Schnelles Reisen - mit Stil
Endlich am Ziel der PS-Träume?
Obwohl die Größe der Welt überschaubar ist, haben die Entwickler dem Spiel ein Schnellreisesystem spendiert, doch zum einen müssen diese Außenposten erst gefunden werden und zum anderen lassen sie sich die Benutzung teuer bezahlen. Erst wer eine Reihe an PR-Stunts am jeweiligen Stützpunkt absolviert, bekommt Rabatte gewährt und darf sie sogar kostenlos ansteuern, wenn alle drei Aufgaben erfolgreich erledigt wurden. Leider sind die Anforderungen bei jedem Außenposten gleich: Beim Speed Stunt muss man in einem gestellten Fahrzeug mit einer bestimmten Mindestgeschwindigkeit geblitzt werden. Solche Blitzer finden sich übrigens überall in Colorado und eignen sich prima für einen direkten Vergleich zwischen Freunden und anderen Rasern. Eine Abwandlung davon stellen die Geschwindigkeitszonen dar, die sich zwischen zwei Radaranlagen befinden und die Durchschnittgeschwindigkeit messen. Der zweite PR-Stunt besteht aus einem Fotoshooting: Hier wird man gebeten, das gestellte Fahrzeug möglichst heil zu einem vorgegebenen Aussichtspunkt zu befördern und dort zu fotografieren. Hier kann auch wieder der Fotomodus zeigen, was in ihm steckt. Zwar erreicht man nicht die Komplexität eines Gran Turismo 5, doch kann man auch hier mit Spielereien an Blende, Verschlusszeit sowie Effekten kleine Kunstwerke knipsen und sie auf Wunsch mit einer Auflösung von 8,3 Megapixeln auf Forzamotorsport.net hochladen. Alternativ lässt sich eine kleinere Variante auch lokal auf der Festplatte speichern. Die letzte Disziplin dreht sich um die Fahrmanöver, bei denen man innerhalb des gesetzten Zeitlimits eine Mindestpunktzahl mit den üblichen Mitteln einfahren muss.
Die große Freiheit
Kleine Städte ergänzen die vielen Canyons, Wüsten- und Waldabschnitte.
Obwohl die PR-Stunts immer nach dem gleichen Muster ablaufen, machen sie zwischendurch immer wieder Laune. Wobei ich sagen muss, dass ich mich nie darauf eingelassen habe, um anschließend günstiger oder kostenlos das Schnellreisesystem nutzen zu können. Tatsächlich habe ich weitestgehend darauf verzichtet. Warum? Weil es einfach so verdammt viel Spaß macht, durch Colorado zu düsen! Warum sollte ich da künstlich abkürzen? Da verlasse ich mich lieber darauf, dass mich das integrierte Navigationssystem sicher ans Ziel leitet, was bis auf vereinzelte Aussetzer auch tadellos funktioniert. Wer Kinect sein Eigen nennt, darf das GPS übrigens mit seiner Stimme bedienen, was bis auf vereinzelte Aussetzer gut funktioniert. Alternativ nutzt man die Kartenansicht und markiert dort mit dem Cursor sein Wunschziel. Das Head Tracking mit Kinect wurde leider gestrichen, obwohl es bei Forza Motorsport 4 erstaunlich gut funktioniert hat. Vor allem beim Fahren mit einem Lenkrad entfällt dadurch die Möglichkeit, sich innerhalb des Cockpits umzusehen und dadurch z.B. einen besseren Blick auf die Außenspiegel zu erhaschen.
Ich drehe das Radio auf, zappe durch die drei Sender und lausche der grandiosen Playlist, die BBC-DJ Rob da Bank aus aktuellen Chart-Hits, Klassikern und Alternativ-Bands zusammengestellt hat. In Horizon Bass Arena dreht sich alles um Elektro-Mucke, die den Subwoofer ins Schwitzen bringt - und das mit teilweise extrem coolen Remix-Versionen von Skrillex & Co, die man so normalerweise nicht im Radio hört. Horizon Pulse liefert dagegen poppige Tracks mit einem gediegenen Chill-Faktor und ist deshalb der perfekte Begleiter, wenn man zum Spaß durch die Gegend fahren will. Last but not least gibt es noch Horizon Rocks. Hier ist der Name Programm - zumindest, falls man musikalisch auf Alternativbands wie Arctic Monkeys, The Hives, Silversun Pickups, The Subways & Co steht. Härtere Klänge im Stil von Metallica, Offspring oder Iron Maiden sucht man vergebens, auch wenn sie das Angebot ohne Zweifel bereichert hätten.
Die Fahrzeugmodelle sehen klasse aus - das Schadensmodell enttäuscht dagegen.
Trotzdem muss ich den Verantwortlichen ein Lob aussprechen: Ich habe selten eine so gute und abwechslungsreiche Trackliste in einem Spiel erlebt wie hier, auch wenn GTA diesbezüglich immer noch die Nase vorne hat. Das mag aber auch daran liegen, dass ich relativ offen bin, was meinen Musikgeschmack angeht. Es gab hier jedenfalls keinen Moment, in dem ich zwanghaft den Sender gewechselt habe, weil mir ein Song überhaupt nicht gefallen hat. Im Gegenteil: Ich bin manchmal einfach rechts rangefahren, hab die Aussicht genossen und das Radio laufen lassen - und das, obwohl meine erste Amtshandlung in Rennspielen meist darin besteht, die Musik in den Optionen sofort auszuschalten. Ich könnte höchstens ankreiden, dass es ruhig noch ein paar mehr als die gut 60 Songs hätten sein dürfen. Was auf den ersten Blick viel erscheint, wird nach einigen Stunden beim Rasen durch Colorado relativiert, weil man die Stücke dann fast schon mitsingen kann...aber dabei trotz der Wiederholungen immer noch fröhlich im Takt mitwippt. Schwieriger dürfte es für Leute werden, die nur mit einer bestimmten Stilrichtung etwas anfangen können. Sie dürfte es auch ärgern, dass bei Rennen Songs und Sender automatisch gewählt werden, die vielleicht nicht dem persönlichen Geschmack entsprechen. Allerdings kann man auch hier jederzeit die Frequenz wechseln.