Special: Quo Vadis 2007 (Messen)

von Julian Dasgupta



Quo Vadis 2007
Entwickler: -
Publisher: -
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In der vergangenen Woche fand die fünfte Quo Vadis statt. Die von den Aruba Studios organisierte Konferenz, ein typisches Stelldichein deutscher Entwickler, zog es in diesem Jahr erstmals in die Bundeshauptstadt. Wie weit hinken einheimische Spiele dem internationalen Standard hinterher? Was muss sich in der Entwicklung verbessern? Wie kann man erfolgreicher sein?

Die Szene denkt nach: Wie gut sind deutsche Spiele?

Auf der Quo Vadis (lat. "Wohin gehst du?") ist der Name Programm, denn mit Rückblick auf die vergangenen Monate und Jahre fragt sich die deutsche Spieleindustrie naturgemäß, was die Zukunft denn so bereithält. Eine zentrale Fragestellung, die Bernd Diemer, Senior Game-Designer bei Crytek, Marko Hein, verantwortlich für strategische Entwicklung und Planung bei Kochmedia, Heiko Klinge, Redakteur bei der Gamestar, Teut Weidemann, CDV-Vorstand, sowie Martin Löhlein, Development Director bei EA Phenomic, unter der Leitung von Intels Arne Peters diskutierten.

Die Quo Vadis 2007 fand diesmal in Berlin statt - hier ein Blick auf die Diskussionsrunde.
Warum werden so wenig Spiele aus deutschen Landen auch weltweit ein Erfolg? Kapiert die Welt die deutschen Spiele nicht? Weidemann entgegnet, dass "es die deutschen Entwickler sind, die die Welt nicht kapieren." Diese wüssten grundsätzlich zu wenig über die Präferenzen der Spieler in anderen Märkten, auch fehle ihnen der Zugang zu entsprechende Daten wie beispielsweise den exakten Verkaufszahlen aus den USA.

Der Wissensmangel ist aber auch in der Geschichte des Marktes verortet, merkt Löhlein an. Vor mehr als zehn Jahren konnten die Hersteller gut davon leben, Spiele herzustellen, die nur hierzulande erfolgreich waren. Dies sei unter den heutigen Bedingungen nicht mehr möglich. Was nicht nur an den gestiegenen Produktionskosten liegt. Weidemann ergänzt, dass sich ein gutes Spiel früher für gewöhnlich 300.000 oder 400.000 Mal verkaufen konnte. Heute hingegen hätten auch Top-Seller schon an der 100.000er Marke zu knabbern.

Gesucht: International denkende Teams

Hein weist darauf hin, dass deutsche Entwickler in der Regel mit deutschen Publishern zusammenarbeiten. Dies würde nicht gerade dabei helfen, die Scheuklappen bzgl. internationaler Anforderungen abzulegen. Unisono heißt es, dass die Verstärkung der Teams bei Produktionen mit globalen Anspruch durch Arbeitskräfte aus dem Ausland unumgänglich sei, um Wissensdefizite abzubauen.

Ein Thema, bei dem sich Diemer entspannt zurücklehnen kann, schließlich ist Crytek Heimat von Entwicklern aus aller Herren Länder, die offizielle Sprache in der Firma ist Englisch. Um die Integration neuer Mitarbeiter zu erleichtern, gibt es bei den Mannen um die Yerli-Brüder zwei Angestellte, die sich speziell um die Neuankömmlinge kümmern, ihnen bei der Wohnungssuche, dem Ausfüllen traditionell schwer zugänglicher Formulare oder Behördengängen helfen.

Unproblematisch ist so ein Unterfangen dennoch nicht. So stelle einem die deutsche Bürokratie öfter Hindernisse in den Weg. Auch würden viele der Arbeitskräfte das Land nach einiger Zeit wieder verlassen. Teils, da es für sie schwierig ist, außerhalb der Firma einen Freundeskreis aufzubauen, teils, da Deutschland für viele nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in die nordamerikanische Szene ist.

Allerdings sind deutsche Firmen auch gefordert, selbst stärker über den sprichwörtlichen Tellerrand zu schauen und und international stärker präsent zu sein. Bisher musste man hiesige Teams auf Messen wie der Game Connection eher mit der Lupe suchen. Löhlein sieht außerdem ein kulturelles Problem: Deutsche würden in der Regel immer recht selbstkritisch sein und eigene Errungenschaften kleinreden. Gegenüber Partnern aus Frankreich, England oder Nordamerika sei es aber notwendig, sich bestens verkaufen zu können.

Gewünscht: Mehr Geld, bessere Producer

Teut Weidemann, geb. 1965, war u.a. bei Softgold, Rainbow Arts, Apple. Microsoft tätig. Er gründete 1996 die Wings Simulations GmbH,  die für  Söldner - Secret Wars verantwortlich zeichnete. 2005 wurde das Studio von JoWooD eingestampft. Mittlerweile ist er bei CDV im Vorstand aktiv.
Auch, und da ist sich die Runde relativ einig, seien deutsche Produktionen oft im Nachteil, da die Budgets hierzulande geringer seien, man aber dennoch mit Spielen der größeren Publisher mithalten muss. Im Bereich der Projektplanung seien, so Weidemann, deutsche Firmen ebenfalls nicht so weit wie die lieben Kollegen aus dem Ausland. Was die Suche nach qualifiziertem und erfahrenem Personal deutlich erschweren dürfte, da beispielsweise ein Producer aus den USA unter diesen Bedingungen fix abwinken würde.

Kochmedia-Mann Hein wirft ein, dass man selber gerade auf der Suche nach Producern sei und Probleme habe, geeignetes Personal zu finden. Auch Diemer sieht Defizite im Bereich der Ausbildung und wünscht sich, dass es mehr Institutionen wie die Games Academy geben würde. Zudem täten sich viele potenzielle Angestellte schwer damit, für einen neuen Job umzuziehen - obwohl Crytek den Umzug übernimmt und übergangsweise auch eine Wohnung in Frankfurt bezahlt, bis man sich selbst eine Behausung organisiert hat.

Weidemann denkt, dass man in Deutschland generell bei zwei Trends den Anschluss verpasst hat, So würde man hier im Bereich der Entwicklung von Konsolenspielen sowie im Bereich der Onlinespiele anderen Ländern 3-5 Jahre hinterherhinken. Auch sei es bezeichnend, dass es wesentlich mehr Firmen aus der skandinavischen Region gibt, die an Produktionen arbeiten bzw. gearbeitet hatten, denen weltweit Aufmerksamkeit geschenkt wird, obwohl der dortige Markt wesentlich kleiner sei als der deutsche.

             

Kommentare

Wuff66 schrieb am
@Kollege Bratwurst: Ich konnte keinerlei Ironie in ihrem Kommentar entdecken weshalb ich annehmen muss sie nehmen geschriebenes ernst.
Es gibt mehr als genug Spielefirmen in aller Welt die immer wieder.
Ein Blick auf die Amazon Charts genügt.
1. England, 2. Japan, 3. USA, 4. USA, 5. Japan, 6. Japan
Mit G3 kommt die erste Deutsche Firma zwar erst auf Platz 20. Doch gibt es keinen Grund sich zu fürchten da die Qualität Deutscher Games in den letzten Jahren auch über die Masse betrachtet besser wurde.
Mit Mafia und Stalker hat Osteuropa auch zwei ganz große Namen ins Rennen geschickt.
Als Ösi war ich Jahrelang stolz auf Max Design und Studio Ebensee(in memory for their best Games).
Man sieht also die USA sind am Spielemarkt nicht allmächtig sondern müssen um den Markt kämpfen, auch gegen Deutsche Entwickler.
Kollege Bratwurst schrieb am
nischen gut, künstler gut..ich weiss nich was so ein kleines kackland wie deutschland erwartet
kein budget heisst man braucht eine gute idee und wenn das scheitert kann man das project abschreiben(was dt. firmen dann doch nicht machen und es als flop rauszubringen)
welches land liefert denn regelmäßig referenztitel ausser amerika?
Kajetan schrieb am
TNT.sf hat geschrieben: deutsche entwickler wollen halt lieber künster sein, statt entertainer.
Das ist vollkommen richtig. Denn für viele deutsche Entwickler hat sich der Markt gefälligst ihnen anzupassen und nicht umgekehrt ...
TNT.sf schrieb am
naja man hat ja versucht in gewisse nischen vorzustoßen, ist aber dann doch kläglich gescheitert. bestes beispiel ist doch paraworld.
da hat man doch eigentlich alles richtig gemacht, riesen budget, dickes marketing, aber trotzdem war das wohl der größte flop der deutschen spielegeschichte.
und warum? ganz einfach weil man das spiel für die falsche zielgruppe gemacht hat. die einzigen leute, denen das spiel gefallen hat, waren deutsche dinosaurier fans, die sonst nie oder kaum rts games zocken. und von dieser art gibt es halt nicht soviele, aber das schien man nicht gewusst zu haben (darauf wurde ja im text hingedeutet). allein schon die ganzen innovationen die das genre voranbringen sollen waren vollkommen am gewöhnlichen rts spieler vorbei entwickelt. sachen wie dieser army commander machten das spiel nicht wirklich einfacher, sondern schränkten es sogar noch eher ein.
das problem ist wirklich das die deutschen entwickler wirklich nicht wissen, was die spieler wollen oder höchstens wissen was deutsche spieler wollen. deutsche spiele sind in deutschland fast immer ein erfolg kränken dafür aber im ausland.
deutsche entwickler wollen halt lieber künster sein, statt entertainer.
ratzinger schrieb am
Solange hier immer wieder nur Firmen wie Crytek genannt werden, wird es in Deutschland nicht voran gehen. Die Entwickler in Deutschland sollten sich die Marktnischen suchen, in denen die internationale Konzerne noch Platz lassen, ein Unternehmen wie Crytek ist eine absolute Ausnahmeerscheinung und sollte deutschen Entwicklern nicht die Sicht auf die Realität nehmen, auch wenn deren Produktqualität sicher das Ziel der meisten ist...
schrieb am