Vorschau: Perimeter (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Perimeter
Entwickler:
Publisher: Codemasters
Release:
21.05.2004
Spielinfo Bilder  
In Russland herrscht bereits futuristische Euphorie: Das Echtzeit-Strategiespiel Perimeter wurde dort mit zahlreichen Vorschusslorbeeren geschmückt – darunter "Best PC Game" und "Best Game Design". Und das Team von K-D LAB spricht schon selbstbewusst von der Wiedergeburt des Genres. Liegt da etwa ein Top-Hit in den Wehen?

Was heißt eigentlich Perimeter?

Millimeter, Zentimeter, Kilometer – alles kein Thema, kennt man. Aber Perimeter ? In der Medizin wird so eine Apparatur zur Messung des Gesichtsfeldes genannt. In der Mathematik bezeichnet es den Umfang eines zweidimensionalen Objektes. Und damit kommen wir dem Kern des Echtzeit-Strategiespiels schon näher, denn es geht um den Ausbau des eigenen und die Vernichtung des gegnerischen Sicherheitsbereiches – die Basis ist der Dreh- und Angelpunkt der russischen RTS-Hoffnung.

Wie ein Fluss streckt die Basis hier ihre Bohrturm-Fühler nach Westen aus. Dort lockt ebene Fläche, und wartet ein Nest aggressiver Kreaturen.

Abseits vom Genretrott

Klingt langweilig und altbekannt? Ist es aber nicht. Zum einen sorgen sphärische Klänge und eine asiatisch angehauchte weibliche Stimme sofort für prophetische SciFi-Stimmung, die ein wenig an Metroid Prime und Homeworld erinnert.  Und zum anderen gewinnt ihr Energie nicht durch den Abbau diverser Rohstoffe, sondern durch die Einebnung und Abzapfung des unwirtlichen Geländes: Ihr landet z.B. auf einem vulkanischen Planeten, auf dem es zischt und blubbert. Bevor ihr eure Basis ausbauen könnt, müssen Planierfahrzeuge ihre kleinen Nanoroboter ausschicken, um die zerfurchte Oberfläche in eine spiegelglatte Ebene zu verwandeln. Ist das geschehen, könnt ihr so etwas wie Bohrtürme bauen, die fleißig Energie auf euer Konto pumpen.

Das Besondere ist, dass diese Türme nur in der unmittelbaren Nähe eurer von Tausenden Kolonisten bewohnten Zentrale arbeiten können, so dass man den Umfang seiner Basis mit jedem neuen Turm nur Schritt für Schritt erweitern kann. Dadurch ist man gezwungen, den kostbaren Platz mit klugen Erweiterungen zu bepflastern, um ein optimales Verteidigungsnetz zu spinnen. Denn diese energiegeladenen Knotenpunkte können im Ernstfall einen bläulich flackernden Schutzschild aktivieren, der so manchen fliegenden Feind röstet. Das Gefährliche ist nur: Dieses wabernde Kraftfeld verschlingt jede Menge Energie...  Kampf der vielen Gesichter

Zu Beginn spielt sich Perimeter fast wie Schach in Echtzeit, denn man muss seine Züge sorgfältig planen. Auch deshalb, weil die KI schnell Schwachstellen wittert: In unseren Probespielen wurden gezielt die Punkte unserer Basis attackiert, die etwas außerhalb oder nicht im Radius  der schweren Laser- und Raketengeschütze lagen. Sehr komfortabel ist daher die Pausefunktion, die zwar keine Befehle erlaubt, aber die Orientierung in dem oftmals unübersichtlichen Gewusel erleichtert – in späteren Spielen gleicht die Basis einer Termitenmetropole.

Aber auch im Angriff gibt es Innovatives zu berichten: Zwar konnten wir weder Formationen noch Patrouillen oder sonstige Routinen  entdecken, was Feldherren enttäuschen wird, aber dafür lassen sich eure in Verbänden organisierte Einheiten jederzeit verwandeln.

Je  nachdem, welche Gebäude und Labore ihr bisher gebaut habt, und aus welcher Kombination von Soldaten, Technikern und Offizieren eure Truppe besteht, lässt sie sich in Laserfahrzeuge, Raketenpanzer oder Kampfhubschrauber morphen – eine klasse Idee, aber im Gegensatz zum famosen Landschaftsprofil etwas unspektakulär dargestellt durch die Transformation von Bleikugeln.

Eine ganze Kompanie Sniper wartet auf eure Befehle. Diese Truppen entstehen durch das Morphen von drei Offizieren - hier stehen also 72 verwandelte Offiziere stramm.

Das Knifflige ist, dass ein Kampfverband immer nur in eine Truppengattung verwandelt werden kann und dass das Morphen einige Sekunden dauert: Ihr müsst euch also gut überlegen, ob ihr für die nächste Aktion flexibel aus der Luft, agil vom Boden aus oder schlagfertig aus der Entfernung angreifen wollt. Und auch hier zeigt die KI ihre Krallen: Eben greifen euch noch Flieger an, aber kaum habt ihr euch in zerstörerische Flugabwehr verwandelt, morphen die Angreifer in schwere Panzer – autsch! Dadurch entfaltet Perimeter sehr dynamische Schere-Stein-Papier-Schlachten, die aber im Explosions- und Laserdetail noch Schwächen zeigen. Mit der Vollversion können sich übrigens bis zu vier Spieler über LAN bzw. das Internet messen, bis dahin liefert die Demo erste Eindrücke.  
 

AUSBLICK



Respekt: Perimeter kann tatsächlich frischen Wind ins innovationsfaule Genre pusten; es spielt sich fast wie eine Art SciFi-Schach - knackig, fordernd, ansehnlich. Zwar hakt es hier und da noch am Interface, einigen Clippingfehlern und der ungewöhnlichen Einheitenverwaltung, aber das Spielgefühl ist neu und weckt die Lust auf mehr. Wie eine Spinne baut man sein Basisnetz aus und muss sich in Kämpfen durch kluges Morphen schnell anpassen. Nach den ersten angespielten Missionen haben wir zwar noch keinen Top-Hit oder gar die Wiedergeburt der Echtzeit-Strategie gesehen, aber mit Sicherheit das interessanteste Debüt des Jahres. Wir sind mehr als gespannt, wie die epische Story um den Exodus eines Volkes erzählt und inszeniert wird. Die erstklassig gesprochenen Briefings und die edlen Menüs versprechen jedenfalls gehobene Qualität. Bis zum 21. Mai sollten Codemasters & Co allerdings noch das Tutorial verbessern, damit auch Einsteiger etwas entspannter in die Welt der Nanobots eintauchen können.

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Thema!
schrieb am