Vorschau: MegaMan 9 (Arcade-Action)

von Paul Kautz



MegaMan 9
Publisher: Capcom
Release:
01.10.2008
25.09.2008
22.09.2008
Spielinfo Bilder Videos
Es gibt Remakes und es gibt Neuentwicklungen, die auf bekannten Serien basieren. Beide entsprechen normalerweise dem aktuellen Stand der Technik, man denke dabei an Bionic Commando Rearmed, die Capcom Classics Collection oder Wolf of the Battlefield: Commando 3. Mega Man 9 ist eine bemerkenswerte Ausnahme: Es ist eine Neuentwicklung, sieht aber aus wie ein Remake. Und zwar wie eines, das 20 Jahre zu spät kommt. Absichtlich.

Ich bin gerade zum 30ten Mal draufgegangen. Kann auch erst das 20te Mal gewesen sein, irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Die Remote quer in der Hand hüpfe ich durch den Plug Man-Level, über die MegaMan-typischen verschwindenden Blöcke und versuche Sprung für Sprung das System hinter dem Verschwinden zu erfassen. Jeder
Nein, mit eurem Monitor ist alles in Ordnung - MegaMan 9 sieht wirklich so aus. Und zwar mit voller Absicht. Retro-Liebe pur!
Sprung ein Fehlschlag, aber einer, aus dem ich lerne - beim nächsten Mal komme ich weiter. Vielleicht. Ich fluche, ich zetere, ich mache trotzdem weiter. Ja, ich trage den Namen »Retro-Kautz« nicht umsonst in der Redaktion, aber MegaMan 9 (MM9) stellt meine Pixelliebe auf eine harte Probe - und dabei sind in der E3-Demo gerade mal zwei von mehr als zwölf geplanten Levels enthalten!

Learning by Failing

MM9 ist keine Umsetzung eines NES-Spiels, auch wenn es so aussieht: Krude Pixel, trötende MIDI-Sounds, flackerndes Scrolling - wer vorher Gears of War 2 zu sehen bekam, der mag denken, gerade durch ein Zeitportal mit Schluckauf gestolpert zu sein. Ha, Ungläubige! Das hat schon alles seine Richtigkeit, und zwar völlig bewusst: Der neben mir stehende, ob meines Scheiterns breit grinsende Capcom-Producer verrät mir, dass ein Prototyp des Spiels auf NES-Hardware lief - »einfach, damit wir sehen, dass wir dem Original treu bleiben«. Ja, MM9 ist mit voller Absicht hässlich und auf 1987 getrimmt: Es ist ein Spiel von Fans für Fans, beiderseitig von der harten Sorte. Und man muss die Konsequenz bewundern, mit der die Entwickler von Capcom Japan zu Werke gehen. MegaMan präsentiert sich wundervoll pixelig, genau wie zu glorreichen 8Bit-Zeiten. Alles und jeder ist handgezeichnet, die Gegner bestehen aus wenigen Animationsstufen. Die Musik? Wunderbares FM-Gezirpe, das sofort ins Ohr geht. Der Schwierigkeitsgrad? Jenseits von Gut und Böse. Jeder Sprung muss sitzen, jede Passage auswendig gelernt werden. Wer das nicht macht, übersteht gerade mal die ersten beiden Bildschirme, in denen Vögel mit bröckelnden Steinen schmeißen und aus bodenlosen Löchern auftauchende Metallaugen auf den blauen Bomber schießen - und zwar idealerweise genau dann, wenn er zum Sprung ansetzt. Selbst das zu Promo-Zwecken produzierte T-Shirt weckt sofort die Trash-Polizei: Ein wunderbar schlechtes Artwork im Stile der ersten beiden MegaMan-Games. Herrlich! Und hat da gerade jemand »16:9« gesagt? Hahaha! Das Design entspricht haargenau dem Original von Keiji Inafune, der laut Entwickleraussagen vom neunten Teil völlig begeistert ist.

Vor einiger Zeit gab es mit MegaMan Powered Up ein sehr gelungenes Remake für PSP: Das erste Spiel der Serie wurde im neuen Modus in eine knuddelige neue Polygonhülle gesteckt, der Schwierigkeitsgrad wurde gesenkt, alles auf putzig getrimmt. Mit diesem Ansatz
Verschwindende Plattformen: Eine der Hauptursachen für Haarausfall in dieser Welt.
hat MM9 nichts zu tun: Es sieht aus wie damals, also spielt es sich auch wie damals! Die Entwickler waren sogar wahnsinnig genug, das Bildübergangs-Scrolling manuell flackern zu lassen, um dem NES-Vorbild so nahe wie möglich zu kommen - diese und andere Verrücktheiten lassen sich aber auch abstellen, wenn man es mit der Originalität nicht zu weit treiben mag.

Schwarze MegaMänner

Die E3-Demo bot zwei Levels, sprich zwei Bosse: Concrete Man und Plug Man stellen sich standesgemäß in einer kleinen »Cutscene« in bedrohlicher Pose vor. In der einen Welt geht es zuerst durch einen lauschigen Wald, der aber schnell einer Industrielandschaft weicht. In der anderen hopst ihr zuerst über MM-typische, von bratzenden Elektro-Gegnern umkreist Plattformen, bevor das Licht ausgeht, und ihr über die schon seinerzeit gefürchteten periodisch verschwindenden Blöcke springen müsst, verfolgt von dunklen MegaMan-Ebenbildern, die teuflisch schnell und damit wahnsinnig störend sind. Erwähnten wir schon die vielen Zwischengegner, die noch vor den Bossmonstern für massives Artensterben sorgen? Dicke Elefanten, die mit großen Eisenkugeln um sich schmeißen, mehrere Bildschirme hintereinander. Robodrachen mit Feueratem gibt's auch. Aber was wäre ein MegaMan-Spiel ohne Herausforderungen aus der Hölle?

Die finale Fassung, die im letzten Jahresviertel für WiiWare, Xbox Live Arcade und PlayStation Network veröffentlicht wird, soll neben dem bereits erwähnten guten Leveldutzend 50 brandneue Gegner bieten sowie zumindest ansatzweise die Segnungen der Neuzeit nutzen - namentlich Online-Ranglisten und Statistiken, in denen ihr u.a. verfolgen könnt, wie oft ihr bereits draufgegangen seid.      
 

AUSBLICK



MegaMan 9 ist Liebe. MegaMan 9 ist Hass. MegaMan 9 ist verrückt. MegaMan 9 ist vermutlich das Beste, was man alten Fans der Serie antun kann, die auf Polygone pfeifen und in zirpendem MIDI die wahre Glücksseligkeit finden. Capcom: Gratulation! Ich kenne keinen anderen Publisher, der den Mut hätte, ein komplett neues Spiel zu entwickeln, und es derart konsequent auf uralt zu trimmen. Wer MM9 sieht, der denkt, dass da jemand den NES-Emulator angeschmissen hat: Grafik, Sound, Spielbarkeit, Schwierigkeitsgrad aus der Hölle - all das und mehr ist derart konsequent umgesetzt, dass ich beim Spielen der zwei E3-Levels Freundentränen in den Augen hatte. Die zugegebenermaßen schnell vom ansteigenden Furor verdampft wurden, denn während der gespielten zwei Stunden bin ich gefühlte 400 Mal draufgegangen. »Learning by Failing« - wo gibt's das heutzutage noch? Für alle Retro-Recken verspricht MegaMan 9 ein Traum zu werden, für alle anderen wird's ein vollkommen unnützes Stück Software.

Ersteindruck: gut

Kommentare

Delete_Me schrieb am
Geil, Geil, Geil!!! Aber wieso gibts mein Kindheitsidol nicht auf dem NDS?? Oder die alten Teile als Download über WiFi, halt auch für NDS!?
LURCHI3000 schrieb am
Das Spiel interssiert mich, Megaman fand ich schon immer genius, vorallem die X teile, Megaman X 1 kann ich heute noch fast blind durchspielen.. (Außer den allerletzten Boss gegner, dieser Sigma mit den fliegenden Händen)
ich finds auch klasse dass die Entwickler das Spiel so strikt Retro gehalten haben und auch dass der Schwierigkeitsgrad sehr hoch sein soll find ich gut, so wie bei Megaman 2 wäre perfekt 8)
johndoe532184 schrieb am
dann wünsch' ich euch viel spaß...
... ich war ja schon immer mehr der super mario typ :P
Kemba schrieb am
Ich habe noch nie ein MegaMan länger als 10 Minuten gespielt.
Egtl habe ich noch nie so wirklich ein MegaMan gespielt, nur eines auf einem Super Nintendo in einem Kaufhaus.
Und ich mochte es :D Htte aber halt keinen SNES
Dieses Spiel verleitet mich dazu die Serie mal richtig anzutesten. Werde mir das Spiel auf jedenfall holen. Entscheidungsfreiheit beim System habe ich egtl nicht, da ich keine Kreditkarte habe und ich bezweifle, dass es die PSN_Point-Cards bis dahin auch bei uns gibt, Nintendo hat dieses geniale Feature ja schon.
E-G schrieb am
10 euro wirds wohl kosten
schrieb am