Spielkultur im Anmarsch!
War das ein stürmischer Herbst 2004! Egal ob SZ oder Frontal21, Mona Lisa oder
Kerner: Zwei Jahre nach Erfurt pfiff wieder der schrille Wind der Gewalt durch den Spielewald. Und der scheint nur aus blutigen Actionwölfen zu bestehen, die es auf Deutschlands minderjährige Rotkäppchen abgesehen haben. Dieses Märchen bringt den einen Publicity, den anderen Quote und alle erwachsenen Gamer auf die Palme.
Deshalb haben wir euch gefragt, was man tun kann. Die Vorschläge kamen in Hülle und Fülle: Da war von Gegendarstellungen und Anzeigen die Rede, die wir rechtlich durchboxen sollten. Da wurden Kettenleserbriefe, sogar Protestaktionen gefordert und schließlich wurde die Teilnahme an TV-Sendungen wie GIGA oder Christiansen empfohlen. Schon wieder zurückbellen, zurechtrücken, zurechtbiegen? Warum soll die Spielewelt immer nur reagieren, wenn sie auch konstruktiv agieren kann? Die Zeit ist reif für ein neues Format!
Sicher gibt einen Generationskonflikt zwischen konservativem Establishment und virtuellen Newcomern. Aber so tief ist der Graben 32 Jahre nach Pong auch wieder nicht: Unser Hobby ist wesentlich etablierter und gesellschaftlich akzeptierter als es manche Strömungen der Presselandschaft darstellen. Das Spiel wird gerne zur Primetime klein geredet, obwohl gerade eine zweite Generation mit diesem Medium groß, von ihm begeistert und geprägt wird. Deshalb gehen wir als Online-Magazin raus aus der rechtfertigenden Deckung, rein in die souveräne Offensive: Wir schaffen eine Lobby für Spielkultur!
Was heißt das? Ab sofort gibt es eine neue Rubrik, in der das Spiel abseits von News und Tests aus einer kulturellen Perspektive betrachtet wird. Eine Rubrik, in der interessante Menschen, Tendenzen und Studien vorgestellt werden. Es gibt nicht nur zig Berufe, lehrende Akademien und sehenswerte Museen, sondern alternative Magazine, hochinteressante Weblogs und nicht zu vergessen eine ganze Phalanx an lesenswerten Studien und Büchern.
Aber wer kennt diese reichhaltigen Schätze? Wer bespricht diese Ansätze? All die Autoren, Akademiker und Spielegenießer drehen sich in kleinen Kreisen, debattieren ohne Publikum und kommen mit ihren erfrischenden Ideen kaum in die vor Moralkeulen strotzenden Schlagzeilen.
Und genau das wollen wir ändern: Wir möchten unsere redaktionellen Scheinwerfer auf die Leute richten, die sich privat oder beruflich mit Spielen als Teil der Kulturgeschichte beschäftigen. Dabei werden wir eng mit freien Autoren, Künstlern, Entwicklern, Schriftstellern und Dozenten zusammen arbeiten, um eine fundierte Basis zu schaffen.
In der neuen Rubrik "Spielkultur" soll regelmäßig ein Thema flankiert von Kolumne, Interview und Gastbeitrag im Rampenlicht stehen. Aber Vorsicht: Wir werden hier keine gutmenschliche Beweihräucherung zelebrieren und keine clanseligen Shooter-Hymnen singen. Wir wollen eine inspirierende, aber auch kritische Plattform für das Kulturgut Spiel anbieten - ein Feuilleton für reife Gamer!
Jörg Luibl4P|Textchef
