Der Tod in der Höhe
Es gibt einige waghalsige Klettermanöver - und man hat nicht ewig Kraft!
Die akrobatische Erkundung ist spätestens dann gefährliche Pflicht, wenn einem am Boden die Puste ausgeht: Die Stadt ist voller Staub, der bei zu langem Aufenthalt an der Ausdauer und dann an der Lebenskraft nagt – man muss also schnell an Pfeilern oder Mauern hinauf in saubere Bereiche klettern. Das sorgt für einige Spannungsmomente, zumal man auch weiter oben clever nach Ruhepunkten suchen muss. Denn im Gegensatz zu Assassin’s Creed verbraucht man für das Hangeln, Kraxeln und Springen seine Ausdauer – kann man nicht rechtzeitig irgendwo hinauf klettern, stürzt man ab; sehr gut! Nur das stoische Balancieren verlangt leider keinerlei Timing.
Man muss allerdings optimale, aber meist offensichtliche Routen finden, kann weite, aber Kraft kostende Klettersprünge oder auf langen Touren auch Haken einsetzen. Letztere sorgen für einen blinkenden Ruhepunkt, an dem die eigene Ausdauer komplett regeneriert; ohne sie wäre das nur über Getränke oder Snacks möglich. Schön ist, dass man irgendwann einen Kletterhaken bekommt, der nochmal etwas Schwung in die Vertikale bringt, denn man kann Fixpunkte anvisieren und so noch besser die Ruinen erkunden. Dabei gibt es einige spektakuläre und halsbrecherische Passagen, wenn man etwa die Schräge eines Wolkenkratzers hinunter gleitet, geschickt bremsen oder
Im Laufe des Spiels bekommt man auch einen Jagdbogen - aber trifft man auch mit dem einzigen Pfeil?
rechtzeitig zur Seite rollen muss.
Begrenzte Welt, kreative Psychoduelle
Auch die Konfliktsituationen werden gefährlicher. Zwar durchschaut man mit der Zeit die feindlichen Verhaltensmuster, auf die man reagieren muss: Hat jemand in der Gruppe eine Pistole, darf man seine ungeladene auf keinen Fall zücken – sie schießen sofort und man ist tot. Hat man eine Kugel, sollte man immer den bewaffneten Anführer erschießen, damit man danach die anderen unter Kontrolle hat. Gibt es in der Nähe ein Feuer oder einen Abgrund, sollte man die mit der ungeladenen Waffe Fixierten genau dorthin lotsen, um sie hinein zu stoßen. Denn nicht immer geben sie auf.
Irgendwann begegnet man aber nicht nur drei, sondern vier oder gar fünf Feinden, manche so schwer gepanzert, dass ein normaler Schuss nicht ausreicht; man muss ungeschützte Stellen treffen. Und was macht man, wenn drei Typen im rechten Bereich eines Raums auf einen lauern und ihr Anführer den einzigen Fluchtweg links bewacht? Irgendeinen hat man plötzlich immer im Rücken! Man muss das In-Schach-Halten mit der eigenen Waffe geschickt einsetzen, um die Gruppe wie ein Hirte so abzudrängen, dass man alles im Blick hat – eine spannende Szene! Genauso wie jene, in denen man von einer Bande überrascht wird, die sich totgestellt hat. Erleichtert wird einem der Weg zum Ziel
Es gibt schaurige Passagen, die für Gänsehaut sorgen.
später durch einen Bogen, mit dem einen Pfeil abschießen kann, den man später wieder aufsammeln darf; ein Treffer ist tödlich.
Die fiktive Stadt Haventon ist keine offene Welt, zeigt einem klare Grenzen und lineare Wege auf, bietet aber kleine Abzweigungen. Auf dem Weg durch die weitgehend ausgestorbenen Gassen kann man sich an einer dynamisch aktualisierten Karte orientieren, die im Stile von Silent Hill auch Sackgassen markiert. Überhaupt erinnert das einsame Stromern durch die lebensfeindliche Düsternis an den Horrorklassiker – spätestens auf dem riesigen Schiffswrack geht man schon mal mit Herzklopfen durch die schmalen Korridore, wenn man irgendwo Schreie hört. Es gibt zwar keine Rätsel, aber ab und zu muss man Objekte installieren und in Gang bringen, Schlösser oder Handschellen aufschießen oder Funksender finden.