Test: Fable 3 (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
29.10.2010
20.05.2011
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ab 8,49€
Spielinfo Bilder Videos
Um an Geld zu kommen, muss man sich kritisch mit den mitunter blauäugig gegebenen Versprechen auseinandersetzen und ggf. unpopuläre Entscheidungen treffen. Diese politische Gewalt fügt der Action-Mechanik eine interessante Ebene hinzu, hat allerdings auch noch viel Potenzial. Wenn es um Entscheidungen geht, hört man sich stets die gegensätzlichen Positionen an und muss dann eine Wahl treffen. Eine Möglichkeit nachzufragen oder die neutrale Meinung eines dritten einzuholen, gibt es nicht. Das entspricht zwar der übergeordneten Schwarz-Weiß-Malerei, doch mit einer dritten ggf. vierten Möglichkeit hätte die Zeit, in der man als König(in) Entscheidungen fällt, deutlich aufgewertet werden können.
Vor allem auch, da das Überleben des Volkes im Kern nicht von der eigenen Kampf-Fähigkeit abhängt, sondern pur von den erlassenen Edikten, deren Umsetzung in idyllischen Werbevideos angepriesen wird. Ganz am Ende steht die gnadenlose Abrechnung. Und dann kann es eben auch passieren, dass man als vermeintlich gütiger und großzügiger, aber letztlich
Welt- und Figurendesign wissen wie im Vorgänger zu gefallen.
erbarmungsloser  Monarch in die Geschichte eingehen wird und schließlich fortan durch eine fast leere Welt ziehen muss. Zudem ist die Zeit, die man mit diesen politischen Entscheidungen verbringt im Vergleich zur Gesamtspielzeit sehr gering, so dass diese Ebene zusätzlich an Gewichtung verliert.

Idyllisch, märchenhaft, industriell

Ein herausragendes Merkmal des Vorgängers war die mal märchenhaft-idyllische, mal düster-bedrohliche Fantasy-Welt, die Lionhead entwickelt hat. Und an diesem Eindruck hat sich auch trotz Einbruch der industriellen Revolution in Albion nichts geändert. Die geräumigen Landstriche laden nicht nur trotz relativ enger Wege (der Held kann immer noch nur an dafür vorgesehenen Orten springen) zum Erforschen ein, sondern bieten auch viel fürs Auge: Hier finden sich schneebedeckte Hügel, vor denen sich Föhren im Wind wiegen, deren Äste vom Gewicht des darauf liegenden kühlen Weiß beinahe zu brechen drohen. Dort wandert man durch eine beeindruckende Wüste, auf die die Sonne erbarmungslos niederbrennt, während Hitzeflirren sich mit kleinen Sandstürmen um die Effekt-Vorherrschaft streitet. Wälder, Wiesengebiete, ein trostloser Sumpf mit Massengräbern, hier ein kleines Vagabundenlager, dort ein Dorf mit malerischen Fachwerkhäusern und nicht zu vergessen, das von Fabriken und industrieller Revolution vernarbte Bowerstone: Überall wo man hinschaut, haben die Designer ganze Arbeit geleistet und nicht mit Details gegeizt.

Dass dabei die Bildrate immer mal wieder versucht, die tolerierbare Untergrenze auszuloten, aber niemals unter einen akzeptablen Bereich gefällt, ist dabei leicht zu verschmerzen. Auch die Pop-Ups in einiger Entfernung, gelegentliche Fade-Ins sowie Roll-Rasen, der vor allem beim Sprinten in etwa 15 bis 20 Meter vor dem Helden die Wiese bedeckt, nimmt man wahr, schiebt sie aber angesichts der Sichtweite und der Idylle beinahe gleichgültig beiseite.  Die Figuren, denen man begegnet, reihen sich ebenfalls gut ins Bild ein: Sie wurden liebevoll gestaltet, könnten zwar häufig hinsichtlich der etwas platten Gesichter eineiige Zwillinge sein, weisen aber dafür ein breit gefächertes Kleidungsrepertoire vor, das keinen Zweifel über ihren gesellschaftlichen Stand offenlässt. Adlige wandeln mit Pomp-Kleidern und Rüschen ohne Ende durch die Straßen, während Bettler mit zerrissenen und verdreckten Klamotten im Industrieviertel ihr Überleben sichern wollen.

Im Gesamtbild ist man von der Brillanz eines Castlevania Lords of Shadow oder Uncharted 2 zwar noch ein gutes Stück entfernt, doch dies wird -wie im Vorgänger- durch das liebevolle und sehr stimmige Artdesign mit seinem meisterhaft geglückten Spagat zwischen Comic und Realismus mehr als wett gemacht.

Zumal man sich auch im Kampf abseits von seltenen Clipping-Fehlern oder der ab und an ungünstig positionierten Kamera (kann manuell nachjustiert werden) kaum Schnitzer leistet. Die Animationen von Helden und Klon-Gegnern sind sehr gut bis akzeptabel, wobei sich vor allem die Finisher als Hingucker erweisen. Abhängig von Situation, Waffe und Gegner wird beim finalen Angriff immer wieder in eine spektakuläre Zeitlupe geschaltet, an der ich mich einfach nicht satt sehen kann und immer wieder neue kleine Details entdecke. Sei es nun die Szene, in der der Held seine Pistole in die Luft wirft, sich
Das industrielle Zeitalter Albions fordert seine Opfer...
ballettgleich um seinen Gegner dreht, die Knarre wieder fängt und abdrückt oder auch der Moment, in dem er einen Gegner mit seinem Schwert quasi in der Luft abfängt und ihm, noch bevor er auf dem Boden aufkommt, mit geschickten Schnitten das Leben entzieht: Alles ist elegant inszeniert und heroisch eingefangen.

Deutsch und gut

Lob gebührt auch der Lokalisierung. Zwar gibt es bei den Untertiteln gelegentliche Textfehler (z.B. Muter statt Mutter), doch da die deutsche Sprachausgabe durch die Bank gut besetzt wurde und die Sprecher viel Elan an den Tag gelegt haben, kann man darüber locker hinweg sehen. Eine englische Sprachspur ist leider nicht mit auf der Disc, soll aber zum Release auf dem Xbox Live Marktplatz zur Verfügung stehen. Das ist insofern interessant, da im Original z.B. Ex-Monty Python-Ikone John Cleese dem Diener Jasper seine Stimme leiht.
Bemerkenswert ist, dass viel des Wortwitzes, der normalerweise mit der Originalversion einher geht, auch in der deutschen Variante enthalten ist. Und das, ohne wie normalerweise bei deutschem Humor üblich, unnötig ins Zotige abzugleiten oder zum Fremdschämen zum Animieren. Daher: Hut ab für das gute deutsche Drehbuch und die nicht minder gute Regie im Tonstudio!

Auch die musikalische Untermalung verdient Applaus. Mal tragend, mal beschwingt, mal dramatisch, aber immer zu der jeweiligen Umgebung passend, sorgen die orchestralen Klänge für zusätzliche Atmosphäre. Seien es nun die orientalischen Melodien in der Wüste, die auch gewissen persischen Prinzen gut zu Gesicht stünden, die melancholisch-minimalistischen Kompositionen im Sumpf oder auch die Zigeuner-Tänze im Vagabunden-Lager: Alles passt und klingt richtig gut! 
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Kommentare

Baralin schrieb am
Ich hab's mir mal geholt, um mal mehr von den Exclusives der Xbox 360 kennenzulernen. (Halo Reach und 4 ist ja ganz nett). Ich hab jetzt mal ein zwei Stunden gespielt und finde det janze ja son bisschen behäbig. Die Kämpfe spielen sich irgendwie langweilig,und das ich jeden Dorfbewohner anquatschen, abpfeifen etc. kann, um dann eine Quest freizuschalten.... Das ist mir alles viel zu viel Routine. Und die Grafik sieht ja 2013 nur "ganz okay" aus. Und die Geschichte rockt irgendwie nicht. Ist mir alles viel zu 0815. So wird das wohl nix mit mir und der Xbox 360.
Nuracus schrieb am
frostbeast hat geschrieben:Den Rotz spiel ich nichtmal umsonst^^
http://www.youtube.com/watch?v=oSaw85bliyQ
Oh Mann. Ich hab Fable 1 echt gern gespielt, aber alleine schon Joes erster Grund reicht schon aus, dass ich Fable 3 mit der Kneifzange nicht anfassen will.
datendieb schrieb am
gute durchschnittskost. da es zur zeit kostenlos auf xbox live ist natürlich gleich geladen.
johndoe803702 schrieb am
Ok werde ich machen, danke für den Hinweis, habe mir erst kürzlich wieder eine Xbox 360 zugelegt von 2009 (mit HDMI), weil meine alte von 2006 (ohne HDMI) den Ring of Death hatte und nicht mehr zu reparieren war und die Garantie war nur wenige Tage drüber. Deswegen habe ich hier reingeschrieben, weil ich die Titel Fable 1-3 nachgeholt hatte, da ich diese vorher aufgrund des RoDs nicht zocken konnte. (außer Fable 1, das hatte ich damals schon auf der alten Ur-Xbox gezockt).
schrieb am