Test: Conker: Live & Reloaded (Action-Adventure)

von Michael Krosta



Conker: Live & Reloaded
Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
30.06.2005
Spielinfo Bilder Videos
Manchmal gibt es Tage, an denen einfach alles schief geht und man innerhalb von 24 Stunden mehr abgefahrene Dinge durchmacht als manch anderer in Monaten oder sogar Jahren. Das schlagfertige Eichhörnchen Conker setzt dem Ganzen die Krone auf und erlebt nach dem N64-Klassiker seinen "Bad Fur Day" erneut im Xbox-Remake. Was haben die Teamschlachten im Stil von Battlefield zu bieten?

Betrunkener Videospielheld

Wie oft erlebt man einen total besoffenen Videospielcharakter, der gleich zu Beginn aus seiner Lieblingskneipe torkelt und einem Passanten vor die Füße reihert? Nun, Conker ist genau so ein Typ. Und wer bisher dachte, Eichhörnchen wären putzige und süße Tierchen, wird schon bald eines Besseren belehrt, denn Conker teilt sowohl verbal als auch mit seinem Baseballschläger kräftig aus und hält sich mit zynischen und mitunter 
Dieser große Typ hat unter seinem Lendenschurz ein kleines Problem...
auch schlüpfrigen Kommentaren nicht zurück. Kein Wunder also, dass ihr in den Dialogen sehr oft anstatt "Fuck" und anderen derben Schimpfwörtern einen Piepston zu hören bekommt, mit dem die oft übertriebene Zensur auf die Schippe genommen wird. Überhaupt scheinen die Entwickler nicht viel von Tabus zu halten und ziehen so ziemlich alles und jeden durch den Kakao, egal ob es sich dabei um eine Terminator-Persiflage mit typischem Arnie-Akzent oder einen Arien singenden Kothaufen handelt, dessen stinkendes Maul ihr einfach mit Klopapierrollen stopft, während Fürze in Dolby Digital Raumklang aus den Boxen schallen. Vor allem die vielen zum Teil abgedrehten Bosskämpfe und witzigen Dialoge zeichnen den Titel aus, der vor Abwechslung nur so strotzt. Gleicht das Gameplay zu Beginn noch einem bunten Jump and Run mit vielen Hüpfpassagen, wandelt sich das Spiel gegen Ende zum waschechten 3rd-Person-Shooter: Mit einem MG im Anschlag metzelt ihr in einem an Soldat James Ryan angelehnten Normandie-Szenario Tediz nieder oder stattet im passenden Lederoutfit der berühmten Eingangshalle des ersten Matrix-Films einen Besuch ab, wo ihr ebenfalls alles in Schutt und Asche legt – in Bullet-Time versteht sich! Leider können die Standardgegner bei den genialen Obermotzen nicht mithalten: Vor allem die neue, stachelige Gegner-Spezies ist äußerst nervig, da sie sich bei einem Angriff zusammenkugelt. Die Kämpfe gegen solche und andere Zeitgenossen sehen in der Regel so aus, dass ihr mit eurem Baseballschläger vorstürmt und zuschlagt, dann schnell zurücksetzen müsst, bevor der Verteidigungsmechanismus der Gegner einsetzt. Ist diese Phase vorüber, könnt ihr wieder angreifen etc. Teilweise müsst ihr die Feinde drei bis vier Mal treffen, was schnell langweilig werden kann. Glücklicherweise trifft man diese nervigen Standardtypen nicht allzu häufig im Spiel an oder kann ihnen oft genug auch einfach aus dem Weg gehen. Wie bei der Vorlage müsst ihr natürlich auch beim Remake auf die kontextsensitiven Knöpfe nicht verzichten, deren Konzept euch gleich zu Beginn in einer urkomischen Unterhaltung mit der angetrunkenen Vogelscheuche Birdy näher gebracht wird. Wer das Original nicht kennt, wird öfters Orientierungsprobleme haben: Die Welt ist offen konzipiert, doch bekommt ihr mit fortschreitendem Spielverlauf Zugang zu neuen Areale, die zuvor nicht zugänglich waren. Allerdings wisst ihr manchmal nicht so recht, was genau ihr eigentlich machen müsst, um weiter zu kommen und irrt planlos durch die Gegend. 

Mächtig aufpoliert

Halten sich die Neuerungen beim Gameplay bis auf minimale Veränderungen in Grenzen, wurde der N64-Klassiker grafisch mächtig aufpoliert und erstrahlt auf der Xbox in neuem Glanz. Die zumeist bunte Umgebung bietet viele kleine Details, die Wassereffekte sehen großartig aus und an Conkers Fell kann man die Haare fast 
Diese neuen, stacheligen Gefährten können ganz schön nervig sein.
einzeln zählen. Leider fordern die imposanten Kulissen ihren Preis und so gerät das Geschehen gelegentlich ins Ruckeln. Auch ploppen immer wieder kleinere Objekte wie Blumen ins Bild, so dass trotz der insgesamt enormen Weitsicht der Grafikaufbau mit bloßem Auge wahrgenommen wird. Auch die Kamera fängt das Geschehen nicht immer optimal und zeigt sich selbst bei der manuellen Korrektur oft recht störrisch – so etwas sollte bei heutigen Titeln eigentlich nicht mehr passieren, vor allem, wenn der Entwickler Rare heißt. Im Soundbereich gibt es dagegen gar nichts zu meckern: die englische Sprachausgabe ist allererste Sahne und auch die interaktiven, oft locker-flockigen Jazz-Stücke passen sich der Umgebung perfekt an. Lauft ihr z.B. gerade an einem Bienenstock vorbei, wird die Hauptmelodie plötzlich "gesummt", während ihr in der schon erwähnten Matrix-Sequenz von hammerharten Techno-Klängen begleitet werdet, die wie die vertrauten Terminator-Klänge an das filmische Vorbild angelehnt sind.

   

Kommentare

johndoe-freename-102382 schrieb am
Hab von dem Remake gehört und mich an meine alte N64-Konsole erinnert. Ein Kumpel lieh mir den Titel aus und es ist echt ein Hammerspiel. Soviel Abwechslung mit so brachial-rasantem Humor gibt es kaum ein zweites mal.
In jedem verdammten Raum muss man was anderes machen, jeder Endgegner will völlig anders besiegt werden.
Nur das Ende ist mir immer noch zu dramatisch. Die ganze Party endet viel zu bedrückend.
P.S.: Höhepunkte sind ganz klar der D-Day und der Great Mighty Poo.
DERDOHR schrieb am
Also ich als Nintendo Fanboy (nicht so extrem wie viele hoffen) finde Conker nicht so prickelnt, egal ob Original oder Remake, und kann kaum die Begeisterung für dieses Spiel nachvollziehen, ist zwar lustig und mindestens so gut wie die meissten Vergleichsprodukte, aber grafisch ist RE4 um längen überlegen und ausser dem hoch angepriesenen Humor (Ich mag sogar South Park, aber Conker war unter aller Kanone) wirkt das ganze Spiel dermaßen aufgesetzt (Leveldesign, Rätsel) und zusammenhangslos, das ich Wertungen jenseits der 85% kaum verstehen kann. Ein lustiges Spiel, aber wohl kaum Awardverdächtig. Noch was nettes am Rande: Spielt mal alle Psychonauts, das ist lustig, länger, nicht so Hardcore und um längen Innovativer (hat aber keinen so hübschen Felleffekt) als euer aller Lieblingseichhörnchen,
mfG DER DOHR (Ihr ganzen M$ Lover ^^)
Eisregen121 schrieb am
So lange Killer Instinct 3 kommt, ist mir alles egal. Ich bin bereit für dieses Spiel mehr auszugeben als für irgend ein anderes spiel. Killer instinct 1 kostete mich über 1800 DM (damals noch) um mir den automat aus england zu importieren und die butttons und alles austauschen zu lassen.
Gegen dieses Spiel chema stinkt auch noch heute jedes beat èm up gewalltig ab.
Dagegen sind Tekken, Streetfighter & Co eingeschlafene füsse.
Hier ziegt sich dann wer die richtigen Button Smasher sind. Und wenn das gut über XBL gehen sollte, geht für mich ein traum in erfüllung. Von daher bleibt Rare eine der besten firmen für mich ever.
Ich wäre bereit für dieses Spiel mehr geld auszugeben als die PS3 und X360 zusammen wert sind. Für den einen mag das dumm und sinnlos klingen, aber die, die dieses Spiel lieben wissen was ich meine.
Cabal2k schrieb am
Erstmal:
Das Spiel ist total Genial, habe noch nie soviel gelacht wie in diesem Spiel.
Zu den negativen punkten muss ich sagen das bis auf das level wo die katzenfische sind das spiel bei mir nicht einmal geruckelt hat.
und die erwähnten pop-ups....mir sind keine aufgefallen.
Würde dem SP 91% geben, dann was da geboten wird lässt spiele wie Jak&Daxter, Ratchet&Clank einfach nur schlecht aussehen.
In diesem Sinne
C2k
schrieb am