Hot-Handed God of Cops
Häh? Bitte was?
Hinter der Überschrift steckt die Übersetzung des Original-Titels eines 1992 in Hong Kong produzierten Filmes, den andere vielleicht unter dem Namen God of Guns kennen. Doch spätestens mit dem internationalen Titel Hard-Boiled dürfte bei Action-Fans der Groschen fallen.
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Action-Fans mussten lange warten, um Chow Yun-Fat wieder mit John Woo vereint zu sehen. |
Seinerzeit nur einer eingeschworenen Fan-Gemeinde bekannt, war der Titel nur ein weiteres Beispiel dafür, wie das hauptsächlich durch Fernost-Filme gebildetete Action-Untergenre "Heroic Bloodshed" zu neuen Höhenflügen ansetzt. Gleichzeitig war der Streifen eine der vielen und bis dato leider die letzte Kooperation eines Schauspielers und eines Regisseurs, die mittlerweile beide unabhängig voneinander in Hollywood für Furore sorgen: Chow Yun-Fat und John Woo.
Wiedervereint
Nach vierzehn Jahren arbeiten die beiden Ikonen des Hong Kong-Actionkinos wieder zusammen – und doch anders als erwartet. John Woo steht in beratender Funktion sowie als Ideenlieferant (Story, Charakterdesign, Kameraeinstellungen) zur Verfügung und Chow Yun-Fat tritt in digitaler Form auf, um der Hard-Boiled-Figur Inspektor Yuen, besser bekannt als "Tequila", Leben einzuhauchen.
Wenn man dazu in Betracht zieht, dass hinter John Woo presents Stranglehold genau das Midway-Team steht, das bereit mit PSI-Ops für wohltuende Abwechslung im monotonen Third-Person-Dschungel sorgte, sollten Action-Fans hellhörig werden.
So erging es mir zumindest, bevor und während ich auf dem Midway Gamers’ Day Anfang des Jahres die Gelegenheit hatte, mit einem der Entwickler zu sprechen.
Damals klang Stranglehold wie eine Art Max Payne gemischt mit Total Overdose auf Adrenalin, angereichert mit einer komplett zerstörbaren Umgebung.
Ballett der Zerstörung
Und nachdem ich einen Abschnitt komplett durchspielen konnte, bestätigte sich dieser Eindruck. Doch es wäre zu einfach, jetzt mit der groben Kelle auszuholen und Stranglehold als leicht erweitertes Plagiat zu brandmarken.
Denn zum einen darf man nicht vergessen, wo Spiele wie Max Payne ihre Inspiration fanden: U.a. bei den Hong Kong-Filmen
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Ballistische Action, die mehr einem Ballett gleicht als dem üblichen Hollywood-Einerlei: Wie kaum ein anderer steht John Woo für modernes Aktionskino! |
des Heroic Bloodshed. Und zum anderen ist der gute alte Schmerzensmaxe sicherlich nicht die schlechteste Galions-Figur, an deren spielerischen Inhalten man sich orientieren könnte.
Das herausragende Merkmal ist in diesem Falle auch sicherlich nicht mehr die Bullet-Time. Diese könnt ihr zwar manuell aktivieren, interessanter ist jedoch die Kontextsensitivität. Lauft ihr z.B. an einem Geländer hoch (!), werft euch auf einen Servierwagen, um dann rückwärts fahrend, die Gegner niederzustrecken oder hängt ihr an einem schwingenden Kronleuchter, schaltet das Programm automatisch in die Zeitlupe, die auch die ausufernde Action in John Woo-Filmen kennzeichnet. Hier wie da ist man auf einmal noch intensiver im Geschehen.
Da die Animationen bereits in dieser frühen Alpha-Version auf die hohe Qualität der endgültigen Fassung hinweisen und zusammen mit den verschiedenen Trefferzonen physikalisch korrekte Ablebe-Sequenzen bieten, kann man auch im Spiel den häufig in Zusammenhang mit John Woo-Action propagierten Begriff "Ballett der Zerstörung" verwenden.