt, die einen Cameo-Auftritt im Spiel feiern und euch mit Tipps zur Seite stehen.

Gegen die Eintönigkeit

Zudem hat es The Collective geschafft, jeweils in dem Moment, in dem ein Spielmechanismus ausgereizt zu sein scheint, die Kurve zu kriegen und neuen Schwung zu bringen. Ein Beispiel: Ausgewachsene Graffitis könnt und müsst ihr in verschiedenen Größen an vorgesehenen Orten platzieren. Dazu reicht es aber nicht, sich einfach hinzustellen und den Knopf zu drücken. Stattdessen müsst ihr über sorgfältige Bewegungen des rechten Sticks das Piece selber malen. Das passiert zwar in einem Durchgang und nicht in mehreren Schichten, ist aber durchaus zeitaufwändig. Genau in dem Moment jedoch, in dem man sich denkt "jetzt reicht es aber" bekommt ihr ein Upgrade, mit dem ihr schneller sprühen könnt.

 

Kommentare

david9210 schrieb am
Soo..war heute in der Videothek und die hatten den Film grade zufällig als Kauf-DVD da! Hab mir gestern schon mal den Trailer und einige Meinungen angesehen, alles sehr positiv.
Der Film steht jetzt in meiner DVD-Sammlung ;)
Wenn ich heute abend noch Zeit dazu habe, werde ich in mir sicherlich ansehen..
Gruß
David
david9210 schrieb am
Ou wow vielen Dank, hab mir beides mal aufgeschrieben!
Ja mach das mit dem Fotoblog doch mal ;)
Gruß
David
crewmate schrieb am
david9210 hat geschrieben:Okay, mein Beitrag kommt zwar etwas sehr spät, trotzdem möchte ich mich noch dem was Jörg sagt anschliessen.
Hab das Spiel, nach dem Release, mit viel Begeisterung gespielt, da ich die Musik mag und mir überhaupt die ganze Thematik gefällt.
Hab übrigens auch ein Fetisch für Graffis, immer wenn ich in einer größeren Stadt bin (ich wohne in der nähe von Frankfurt) fallen mir zuerst die Graffits auf. Ich finde es einfach sehr eindrucksvoll und ich denke das sie sehr wohl zur Stadtverschönerung beitragen. Grade Ffm wäre ohne die Graffits in vielen Gegenden einfach nur grau und extrem trist.
Allerdings muss ich auch sagen, dass ich ganz klar gegen Graffitis an Privateigentum bin. Da gibts auch kein wenn und aber, man bemalt einfach keine Privathäuser, mit deren Säuberung man dann nichts mehr zu tun hat. Das ist wirklich Vandalismus.
Ich würde es aber nicht so übertreiben, und sagen "man sollte sie mit den Köpfen an die Wand schlagen, bis die Wand wieder einfarbig ist." ...das ist schon sehr überzogen oder?
Gruß,
David
Wenn du auf Graffiti stehst solltest du mal "Jet Set Radio" bzw "Jet Set Radio Future" anspielen. Da kannst du Tags auch selbst gestalten, kp, wies bei GU:C aussieht.
Ich selbst interessiere mich auch für die Szene, und hab schon darüber nachgedacht, einen Fotoblog zu gestalten.
Und tu dir mal den Film "Whole Train" an!
david9210 schrieb am
Okay, mein Beitrag kommt zwar etwas sehr spät, trotzdem möchte ich mich noch dem was Jörg sagt anschliessen.
Hab das Spiel, nach dem Release, mit viel Begeisterung gespielt, da ich die Musik mag und mir überhaupt die ganze Thematik gefällt.
Hab übrigens auch ein Fetisch für Graffis, immer wenn ich in einer größeren Stadt bin (ich wohne in der nähe von Frankfurt) fallen mir zuerst die Graffits auf. Ich finde es einfach sehr eindrucksvoll und ich denke das sie sehr wohl zur Stadtverschönerung beitragen. Grade Ffm wäre ohne die Graffits in vielen Gegenden einfach nur grau und extrem trist.
Allerdings muss ich auch sagen, dass ich ganz klar gegen Graffitis an Privateigentum bin. Da gibts auch kein wenn und aber, man bemalt einfach keine Privathäuser, mit deren Säuberung man dann nichts mehr zu tun hat. Das ist wirklich Vandalismus.
Ich würde es aber nicht so übertreiben, und sagen "man sollte sie mit den Köpfen an die Wand schlagen, bis die Wand wieder einfarbig ist." ...das ist schon sehr überzogen oder?
Gruß,
David
Jörg Luibl schrieb am
Die Fronten sind ja jetzt geklärt, die Pro und Kontras liegen auf dem Tisch.
Aber was viel interessanter ist als die persönlichen Vorlieben für oder die Abneigungen gegen Graffiti ist doch, dass ein Spiel hier eine kleine gesellschaftliche Debatte ausgelöst hat. Es hat also zum Nachdenken und Diskutieren angeregt. Und es hat gezeigt, wie unterschiedlich die Befindlichkeiten in der Spielewelt verteilt sind, weil mittlerweile jeder daran teilnimmt - egal ob Sprayer oder Polizist, Arbeitsloser oder Anwalt, Junge oder Rentner.
Ich denke, dass es von dieser Sorte Spiel in Zukunft mehr geben wird - und das wäre bereichernd. Also solche Spiele, die gesellschaftliche Zustände, den politischen Status quo oder was auch immer thematisieren und damit zum Nachdenken über die eigene Position anregen. Dabei wird die Tendenz hoffentlich weggehen von reinen Skandal- oder Extremspielen wie Manhunt, die einfach nur auffallen wollen, sondern hin zu Spielen, die mehrere Wege oder Ideologien anbieten. Deus Ex 2 und Fahrenheit haben es ja, trotz ihrer Defizite, vorgemacht.
Vielleicht ist es in ein paar Jahren viel spannender zu wissen, auf welche politisch/gesellschaftliche Seite man sich gespielt hat, als wie viel Punkte man in der Highscore hat. Momentan werden viele Spiele nur einseitig für irgendeine Ideologie instrumentalisiert (Americas Army etc.), repräsentieren also immer nur einen, uns vertrauten politischen Blickwinkel. Im Grunde wird darin gar nicht mehr im wahrsten Sinne des Wortes gespielt im Sinne des Ausprobierens und Experimentierens, sondern nur extrem nachempfunden.
schrieb am