Special: Symphonic Odysseys: Tribute to Nobuo Uematsu (Events)

von Benjamin Schmädig



Symphonic Odysseys: Tribute to Nobuo Uematsu (Events) von Merregnon Studios
Symphonic Odysseys: Tribute to Nobuo Uematsu
Events
Entwickler: Merregnon Studios
Publisher: -
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Die Welt der Videospielmusik hat ihre Stars - aber sie hat nur einen Superstar: Nobuo Uematsu ist vor allem dank seiner Verbundenheit mit Final Fantasy der Größte unter den Spielekomponisten. Doch obwohl die jährlich stattfindenden Videospiel-Konzerte des WDR Rundfunkorchesters bereits einen kompletten Abend dem Entwickler der japanischen Rollenspielserie widmeten, ehren sie ihren Komponisten erst zwei Jahre später. Ein Warten, das sich gelohnt hat!

Das andere Final Fantasy

Es liegt nicht an der schieren Menge an Final Fantasy-Musik: Nobuo Uematsus Melodien zählen deshalb zu den am häufigsten aufgeführten Stücken orchestraler Spielemusik, weil sie wie kaum ein anderer Soundtrack starke emotionale Momente begleitet haben.
Einmal mehr lud das WDR Rundfunkorchester nach Köln, um bekannte Melodien aus Videospielen aufzuführen. Symphonic Odysseys widmete sich dabei ausschließich Musik von Nobuo Uematsu.
Einmal mehr lud das WDR Rundfunkorchester nach Köln, um bekannte Melodien aus Videospielen aufzuführen. Symphonic Odysseys widmete sich dabei ausschließich Musik von Nobuo Uematsu.
Auf der einen Seite hat Uematsu natürlich Glück, dass er für eine Serie komponieren durfte, die sich das Erzählen großer Dramen auf die Fahnen geschrieben hat. Auf der anderen Seite steht ihm diese Ehre aber unbedingt zu. Immerhin berührt seine Musik selbst dann die Seele, wenn man die Spielszenen nie gesehen hat.

Kein Wunder also, dass Symphonic Odysseys mit Final Fantasy beginnt, mit Final Fantasy endet und auch zwischen Lost Odyssey, Blue Dragon oder Chrono Trigger immer wieder Final Fantasy anstimmt. Wer die Spiele nicht kennt, würde es kaum bemerken: Die Themen, die Produzent Thomas Böcker gemeinsam mit Hauptarrangeur Jonne Valtonen herausgesucht hat, könnten kaum unterschiedlicher sein. Glücklicherweise fiel ihre Wahl dabei zum größten Teil auf Melodien, die nicht bereits etliche Male im Konzertsaal und auf Soundtrack-Sammlungen zitiert wurden. Statt sonst unvermeidlicher Klassiker wie „One Winged Angel“ oder „Aerith’s Theme“ arrangierte Valtonen etwa „On Windy Meadows“, während sein Landsmann Roger Wanamo u.a. „A Fleeting Dream“ für das WDR Rundfunkorchester schrieb.

Ein neuer Meister

Den eigentlichen Auftakt bildet dabei die von Uematsu eigens komponierte Fanfare: ein feierliches, wenn auch unauffälliges Stück. Jonne Valtonen gelang im vergangen Jahr ein einfallsreicherer und kraftvollerer Einstieg zu Symphonic Legends.
Zwei Fragen an den Produzenten Thomas Böcker

4Players: Wie zufrieden bist du mit dem Symphonic Odysseys?

Böcker: Es war ein großer Erfolg. Künstlerisch konnten wir uns weiter verbessern. Das Besondere war für mich die Vielfalt vom Klavierkonzert über ein A-capella-Stück hin zu einem Arrangement für Streichorchester.

4Players: Wie geht es in Zukunft weiter?

Böcker: 2012 werde ich mein zehntes jährliches Konzert produzieren. 2012 wird auch das Jahr sein, in dem die Final Fantasy-Reihe ihr 25. Jubiläum feiert. Bisher gibt es keine konkreten Pläne, aber eventuell lässt sich das verbinden?
Schon im Anschluss setzt Wanamo dafür mit seinem „Concerto for Piano and Orchestra“ ein gewaltiges Ausrufezeichen. 20 Minuten lang gehen das Orchester und Benyamin Nuss am Klavier Hand in Hand durch die bezaubernde und aufregende Final Fantasy-Welt. Das Concerto schließt nahtlos an die halbstündige Zelda-Tondichtung des letzten Jahres an und gehört zu den besten Spielekompositionen seiner Zeit.

Mit anderen Titeln lassen es Valtonen und Wanamo hingegen ruhig angehen: „On Windy Meadows“ aus Final Fantasy XIV, der Titel zur SaGa-Serie sowie „A Fleeting Dream“ aus Final Fantasy X sind hervorragend arrangiert, setzen im Gesamteindruck aber keine Zeichen. Gerade Letzteres ist mit seiner geradlinigen Entwicklung des wunderschönen Themas das Musterbeispiel eines punktgenauen, aber auch sehr gewöhnlichen Dienstes für Fans. Erstaunlicherweise ragt im Mittelteil ausgerechnet das von Jani Laaksonen arrangierte „Spreading the Wings“ mit seiner gefühlvollen Interpretation eines schwachen Uematsu-Soundtracks hervor. Auch Valtonens abschließende Suite zu Lost Odyssey erreicht in diesem Jahr nicht die Qualität des anfänglichen Concerto: Den kraftvollen Einstieg führt er nie in ein mitreißendes Finale und der WDR Rundfunkchor bleibt im Vergleich zu Valtonens vergangenem Zelda-Stück vergleichsweise unauffällig.

Die hohe Spielekunst

Etwas anderes haben zu diesem Zeitpunkt allerdings weder Valtonen noch die Zuhörer nötig, denn der finnische Komponist hat längst drei einmalige Akzente gesetzt. In der Interpretation eines von Uematsus ältesten Soundtracks, King's Knight, entlockte er etwa den Instrumenten des Orchesters ungewöhnliche Geräusche, nachdem der Chor das Thema mit dem ungewöhnlichen Klang von Kazoos einleitete. Er arrangierte Blue Dragons „Waterside“ zu einem getragenen Meisterwerk für Streicher, das unendliche Schwermut mit unbegreiflicher Schönheit vereint.
Mit "Silent Light" arrangierte der finnische Komponist Jonne Valtonen ein famoses Stück nur für Chor.
Mit "Silent Light" arrangierte der finnische Komponist Jonne Valtonen ein famoses Stück nur für Chor.
Und direkt im Anschluss der Höhepunkt: „Silent Light“ aus Chrono Trigger, ausschließlich für Chor. Es zeichnete sich schon in den vergangenen Jahren ab: Kein Spielemusiker kann Stimmen so kunstvoll formen wie Valtonen es versteht - fabelhaft!

Symphonic Legends setzte mit der herausragenden und mutigen Metroid-Suite sowie seiner halbstündigen Tondichtung eindrucksvolle Akzente - Symphonic Odysseys geht mit einem großartigen Klavierkonzert, der einfallsreichen Wiederbelebung eines Oldies, einem famosen Stück für Streicher und dem grandiosen A-capella-Titel einen ganzen Schritt weiter. Und obwohl es einige der vertrauten Melodien auf recht gewöhnliche Art und Weise zitiert, sind die Arrangements diesmal durchgehend auf einem ausgezeichneten Niveau. So wird das Konzert zu Ehren Nobuo Uematsus nicht nur seinen Anhängern in Erinnerung bleiben: Der Superstar könnte an diesem Tag auch viele weitere Fans gefunden haben. Lediglich die beschämenden Auftritte des Moderators, der viel zu bemüht den Zugang zu einem vermeintlich kindlichen Publikum suchte, waren dem Abend nicht würdig. Spätestens Wanamos „Battle Suite“ aus Final Fantasy VII und das von Masashi Hamauzu arrangierte „Ending Theme“ aus Final Fantasy X sorgten als Zugaben allerdings für einen versöhnlichen Ausgang - und für den würdigen Abschluss eines fantastischen, manchmal gar grandiosen Spieleabends.

Kommentare

Skarn schrieb am
Finde es ehrlich gesagt schade dass Uematsu immer als das größte Genie gefeiert wird. Seine Musik ist natürlich sehr sehr gut. Aber es gibt andere Komponisten in dem Bereich, die ebenfalls sehr gute Musik geliefert haben. Miyoko Kobayashi und Masanori Hikichi haben in Terranigma z.B. eine Arbeit geleistet, die ich der von Uematsu mindestens ebenbürtig finde, vorallem da auch die Werke von Uematsu niemals durch und durch genial sind, sondern in jedem Spiel eigentlich nur ein paar Stücke wirklich richtig gut sind. Jeremy Soule dagegen ist in meinen Augen ebenso wenig schlecht, um einmal einen westlichen Vergleich zu ziehen. Und da sind noch einige viele zu nennen. Oder Garry Schyman. Oder Chris Hülsbeck. Oder oder oder.
Ich bin, um ehrlich zu sein, ein Fan von Uematsu, besonders seine Stücke aus Chrono Trigger liebe ich. Aber mich ärgert dieser immer wieder standarisierte "Uematsu ist der größte Videospielkomponist"-Satz. Denn auch wenn er verdammt gut ist und sicherlich zu den besten auf seinem Gebiet gehört kann ich nicht die Aussage teilen, dass er seinen Kollegen wirklich überlegen wäre.
FlyingHorst schrieb am
freda hat geschrieben:
4P|Benjamin hat geschrieben: Für welche Videospiele haben die denn so Musik komponiert?
Für Eternal Sonata. :)
Aber Spaß beiseite: Es gibt tatsächlich keinen Videospielkomponisten, der die handwerklichen Fähigkeiten der bekannten Künstler hat. So realistisch muss man schon sein. Es gibt einige sehr gute Komponisten und es gibt viele, die einprägsame Melodien schreiben können. Aber was in der Klassik mit dem Orchester alles erzählt wird, hört man im Spiel einfach nicht. Auch die klassisch komponierte Filmmusik ist den Spielen in den meisten Fällen noch überlegen.
Ben
Definiere bitte die handwerklichen Fähigkeiten. Du kannst keine Symphonie in ein Spiel einbauen, daraus zu schließen, heutige Komponisten könnten sowas auch garnicht, halte ich für einen Trugschluss.[/quote]
:lol: Weisst Du überhaupt, was der Begriff Symphonie für gewöhnlich bezeichnet? Das is nur eine Art Schablone, die auch noch je nach Epoche und Künstler variiert. Und niemand....außer Dir grade eben...würde einen solchen Vergleich heranziehen.
Handwerkliche Fähigkeiten würde ich den Herren FF-Komponisten aber nicht absprechen. Die Art Musik, die hier verlangt wird, soll halt einfach auf ein zeitlich variables Raster passen und eben nicht eine Geschichte erzählen. Sie soll sich also anpassen anstatt den Verlauf einer wie auch immer gestalteten Handlung zu lenken und zu beschreiben. Das sind zwei paar Schuhe.
Den Unterschied zwischen Videospielkomponisten und Chopin oder Bach würde vermutlich dem...um bei der Materie zu bleiben... zwischen der Call of Duty-Serie und Shadow of the Colossus entsprechen. Ich hoff mal, dass hier jemand weiss, was ich mein :wink:
XtremeChiLLer schrieb am
Meiner Meinung nach ist Yoko Shimomura noch ein kleines bisschen besser als Herr Uematsu. ;-)
Ihre Kompositionen haben das gewisse Etwas und sind einfach nur episch :-)
freda schrieb am
4P|Benjamin hat geschrieben: Für welche Videospiele haben die denn so Musik komponiert?
Für Eternal Sonata. :)
Aber Spaß beiseite: Es gibt tatsächlich keinen Videospielkomponisten, der die handwerklichen Fähigkeiten der bekannten Künstler hat. So realistisch muss man schon sein. Es gibt einige sehr gute Komponisten und es gibt viele, die einprägsame Melodien schreiben können. Aber was in der Klassik mit dem Orchester alles erzählt wird, hört man im Spiel einfach nicht. Auch die klassisch komponierte Filmmusik ist den Spielen in den meisten Fällen noch überlegen.
Ben[/quote]
Definiere bitte die handwerklichen Fähigkeiten. Du kannst keine Symphonie in ein Spiel einbauen, daraus zu schließen, heutige Komponisten könnten sowas auch garnicht, halte ich für einen Trugschluss.
4P|Benjamin schrieb am
SithlordDK hat geschrieben:
2xg0 hat geschrieben:Was ist denn mit [...] Chopin [... ]
Für welche Videospiele haben die denn so Musik komponiert?
Für Eternal Sonata. :)
Aber Spaß beiseite: Es gibt tatsächlich keinen Videospielkomponisten, der die handwerklichen Fähigkeiten der bekannten Künstler hat. So realistisch muss man schon sein. Es gibt einige sehr gute Komponisten und es gibt viele, die einprägsame Melodien schreiben können. Aber was in der Klassik mit dem Orchester alles erzählt wird, hört man im Spiel einfach nicht. Auch die klassisch komponierte Filmmusik ist den Spielen in den meisten Fällen noch überlegen.
Ben
schrieb am