Staubige Pisten, schmutzige TricksDie Erwartungen an Motorstorm sind enorm hoch: Es gilt nicht nur die Qualität des Trailers in Echtzeit zu bestätigen, sondern die Evolution Studios müssen zeigen, dass sie auch ohne die zugkräftige WRC-Lizenz ein packendes Rennspiel auf die Beine
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Motorräder sind zwar nicht so widerstandsfähig, zeichnen sich dafür aber durch eine extreme Wendigkeit aus. |
stellen können. In Motorstorm geht es allerdings deutlich actionreicher zur Sache als bei den Rallye-Boliden: Anstatt möglichst unbeschadet ins Ziel zu kommen, rempelt, schubst und drängelt ihr hier ohne Rücksicht auf Verluste eure Gegner von der Strecke! Entsprechend gibt es dank des Schadensmodells nicht nur unzählige herumfliegende Teile zu sehen, sondern auch spektakuläre Unfälle, die mit ihren heftigen Explosionen Hollywoodluft verströmen. Doch nicht nur ihr, auch die KI-Fahrer teilen kräftig aus und setzen alles daran, sich mit fiesen Attacken gegen euch durchzusetzen. Allerdings fällt auf, dass sie sich zwar nicht stur auf einer Ideallinie durch die meist in Brauntönen gehaltenen Kulissen bewegen, dafür aber mit einem deutlichen Gummibandeffekt aufwarten, der euch nach einem Rückstand schnell wieder Anschluss finden lässt und daher etwas übertrieben wirkt. Das gilt auch für die Kollisionsabfrage, bei der das Vehikel manchmal schon durch kleine Bodenwellen oder Steinchen auf der Piste in einen fatalen Unfall mit Überschlägen verwickelt wird.
Packende PositionskämpfeAllerdings sind es gerade die spektakulären Unfälle sowie Rempeleien, die einen großen Reiz der Rennaction ausmachen und gewisse Parallelen zu Flatout aufkommen lassen: Wenn ihr mitten im Fahrerfeld über das unebene Gelände hoppelt, euch der Staub des Führenden ins Gesicht bläst und ihr vor der nächsten Kurve eure Rennlinie aggressiv gegen die fiesen Attacken der Konkurrenten verteidigen müsst, kommt Rallye-Freude auf - vor allem, wenn ihr andere Fahrer in die Felswand drückt oder sie in
andere fiese Fahrfehler treibt. Seid ihr als Motorradfahrer unterwegs, habt ihr natürlich nicht so viele Möglichkeiten, doch sind die Zweiräder flotter und wendiger als Buggys & Co.
Wie im Trailer?Grafisch sieht Motorstorm im ersten Moment beeindruckend aus und schafft es teilweise sogar, vor allem in der Innenansicht ein ähnlich intensives Gefühl zu vermitteln wie der Trailer. Dank Blur-Filter, sehenswerter Partikeleffekte sowie der Wackelkamera fühlt man sich mittendrin und glaubhaft auf die holprigen MotoCross-Pisten versetzt. Auch die Vehikel vom Motorrad bis hin zum Monster Truck glänzen mit detaillierten Modellen, die zunehmend verschmutzen und mit einem coolen, wenn auch teilweise etwas übertriebenen Schadensmodell ausgestattet sind. Nur die Motorhaubenansicht ist schockierend: Was uns hier in Form einer extrem verwaschenen und matschigen Textur präsentiert wird, erinnert eher an eine PS2 als an eine Next-Generation-Konsole! Auch die Kulissen offenbaren bei genauerem Hinsehen noch Schwächen: Pflanzen poppen in regelmäßigen Abständen auf dem Boden auf und sonderlich abwechslungsreich fallen die staubigen Pisten auch nicht gerade aus. Als Ausgleich lässt sich die Umgebung wenigstens deformieren und teilweise sogar zerstören.
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Bei den vielen Drängeleien sind Abflüge wie diese keine Seltenheit. |
Trotzdem sollten die Entwickler versuchen, z.B. durch unterschiedliche Wetterverhältnisse und nicht zuletzt Rennpisten abseits von Sand und Staub (z.B. durch einen Wald) für mehr Abwechslung zu sorgen. Zumindest geht ihr zu unterschiedlichen Tageszeiten an den Start, so dass ihr auch bei Nacht durch die Wüste brettert.
Motion-Sensoren als LenkradAn der Steuerung gibt es kaum etwas auszusetzen: Die Vehikel reagieren präzise auf eure Eingaben und die verlängerten R2- und L2-Tasten des neuen PS3-Pads eignen sich ähnlich gut zum analogen Beschleunigen und Bremsen wie die Trigger des Xbox 360-Controllers. Als Besonderheit dürft ihr sogar mittels der Motion-Sensoren die Lenkung übernehmen anstatt wie Flitzer wie gewohnt mit dem Analogstick auf der Strecke zu halten. Nach kurzer Eingewöhnungszeit erwies sich auch diese alternative Steuerungsmethode als intuitiv und präzise - selbst Funktionen wie der Nitro-Boost ließen sich einfach ausführen. Ich kam jedenfalls auf Anhieb besser damit klar als mit der typischen Rennspiel-Steuerung via Wii Remote, weil das PS3-Pad nicht nur besser in der Hand liegt, sondern auch genauer auf meine Lenkbewegungen reagiert hat als jeder bisher erhältliche Wii-Racer. Trotzdem würde ich die Sixaxis-Technologie auch hier ohne großes Zögern gegen den Rumble-Effekt eintauschen. Gerade bei einem Spiel wie Motorstorm mit seinen vielen Rangeleien und den unebenen Strecken wären die Rütteleien im Controller eine echte Bereicherung, auf die man aus den bekannten Gründen leider verzichten muss.