“The Castle of Illusion? I know this place! I’ve been here, before!”Video:
Grundsätzlich wäre "Macht der Fantasie" ein würdiger Nachfolger von "Castle of Illusion". Wenn sich die Entwickler mit unnützen Ideen nicht selbst ein Bein stellen würden.
Wer erinnert sich noch an das Ende des 1990er Mega-Drive-Klassikers
Castle of Illusion? Micky hat die böse Hexe Mizrabel erledigt, Minnie Maus ist befreit, das glückliche Paar fliegt, von der geläuterten Mizrabel chauffiert, an einem Feuerwerk vorbei und tanzt anschließend einen glücklichen Walzer durch die Landschaft. Game Over gut, alles gut? Leider nein, denn Mizrabel ist eine Mistkröte, wie man im Intro vom herbei eilenden Oswald erfährt: Sie ist im aus Micky Epic bekannten „Wasteland“ gelandet, wo sie in ihrem Illusionsschloss jede Menge Disney-Figuren gefangen hält und ihre Essenz absaugt, um fliehen zu können. Oder kürzer: Ihr müsst Minnie befreien! Und, wenn’s nicht zu viel Mühe macht, die anderen bitte gleich mit.
Man merkt von der ersten Sekunde an, dass Entwickler Dreamrift mit Micky Epic: Macht der Fantasie (ME) einen echten CoI-Nachfolger auf die Beine stellen wollte.
Man trifft immer wieder auf andere Disney-Figuren, die man "befreien" muss - und die dann in der "Festung" einen Haufen Nebenmissionen für einen haben.
Die Bewegungen von Micky Maus sind ähnlich, man erledigt Gegner, indem man einen wohlgezielten Hintern-Platscher auf sie macht. Es gibt immer wieder wohlklingende Referenzen zum damaligen Soundtrack zu hören, außerdem ist ein Großteil der Soundeffekte vom Vorbild übernommen - vom Gegner-Auflösungs-Klirren bis zum Holzkopf-„Plock“, wenn man irgendwo anstößt. So weit, so super, denn das Ganze spielt sich wunderbar gemütlich und einfach, die Steuerung ist eingängig und präzise. Die Probleme beginnen damit, dass Micky jetzt keine Äpfel oder Murmeln zum Schmeißen, sondern einen Pinsel in der Hand hat.
Die Illusion des Spaßes
Diesen Pinsel nutzt man nicht nur als Fernwaffe (trifft man einen Feind mit Farbe, lässt er meist Geld liegen, bewirft man ihn dagegen mit Verdünner, kassiert man Lebensenergie-Herzen), sondern auch, um Objekte auszumalen bzw. weg zu pinseln. Wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Immer die gleichen Kanonen, Dreizacks, Spinnweben, Tintenfische oder Plattformen. Ständig muss man zwischen Digipad und Stylus wechseln (das Zeichnen ist mit dem Finger sehr unpräzise - und Präzision ist leider sehr wichtig), was einem vernünftigem Spielfluss im Weg steht. Und mit „ständig“ meine ich tatsächlich „ständig“ - irgendwann habe ich mir den Stift zwischen die Zähne gepackt, weil er teils alle 20 Sekunden gezückt werden musste.
Das erinnert nicht ohne Grund an
Drawn to Life, ist aber hoffnungslos übertrieben. Während man dort ein Mal einen Feind oder eine Plattform zu kritzeln hatte, muss man das hier dauernd machen, auf immergleiche Weise: Mit Farbe malt man die Ränder eines Objektes nach, wodurch es automatisch gefüllt wird, mit Verdünner schmiert man einfach das komplette Objekt weg, was genauso interessant ist wie es klingt.