Einmal Pirat sein…Jeder Computerspieler, der diese Bezeichnung wert ist, kennt Sid Meier – alle anderen sollten ihn kennen! Der kleine Mann ist einer der ganz wenigen Designer, dessen Name nicht nur über seinen Spielen prangt, sondern bei dem man sich auch auf bewährte Qualität verlassen kann. Spiele wie Silent Service, Pirates oder Civilization entstammen seinem Genius, und hielten ganze Spielergenerationen vom kuscheligen Bett fern. Während die Civilization-Serie über die Jahre immer weiter verbessert und ausgebaut wurde (ein vierter Teil befindet sich gerade in Entwicklung), bekamen die Freibeuter dieser Welt nie neues Festplattenfutter – lediglich eine grafisch verbesserte Neuauflage
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Die Schwertkämpfe werden erst auf höheren Schwierigkeitsstufen herausfordernd. |
des Originalspiels namens »Pirates! Gold« im Jahre 1993. Und auch das neue Piratenabenteuer ist kein Nachfolger im klassischen Sinne. Vielmehr haben wir es auch hier mit einem überarbeiteten Remake zu tun – allerdings mit einigen Verbesserungen, nicht nur im optischen Bereich.Das Ganze spielt im Karibikraum des 17. Jahrhunderts. Ihr speist gerade mit eurer Familie, als ein mieser Baron zuerst Einlass und danach die Tilgung der Familienschulden begehrt. Dass der erwartete Reichtum in Form eines voll beladenen Schiffes nicht einläuft, sondern in dem Moment absäuft, ist sicher kein Zufall, ändert aber nichts daran, dass der Baron eure Sippschaft verhaftet und in den Kerker wirft – lediglich ihr könnt gerade noch so entkommen. Zehn Jahre später ist aus dem flinken Knaben ein stattlicher Bursche geworden, der sich nichts sehnlicher als Rache wünscht. Und wo bekommt man die am besten? Richtig: auf hoher See!Zu Spielbeginn entscheidet ihr euch für eine Partei: Engländer, Franzosen, Spanier oder Holländer. Das hat Auswirkungen darauf, wie sich die Nationalitäten euch gegenüber verhalten, denn natürlich stehen alle mehr oder weniger im Krieg. Da sich dieses Verhältnis im Spielverlauf dauernd ändert (teilweise auch durch euren Einfluss), ist die anfängliche Entscheidung nur für den Beginn wichtig – mit der Zeit wechselt ihr die Fronten so häufig wie die Gouverneurstöchter!
Bretter, die die Liebe bedeutenIn Pirates gibt es zwar mit der Befreiung der kompletten Familie ein großes Ziel, aber selbst das ist fakultativ: Wenn ihr auf Muddern und Vaddern verzichten könnt, geht ihr halt einer Karriere als Freibeuter nach, und säbelt euch in der Piratenhierarchie nach oben – es warten zehn berüchtigte Augenklappenträger darauf, von euch eine Lektion verpasst zu bekommen. Wenn euch das Säbelrasseln zu laut ist, kommt vielleicht eine Karriere als Händler in Frage? In jeder Stadt, jeder Siedlung und jedem kleinen Piratennest wartet ein Kaufmann auf euch. Ihr könnt mit diversen Waren handeln, wobei die Preise je nach Lokalität schwanken – ein gefundenes Fressen für Buchhalter! Habt ihr es übrigens mit einer Partei zu sehr verscherzt, werdet ihr nicht nur beim Anlegen von Kanonensalven begrüßt, so mancher Händler verweigert dann auch einfach die Kooperation! Da bleibt euch nur, euch in einer Art simpler Rundenstrategie mit den Stadtwachen anzulegen, und die Macht an euch zu reißen. Schließlich habt ihr noch die Möglichkeit, euch als professioneller Schatzsucher zu verdingen. Allerdings benötigt ihr dafür idealerweise vollständige Schatzkarten, die es nur für klingende Münze bei »geheimnisvollen Fremden« in lauschigen Kneipen gibt.Die letzte Möglichkeit ist eine Mischung aus allen dreien: Ihr bekämpft Gegner, buddelt nach Schätzen, geleitet neue Gouverneure sicher in ihren heimatlichen Hafen und befreit die Familie. Allerdings habt ihr dafür nicht unendlich Zeit, denn die biologische Uhr tickt unaufhaltsam. Irgendwann reicht einfach nicht die Zeit (sprich: die Gesundheit), um alles zu erledigen – gut für die Wiederspielbarkeit, schlecht für Nebenaufträge. Also müsst ihr früher oder später Prioritäten setzen.
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Der Weg zum Herzen der Gouverneurstochter führt über das blankgewienerte Parkett des Ballsaals. |
Das Programm gibt euch darüber hinaus auch schon vorher die Möglichkeit, euch aus dem Piratenleben zurückzuziehen, unabhängig davon, wie weit ihr es gebracht habt.Bis es soweit ist, bleibt euer Tagesverlauf stets gleich: Ihr besucht eine Schänke, redet dort mit dem Wirt und der Kellnerin, was mehr oder weniger nützliche Informationen bringt. Der erwähnte geheimnisvolle Fremde hat immer neue Fundstücke dabei; entweder Schatzkartenteile, Informationen über die Familie, diverse Sondergegenstände oder Schmuckstücke. Letztere benötigt ihr, um Frauenherzen zu erobern, denn die Gouverneure, mit denen ihr regelmäßig redet, haben mehr oder weniger schöne Töchter. Falls die an euch Interesse haben, was nicht selten auch an eurem Rang liegt, laden sie auch mal zu einem flotten Tänzchen ein. In diesem Mini-Game dreht ihr eure feschen Runden auf dem spiegelnden Parkett des Ballsaals, immer den Handzeichen der Gastgeberin folgend. Macht ihr eure Sache gut, verliebt sich die Gute in euch, und plaudert Informationen aus. Falls nicht, zieht sie eine Schnute und schickt euch von dannen.