Auf der Suche nach Stimme
Bevor man investigativ in das Action-Adventure rund um Mysterienmorde abtauchen kann, stellt man sich schnell die Frage: Wo zur Hölle ist Tom Hanks? Man hört ihn, aber man sieht ihn nicht. Leider konnte Take 2 den Schauspieler nicht als Figur
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Sakrales Flair, wohin man schaut. Egal ob Museen oder Kirchen - Mr. Langdon spürt überall Geheimnissen nach. (PC) |
des Robert Langdon ins Spiel bringen. Zwar wird der Kinofilm gerade von der internationalen Kritik verrissen und sicher nicht als Juwel in Hanks oskarstarker Leinwandvita funkeln, aber wenn schon Spiel zum Film, dann will ich auch die richtige Besetzung!
So muss man mit einem hageren Anzugträger samt Seitenscheitel Vorlieb nehmen, der auch als Versicherungsvertreter durchgehen könnte. Das wäre noch kein Problem, aber sobald der Mann vor der ersten Leiche den Mund aufmacht, um über Pentagramme und Fußstellungen zu dozieren, beginnt das große Nuscheln. Das, was er zu sagen hat, ist ja inhaltlich durchaus interessant, aber er spricht so eintönig und emotionslos über die blutigen Zeichen auf dem Bauch des leblosen Museumsdirektors Jacques Saunière, dass man unweigerlich an einen unmotivierten Referendar denken muss.
Dieser Mangel an Dramatik und Spannung zieht sich durch das ganze Spiel. Obwohl es hier und da interessante Momente gibt, die auch musikalisch zwielichtig untermalt werden, kommt nicht die Herzklopfstimmung à la
Fahrenheit oder angenehm subtile Düsternis à la
Black Mirror auf. Das liegt auch daran, dass der Held einfach kein Charisma versprüht und die Kapuzen tragenden Antagonisten keine wirkliche Gefahr sind. Es gibt ja genug verlockende Story-Köder, verschwörerische Dialoge und reichlich halbdunkle Räume, aber all das wird ohne gute Regie recht steril und manchmal etwas konfus verknüpft, so dass lediglich Buch- und Filmkenner wichtige logische Lücken sofort schließen können.
Investigatives Nuschel
Ich hatte zunächst große Probleme, überhaupt etwas zu verstehen, weil die Hintergrundmusik einfach zu laut abgemischt ist; selbst nach Feintuning im Audiomenü bleibt die Sprachausgabe schwach: Erstens passt Tom Hanks Stimme nicht zu
dieser hageren Figur, die einen amerikanischen Professor für Symbolologie mimt, der plötzlich im Pariser Louvre zunächst als Berater, dann als Verdächtiger in einem Mordfall auftritt. Zweitens habe ich Tom Hanks Stimme noch nie so uninspiriert, undeutlich und einschläfernd vernommen.
Man hat fast das Gefühl, dass er bei den Tonaufnahmen in einem Trance-ähnlichen Zustand war. Das Gute ist, dass nicht alle Protagonisten einen dermaßen schlechten akustischen Eindruck hinterlassen, so dass die deutsche Sprachausgabe insgesamt noch gerettet wird. Hinzu kommt allerdings, dass die Mimik nur rudimentär vorhanden ist - oftmals passen Augen und Dialogpartner oder Blickwinkel und Augenrichtung nicht zusammen. Weil es sich hier um den detektivisch veranlagten Protagonisten eines der erfolgreichsten Romane der letzten Jahre handelt, der auch noch gerne frontal in die Kamera blickt, ist die Ernüchterung umso größer. Etwas mehr Charisma, Einsatz und Emotionen hätten dem Helden gut getan.