Test: Neverwinter Nights: Hordes of the Underdark (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Neverwinter Nights: Hordes of the Underdark
Entwickler:
Publisher: Infogrames
Release:
25.03.2004
Spielinfo Bilder  
Tief unter der Erde schlummern all die Schrecken, von denen Kenner der Vergessenen Reiche nur ehrfürchtig raunen: Dunkelelfen, Basilisken, Betrachter, Gedankenschinder. Mit der Erweiterung "Horden des Unterreichs" können wagemutige Abenteurer in den düsteren Rachen der D&D-Welt hinabsteigen.

Metropole im Chaos

Tiefwasser: Die Stadt des Glanzes, die Perle der Schwertküste, der Hafen für Tausende Abenteurer versinkt im Chaos. Händler verbarrikadieren sich, Tumulte brechen aus und Leichen pflastern die Straßen. Bis an die Zähne bewaffnete Dunkelzwerge wüten dort, wo einst Bürger flanierten, Schreckensbären reißen wahllos Opfer und Dunkelelfenmagier halten ganze Kompanien der Wache in Atem.

Was ist geschehen? Keiner weiß es genau, aber tief unter der Stadt hat sich etwas gerührt, das jetzt mit aller Macht an die Oberfläche dringt.

Ein Blick aus Stahl, eine Peitsche aus Feuer: Diese Dunkelelfen-Lady freut sich bereits auf euch. Und mit ihr Hunderte blutgieriger Kreaturen...

Als bekannter Held werdet ihr zu Hilfe gerufen, denn jedes Kind weiß um eure Verdienste für Niewinter und schwelgt in euren unvergesslichen Undernzit-Abenteuern, die mittlerweile von Kobold Deekin in einem Buch verewigt wurden.

Kaum in Tiefwasser angekommen, zeigt euch ein Traum das unglaubliche Ausmaß der Bedrohung: Eine Dunkelelfenfürstin hat eine Armee aus Unterweltkreaturen rekrutiert, die die Stadt erobern sollen. Und sie weiß bereits, wer sie aufhalten möchte…

Heiße Beschwörung: Zwischensequenzen in Spielgrafik treiben die Story voran. Leider ohne passende Mimik oder Lippenanimationen.
Der Zahn der Zeit

Auch wenn der Einstieg mit Cutscenes in Spielgrafik gut inszeniert wird und die Drohkulisse durch plötzliche Überfälle, ängstliche Bürger und die bekannt wuchtige Musikuntermalung von Anfang an das Heldenherz weckt, werden die Schwächen sofort deutlich: Das Intro zeigt nur statische Bilder und ist viel zu steril gesprochen; in den Zwischensequenzen vermisst man sowohl Mimik als auch Lippenbewegungen - kein Vergleich zur cineastischen Präsentation von Star Wars: Knights of the Old Republic .

Nackt & einsam: Auch, wenn ihr einen Veteranen aus früheren Spielen importiert - euer Hab und gut wird gleich zu Beginn geraubt. Immerhin soll die Beutegier geweckt werden...

Und trotz etwas polygonreicherer Charaktere, partikelfreudigerer Effekte und mehr Animationen als noch in Neverwinter Nights  des Jahres 2002, sind die Figuren und Levels des zweiten Add-Ons einfach zu klobig geschnitzt. Auch die neue optionale Kameraperspektive, die euch beim Erkunden etwas tiefer über die Schulter folgt und an die Sicht in Online-Rollenspielen wie Dark Age of Camelot erinnert, ist eher kontraproduktiv: erstens entlarvt sie sowohl die Texturschwächen als auch das Baukastensystem; zweitens fehlt so die taktische Übersicht. 

Allerdings ist die Grafik immer noch ansehnlich: Dazu tragen nicht nur die schönen Kampfbewegungen bei, die elegantes Ducken, Zuschlagen und Blocken zelebrieren, sondern auch die fulminanten Zauber, die teilweise den ganzen Bildschirm in Licht und Funken glühen lassen. Freunde individueller Ausrüstung dürfen übrigens erstmals auch einzelne Rüstungsteile wie die linke Armschiene oder das rechte Beinkleid tauschen und färben.

Kommentare

Danny1981 schrieb am
Ich hab NWN + beide Erweiterungen hier rumstehen und nur NWN bisher gespielt (und als stinklangweilig empfunden).
Wollte heute eigentlich meiner Frau mal Planescape : Torment zeigen, aber vielleicht nehm ich deine Empfehlung mal an :)
Sonarplexus schrieb am
*** Underdark besser als Hauptspiel und Undrentide ***
Da es gerade nichts besseres aktuelles für mein Rollenspielerherz gab, hab ich mich - auch wegen des guten Tests - an den Oldie Neverwinter Nights 1 gemacht. Und ehrlich gesagt, war das Hauptspiel eine ziemlich langweilige Sache, vor allem im Vergleich mit dem Nachfolger Neverwinter Nights 2. Uninspirierte Nebenquests einer nach dem anderen und eine Hauptstory, die nie richtig an Fahrt aufnahm.
Undrentide war da schon um einiges liebevoller gemacht! Aber die Krönung ist definitiv Underdark: Man merkt mit jeder Textzeile, mit jedem Gegenstand, mit jedem Areal und Kampf, dass die Entwickler hier ein Spiel nach ihrem besten Geschmack gemacht haben, ohne finanziellen und zeitlichen Druck.
Ich bezweifle fast, dass Jörg Underdark wirklich durchgespielt hat - denn gerade im letzten Kapitel erinnert es über weite Strecken an Planescape Torment, Baldur's Gate 2 oder Mask of the Betrayer (die geniale Erweiterung von NWN2).
Also die Empfehlung: Den Hauptteil links liegen lassen! Stattdessen mit Undrentide beginnen und in einem Zug Underdark anhängen. Es lohnt sich!
(Kleine Anmerkung noch: da der Barde Deekin einer denkwürdigsten Gefährten ever ist, empfiehlt sich als Spielercharakter irgendeine Nahkampf-Variante. Kämpfer / Ranger / Paladin / Priester, usw...)
schrieb am