Gleicher Krieg, anderes Ende der WeltSo hatte sich Private Tommy Conlin seine Versetzung in den Pazifik nicht vorgestellt: Wenn ihm vorher einer gesagt hätte, dass er sich durch dichten Dschungel kämpfen, die Hölle von Pearl Harbor von Bord eines kleinen MG-Boots aus erleben, unerwartet das Steuer eines Jagdfliegers übernehmen und schließlich
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Im Bootcamp werdet ihr von einem schreifreudigen Drill Sergeant zum Marine geformt. |
am Strand von Tarawa fast draufgehen würde, hätte die Bäcker-Karriere vielleicht an Reiz gewonnen. Denn Pacific Assault schickt euch nicht nur ins Jahr 1943, sondern auch ans andere Ende der Welt: Japan.Ihr beginnt mit einer heftigen Attacke auf den Strand von Tarawa. Diese Mission geht allerdings nur wenige Minuten, denn über kurz oder lang werdet ihr erwischt, sackt zusammen und hört nur noch die dumpfen Stimmen eurer Kameraden. Während die Sinne langsam schwinden, zieht euer Leben an euren Augen vorbei – jedenfalls das, was mit der Ausbildung zum Marine begann, denn den überwiegenden Rest von Pacific Assault spielt ihr als eine Art Rückblende, beginnend im Bootcamp. Dort werdet nicht nur von einem Full Metal Jacket-kompatiblen Drill Instructor zurechtgeschrien, sondern lernt auch alles über die Bedienung des Spiels. U.a. ist das Heilungskonzept neu und wichtig: Im Gegensatz zum Wald-und-Wiesen-Shooter findet ihr im Dschungel nur sehr selten mal ein herrenloses Heilpaket. Stattdessen tummelt sich immer ein Sanitäter in eurem Team, nach dem ihr im Notfall lauthals begehrt. Allerdings steht euch der Medizinmann nur einige Male zur Verfügung, danach ist das Aspirin alle. Das ist zwar im Endeffekt nichts anderes als die dauernde Suche nach einem Verbandskasten, aber es wirkt realistischer und es steigert den Druck – denn während an euch herumgedoktert wird, könnt ihr euch nicht bewegen, außerdem ist der Heiler auch für andere Verwundete zuständig, und kann daher nicht immer sofort zur Stelle sein. Das wird überdeutlich, wenn ihr dem Tode nahe am Boden liegt und statt dem besorgten Gesicht des Doktors nur noch ein japanisches Bajonett auf euch zuhechten seht…
Das Leben nach Pearl Harbor |
Habt ihr euch durch den Rumpf der Nevada gekämpft, müsst ihr mit der Vierlings-Flak für Ruhe am Himmel über Pearl Harbor sorgen. |
Habt ihr das Trainingslager heil überstanden, geht es auch schon als frischgebackener Marine nach Pearl Harbor, wo die Sonne lacht, die jungen Soldaten mit den feschen Krankenschwestern herumalbern und generell jeder eine gute Zeit hat – warum auch nicht, schließlich findet der Krieg ja woanders statt. Wie die Geschichte uns gelehrt hat, ändert sich das sehr schnell und sehr heftig: Unter wummerndem und aus dem Nichts auftauchenden Zero-Feuer kämpft ihr euch zu einem MG-Boot durch, von dem aus ihr einen hoffnungslosen Kampf gegen die
Japaner-Hundertschaften austragt, die den Himmel vor lauter Maschinen schwarz färben. Kurz darauf stoppt ihr am Leck des Schlachtkreuzers Nevada, um zu retten was zu retten ist: Ihr stürmt hinein, befreit den einen oder anderen Kameraden und schlagt euch auf das Hauptdeck durch. Dort wartet eine unbemannte Vierer-Flak auf euch, die ihr schnell noch ihrer Bestimmung zukommen lasst und eine Zero nach der anderen vom Himmel pustet. Kurz darauf hört der Angriff ebenso überraschend wieder auf wie er angefangen hat – ihr legt das Geschütz ab, und atmet nach diesem Adrenalin-Overkill endlich einmal kräftig durch.An dieser Stelle teilt sich Pacific Assault ein Problem mit
Rising Sun : Nach dem Pearl Harbor-Aufreger geht es mit dem Spieldesign bergab. Denn die nachfolgenden paar Stunden werdet ihr in den immergleichen düsteren Dschungelwäldern verbringen, und euch mit den immergleichen Nervtötern herumärgern – erst danach gibt es wieder mehr Abwechslung. Bis dahin laufen alle Missionen nach Schema F ab: Ihr schlagt euch auf linearen Wegen zum Missionsziel durch und erledigt auf dem Weg die aus den Büschen springenden Japaner, danach alles wieder von vorn. Es gibt Primär- und Sekundärziele, ihr müsst z.B. einen abgestürzten Piloten retten, eine Artilleriestellung sprengen oder eine Zeit lang eure Position halten. Ein weiteres Problem dieser Abschnitte ist, dass die Kämpfe alle gleich ablaufen: Abgesehen davon, dass die Feinde im dichten Dschungel nur schwer auszumachen sind, kennen die
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Kamikaze voraus: Die Gegner gehen sehr oft in den Nahkampf. |
oft in Gruppen attackierenden Japaner im Grunde nur zwei Angriffstypen: »aus der Entfernung ballern« oder »schreiend mit dem Bajonett auf den Spieler zurennen«. Gut, das mag der damaligen Kamikaze-Mentalität entsprechen, aber auf Dauer wirkt es doch recht eintönig. Wer sich selbst das Leben schwerer und damit das Spiel spannender gestalten will, wählt den Schwierigkeitsgrad »Realistisch«: in dem sind die Widersacher nicht nur einen ganzen Zacken gerissener, sondern es gibt auch keinerlei Onscreen-Anzeigen – kein Fadenkreuz, keinen Gesundheitsmeter, keine Restmunition.Das dritte Ärgernis ist das Aufpoppen der Gegner: Wenn ihr vorsichtig mit dem Scharfschützengewehr vorgehen und alle potenziellen Gefahrenquellen von vornherein ausschalten wollt, dürftet ihr überrascht feststellen, dass kaum Gegner da sind. Noch größer wird die Überraschung, wenn ihr einen unsichtbaren Trigger betätigt, und plötzlich von Japanern umringt seid, die vorher einfach nicht existierten. Gerade im Dschungel, wo ihr es immer wieder mit in den Bäumen versteckten Übermächten zu tun bekommt, zerrt so etwas schon sehr heftig am Geduldsfaden.