Vorschau: Deus Ex: Invisible War (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Deus Ex: Invisible War
Entwickler:
Publisher: Eidos Interactive
Release:
05.03.2004
05.03.2004
Spielinfo Bilder  
Während sich Amerikaner schon seit letztem Jahr in der düsteren Zukunft von Deus Ex 2 austoben, muss man sich hierzulande noch zwei Wochen in Geduld üben. Aber das Warten lohnt sich: Wir haben die deutsche Xbox-Fassung des SciFi-Rollenspiel angespielt und neben einigen kleinen Kritikpunkten viele große Pluspunkte entdeckt.

Deus Ex? Kein Thema!

Eines gleich vorweg: Als Konsolenspieler interessieren mich das vier Jahre alte Deus Ex  sowie die hitzige Diskussion darüber, was damals alles besser war, nur am Rande. Warum?

Laserschranken? Kein Problem! Oder besser: Nicht ein Problem, sondern derer gleich viele, denn ihr könnt dieses Gebäude auf mehrere Arten infiltrieren.

Erstens, weil dieser Nachfolger für die Xbox konzipiert wurde und vollkommen ohne Vorkenntnisse von der Couch aus spielbar ist. Die Story spielt zwanzig Jahre nach der des PC-Kultspiels, bietet zwar einige Anspielungen, ist aber ansonsten eigenständig.

Zweitens, weil das kleinliche Gejammer über Nichtigkeiten wie die fehlende Munitionsvielfalt angesichts der großen Handlungsfreiheit und atmosphärischen Dichte lächerlich wirkt. Spiele mit Projektilrealismus fluten die Mattscheiben, Spiele mit einer glaubwürdigen Welt  haben leider Seltenheitswert.

Es gibt derzeit keinen einzigen Xbox-Titel, der mir dermaßen viel Raum zum neugierigen Experimentieren und zum freien Taktikwechsel gibt. Ich habe immer das wohlige Gefühl, die Probleme nach eigenem Ermessen lösen zu können.

Ihr sollt z.B. eine gesicherte Suite infiltrieren und steht vor der delikaten Qual der Wahl: Wollt ihr den korrupten Hausmeister bestechen? Das kostet eine Menge Geld. Wollt ihr den düsteren Hintereingang nutzen? Da wartet ein bissiger Roboterhund. Wollt ihr den defekten Fahrstuhlschlacht nutzen? Dann müsst ihr die Stromversorgung kappen und geschickt klettern. Oder wollt ihr den politisch heiklen Bruch einfach abblasen? Wer spielerische Einbahnstraßen hasst, wird hier voll auf seine Kosten kommen – und das bei jedem noch so kleinen Auftrag. I`ll do it my way

Außerdem könnt ihr die Ausrüstung und eure Fähigkeiten an euren Stil anpassen: Der Schleicher bleibt im Schatten, setzt auf den leisen Elektroschocker, knackt Schlösser, trägt Leichen weg und pflanzt sich nur die Biomodule ein, die seine Schritte dämpfen, ihn für lästige Wachroboter unsichtbar machen oder Hackerfähigkeiten verleihen. Der Stealth-Aspekt ist nicht ganz so ausgefeilt wie in Splinter Cell , aber durchaus befriedigend. 

Der soldatisch veranlagte Spieler gibt patzige Antworten mit Duellgarantie, setzt auf große Kaliber, ruiniert Alarmanlagen mit EMP-Granaten und stählt seinen Körper mit Stärke- und Nahkampfmodulen. Ein Wermutstropfen für Action-Freunde: Anstatt Trefferzonen gibt`s nur Energiebalken. Aber im Kern ist Deus Ex 2 eben kein Shooter, sondern ein Rollenspiel. Nur dass euer Charakter und seine Fähigkeiten hier von euren Handlungen und Implantaten ersetzt werden.

Es gibt aber nicht nur entweder die harte oder die leise Tour, sondern auch den Mittelweg. Und wenn ihr keine Lust mehr auf den Gentleman habt und die Killerinstinkte rufen, dann lasst ihr beim nächsten Auftrag eben Schrotflinte und Raketenwerfer sprechen. Aber Vorsicht: Im Gegensatz zu Star Wars: Knights of the Old Republic hat das zwar keine moralischen Auswirkungen auf einer Gut-Böse-Skala, aber eure Morde können später zum Bumerang werden.

Wachroboter und Kapuzenmänner? Die Welt von Deus Ex bietet zwar ein futuristisches Ambiente, aber auch mittelalterliche Sitten und Gruppierungen. Selbst die Kirche spielt eine Rolle.

Auf welche Art und Weise ihr durch die ebenso düstere wie lebendige Welt streift, ist also einzig und allein eure Sache. Es gibt keine Klassen, keine Vorschriften, keinen besten Weg. Ob das auf Dauer zu beliebiger Langeweile oder prickelnder Freiheit führt, werden wir im kommenden Test erörtern – momentan überwiegt Letzteres, denn die ersten Stunden wecken den Spielekitzel. Warum?

Kommentare

Dream works schrieb am
War doch nicht so gemeint. Klar gibts auch anspruchsvolle Spiele für Konsolen. Ich meine ja auch nur, dass es bei Konsolen aufgrund der Hardware bei solchen Spielen keine großen Gebiete gibt, und es gibt sicher noch andere Einschränkungen, aber so gut kenne ich mich da nicht aus.
Aber um mal bei Deus Ex zu bleiben. Ich finde es schon bezeichnend, dass sich Konsoleros über einen verstümmelten Abklatsch des ersten Teils wie die Schneekönige freuen, während viele PC-Spieler von Teil 1 den 2. Teil schon längst verbal bestattet haben. Wurde Teil 1 überhaupt jemals auf X-Box konvertiert?
Zumindest der Demo nach zu urteilen, versagt Invisible War im Vergleich zum Vorgänger in nahezu allen Bereichen. Auf dem PC, wie gesagt,
Ich bin übrigens der Meinung, dass sich der PC in Sachen Spiele gegen Konsolen auf Ewig behaupten wird. Vielleicht sterben Konsolen bald sogar ganz aus. Der PC bietet einfach viel mehr Möglichkeiten im Vergleich zu Konsolen.
Aber das ist ein anderes Thema und würde jetzt zu weit führen.
Alpha eXcalibur schrieb am
So einen Quatsch hab ich ja noch nie gehört. Xbox Spiele und Anspruchslos? War es nicht Capcom wo vor Jahren mal meinte das RE: Zero nicht für PS2 kommt weil es für PS zocker zu schwer wäre, und man in der Hinsicht Nintendo Zocker als fitter betrachtet? Ich denke grad auf Plattformen wie GC oder Xbox finden sich echte Freaks, weil der Mainstreem die doch komplett ignoriert, und eben was will der Massenmarkt? Genau, bloß keine schweren Spiele, schon gar nicht welche die entsprechenden SKILL abverlangen. Ich könnte ein Duzend Spiele aufzählen die hammerhart schwer sind, und das auf jeder Konsole. Wer sowas verallgemeinert hat doch keine Ahnung!
johndoe-freename-63713 schrieb am
Von wegen Anspruchslos!
Dass es doch genug anspruchsvolle Games auf jedem System gibt ist doch keine Frage oder ? Nur finde ich dass jedes gute Spiel auf seine Weise anspruchsvoll ist , sei es Zelda oder SSX.
Dass so ein Kommentar von einem PC only Besitzer kommt wundert mich nicht.PC Zocker müssen ja jedes halbe Jahr ca. 500 Euro für eine neue Grafikkarte aussgeben also bleibt da wahrscheinlich nicht mehr viel für andere Hardware.Ich denke allerdings dass der Trend weiter in Richtung Wohnzimmer gehen wird was man meiner Meinung nach am letzten Weihnachtsgeschäft ganz gut sieht.Ich persönlich habe auch keine Lust mehr diesen PC Hardware Wahn mitzumachen , dazu muss ich für mein Geld viel zu schwer arbeiten.Bin schon gespannt was für eine Grafikkarte dieses Jahr für DOOM3 auf der E3 angepriesen wird.War ja bis jetzt jedes Jahr eine neue.
Jörg Luibl schrieb am
Hi Dreamworks,
ich verstehe unter einem anspruchsvollen Gameplay in erster Linie spielerische Freiheit, glaubwürdige Charaktere und eine lebendige Welt - all das besitzt Deus Ex 2.
Und ich denke nicht, dass Warren Spector hier die Zielgruppe der "anspruchslosen Xbox`ler" im Auge hatte. Die haben sich mit Halo und Star Wars: Knights of the Old Republic bereits an Qualität vom Feinsten gewöhnt - übrigens lange vor der Rechenknechtfraktion.
Aber ehrlich gesagt gehören diese Plattformhiebe ohnhein in den Bereich der ausgelutschten Eitelkeiten.
Bis denne
4P|Jörg
Ach ja: Eine PC-Preview mit einem etwas anderen Blickwinkel schlummert schon lange in unserem Archiv.
Dream works schrieb am
Das mag für anspruchslose X-Boxler gelten, aber ich denke, ein Preview der aktuellen PC-Version wäre weit weniger positiv. Simple Charaktergenerierung, chaotisches Interface, erbarmungswürdige Performance obwohl die Grafik nicht mal so der Hit ist, KI-Schwäche, viel zu kleine Areale (im Vergleich zu Deus Ex - man kann den zweiten Teil sowieso nicht testen ohne ihn mit dem ersten Teil zu vergleichen).
Aber gut, ist ja hier die X-Box-Version.
Bin mal auf das PC-(P)review gespannt.
schrieb am